Warum ich nicht mehr (1): …den Begriff „Suchende“ verwende

In den vergangenen Jahren hat sich mein Glaube verändert. Das sollte nichts Ungewöhnliches sein. Es ist gut, wenn wir uns weiter entwickeln. Nicht umsonst erbleicht Brechts Herr K., als ihm bei einem Wiedersehen attestiert wird: „Sie haben sich gar nicht verändert!“

Veränderung und Wachstum gehören zum Leben, ja sind sogar seine Kennzeichen. Ohne Veränderung gleichen wir einem Stein, der ewig vor sich hin liegt und je nach Größe und Beharrungsvermögen zum Spielball der Naturgewalten und lebendigen Organismen wird oder einfach im Weg ist.

Verändert hat sich in dieser Zeit nicht nur meine grundsätzliche Sicht auf viele Dinge, ich tue und sage auch einiges anders als früher. Oft sind es nach außen nur subtile Veränderungen, die am Ende des Tages aber doch einen großen Unterschied machen. Dinge, die mir zuvor selbstverständlich waren und bei denen es manchmal gar nicht einfach ist, den alten Mustern zu entkommen.

In einer kleinen Serie möchte ich einige dieser Punkte mit euch teilen. Als erstes: Ich verwende den Begriff „Suchende“ nicht mehr.

Ich denke, Willow Creek hat den Begriff im deutschen Sprachraum eingeführt oder zumindest recht populär gemacht. Die „seeker friendly services“ der Megachurch aus Chicago woll(t)en 30 Jahre lang besonders Menschen ansprechen, die noch keine Christen waren. Das Anliegen war ein Gutes und es hat auch viele deutsche Christen aus ihrem klerikalen und selbstzufriedenen Tiefschlaf wachgerüttelt. Jesus hatte eben eine Mission, und die lautete nicht: Gebäude bauen und Spenden sammeln, sondern: Immer neue Menschen mit der Liebe Gottes berühren. Das erreicht man nicht, indem man wartet, bis jemand seine Nase in ein ihm unbekanntes Gebäude steckt, in dem es mieft.

Der Begriff hatte also viele positive Folgen. Gleichzeitig aber ist er Ausdruck einer Weltsicht, die Menschen in klare Lager einteilt: Auf der einen Seite die „Suchenden“, die umherirren wie Schafe. Auf der anderen Seite die Christen, die offensichtlich nicht mehr suchen, die „es“ also gefunden haben und damit genau wissen, wohin die „Suchenden“ gehen müssen, um zu finden. Das ist lieb gemeint. Aber damit verbreitern wir gleichzeitig jenen Graben, von dem wir hoffen, dass ihn der „Suchende“ durch sein Finden überspringt. Genau genommen schaffen wir diesen Graben erst. Denn wir definieren, was jemand gefunden haben muss, um nicht mehr „Suchender“ zu sein. Wir haben die Wahrheit und unser Auftrag ist es, sie den Suchenden mitzuteilen.

Jesus hat uns aber nicht aufgefordert, Menschen zu Wissenden zu machen. Er hat uns nicht aufgefordert, den Kreis der „Eingeweihten“ zu vergrößern. Er hat uns aufgefordert, Menschen zu seinen Jüngern zu machen. Wörtlich: Zu seinen Schülern zu machen.

Rabbinische Schüler zur Zeit Jesu folgten ihrem Rabbi, hörten ihm zu, diskutierten und lernten jeden Tag Neues. Sie beobachteten, wie ihr Rabbi handelte und versuchten, ebenso zu handeln. Sie folgten einem Rabbi nach, weil sie Antworten auf die tiefen Fragen des Lebens suchten. Aber während sie Schüler waren, waren sie niemals selbst Rabbis.

Die Unterscheidung zwischen „Christen“ und „Suchenden“ impliziert lauter kleine Rabbis auf der einen Seite des Grabens, die den unwissenden Suchenden zum Überqueren desselben verhelfen wollen, müssen oder glauben, zu müssen. Diese Attitüde finde ich bei Jesus nicht: Er fordert seine Schüler auf, andere ebenfalls zu Schülern zu machen. Sie unterscheiden sich nicht voneinander: Schüler beobachten, lernen, entwickeln sich, immer auf der Suche nach den Antworten auf die Fragen des Lebens. Dafür folgen sie ihrem Lehrer nach. Christen sind Schüler Jesu, nicht Rabbis Gottes. Christen sind Suchende. Und deshalb ist es Unsinn, Menschen in Abgrenzung zu Christen als „Suchende“ zu bezeichnen. Im Grund ist es sogar ziemlich arrogant. Denn es hebt Christen in die Rolle von Rabbis – eine Rolle, die uns nicht passt.

Ehrlicher wäre anzuerkennen, dass wir mit allen Menschen im gleichen Boot sitzen, die auf dieser Suche sind: Juden, Moslems, Atheisten, Bert Brecht, Thomas D. Was uns zu Christen macht ist, dass wir uns dabei an Jesus Christus orientieren, dass wir ihm nachfolgen. Wir glauben, dass er die richtigen Antworten hat, die Antworten, die uns weiter bringen, Gott und die Tiefen des Seins besser erkennen lassen. Wir glauben, dass er der Sohn Gottes ist und deshalb eine ganz besondere Rolle spielt. Aber nur weil wir auf unserer Suche Jesus nachfolgen macht uns das noch nicht zu Menschen, deren Suche zu Ende ist. Vielleicht fängt sie mit der Entscheidung, Schüler Jesu zu werden, gerade erst an, nimmt Fahrt auf und wird aufregend.

Aber wir sind und bleiben Suchende und könne andere nur einladen, mit uns bei Jesus in die Schule zu gehen. Mit allem anderen schließen wir uns aus dem lebenslangen Lernprozess aus, dem Lernen dessen was und wie Gott ist und was unsere Berufung auf dieser Welt ist.

Ob ein Leben aus ewigem Suchen nicht irgendwann depressiv macht, fragt jetzt der schon längst selbst Depressive. Nein, denn selbstverständlich finden wir ja immer wieder Neues. Und erkennen immer mehr und lernen dazu. Nach unseren ersten Funden aber davon auszugehen, dass wir alles gefunden und erkannt haben (nach welchem denn genau?), macht uns hart und leblos, wie ein Stein. Und dabei lädt uns Jesus ein, als Christen Teil eines lebendigen Organismus zu sein, der wächst und sich verändert: dem Leib Christi, der Kirche. Kirche? Ich weiß, nicht gerade der Inbegriff für Veränderung, Dynamik und Lernbereitschaft. Höchste Zeit, das zu ändern…

Sollten das deine Freunde auch lesen? Teile es!

Kommentare

34 Kommentare auf "Warum ich nicht mehr (1): …den Begriff „Suchende“ verwende"

  1. Charly says:

    Hmmm, nach deiner Definition bleibt am Ende, dass Jesus dann nur noch ein Guru unter anderen Gurus ist. Erlöst zu sein, scheint da ja dann keine wesentliche Rolle mehr zu spielen, oder? Es reicht auf seinem „spirituellen Weg“ tendenziell zum „großen Meister Jesus“ zu tendieren? Verstehe ich dich hier richtig?

    Antworten
  2. insider43 says:

    Der eigentlich „Suchende“ ist doch Gott selbst – in Jesus will er uns begegnen und finden:
    „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lk 19.10)

    Antworten
  3. Andreas says:

    Ich habe den Begriff „Suchende“ gar nicht so oft gehört, außer von Kirchenleuten, die gar nicht vorhatten, etwas zu finden. Die Willow-Verschnitt-Zielgruppe wurde hierzulande meist „Kirchenferne“ genannt, was aber ja noch keine Bewegung beinhaltet.
    Es wird dann wohl auch Menschen geben, die sich tatsächlich als „Suchende“ verstehen. Das soll man dann auch ernstnehmen.
    In der Bibel wird das Wort allerdings anders verwendet. Da ist es meistens Gott, der sucht. Die Christen wären dann nicht die, die schon gefunden haben, sondern die gefunden wurden.

    Antworten
    • Johannes says:

      Ja, Willow verwendet den Begriff Kirchenferne. Ich kann allerdings auch nicht erkennen, dass wir Christen uns als die sehen, die schon alles wissen. Ich stimme dir, Rolf, also zu, dass wir lebenslang Lernende sind. Doch haben wir unseren Meister, Jesus, immerhin schon gefunden. Das wünsche ich allen Menschen.!

      Antworten
  4. Suchender says:

    Genaugenommen sind manche Suchende veilleicht gar nicht suchend – wer sagt denn, dass sie Jesus finden wollen. Und wir Christen lernen immer wieder und immer mehr dazu, und trotzdem nicht unbedingt anders als alle anderen auch. – Einen Graben gibt es aber trotzdem: Bei Jesus gibts ein drinnen („umherirrende“ Schafe IM Stall oder umzingelt von Schäfer und Schäferhund – gerettet) – und umherirrende Schafe außerhalb des Stalls, die verloren gehen (wenn Jesus sie nicht noch einsammelt). Beidesmal Schafe – das eine nicht besser oder schlechter als das andere. Aber der Aufenthaltsort (beim Schäfer?) machts.

    Antworten
  5. Karl Heinz says:

    Klingt so reif und bescheiden, Rolf, kann aber auch Ausdruck völliger, selbstinduzierter, programmatischer Desorientierung sein, die auch Jesus an den Rand seiner göttlichen Geduld bringen kann: „Und die ihr solltet längst Meister sein, bedürft wiederum, dass man euch die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht starke Speise.“ (Hebr. 5,12)

    Antworten
    • Harry says:

      Hebr, 5,12 steht in einem bestimmten Zusammenhang. So Isoliert betrachtet könnte man den Vers gewiss auch dir vorhalten. Außerdem ist es kein Zitat Jesu.

      Kannst du das alles etwas näher erläutern?

      Antworten
      • Karl Heinz says:

        Allerdings, Harry.

        Der Hebräervers ist ein Beispiel unter vielen und zeigt zumindest eines: So sehr auch wünschenswert und notwendig ist, dass wir keine toten Gesteinsbrocken sind, oder den Leute gleichen, „die auf ihren Hefen liegen und sprechen in ihrem Herzen: Der Herr wird weder Gutes noch Böses tun“ (Zeph. 1,12), so wenig hat Veränderung damit zu tun, dass wir gewonnene bzw. geschenkte Erkenntnis sausen lassen und ständig wieder von vorn anfangen zu lernen, was wir längst als festen Bestandteil abgespeichert und verinnerlicht haben sollten.

        Veränderung geschieht durch unser Leben als Pilger in dieser Welt mit Jesus, häufig durch irgendeine Form von Leid („… von einem Fass ins andere gegossen und ins Gefängnis gezogen“, Jer. 48,11), nicht durch Preisgabe aller strukturierten Erkenntnis mittels dialektischer Methodik, die zur neuen Orthodoxie erhoben wird.

        Antworten
        • Harry says:

          Karl Heinz, 2000 Jahre Christentum haben unterschiedlichste christliche Lehren, Kirchenlehrer und Denominationen hervor gebracht. Wir stehen am vorläufigen Ende dieses Prozesses vor einem riesigen Scherbenhaufen vielfältigster christlicher Ergüsse der Kirchengeschichte.

          Du redest von deiner in Stein gemeisselten Dogmatik. Andere von ihrer. Du maßt dir an, den Kern der Lehre gefunden zu haben. Andere auch.

          Daraus resultiert nachweislich, dass die allein wahre Erkenntnis noch nicht vor liegt. Oder sprichst du allen Andersverstehenden ihr Christsein ab?

          Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen, sondern eine Entflechtung der 2000-jährigen Kirchengeschichte und Dogmatik ist heute wieder ganz neu angesagt.

          Ich kann im Ausgangsartikel nicht erkennen, dass eine neue Orthodoxie erhoben wird, sondern ein ehrliches Bemühen und die Offenheit, selbst dazuzulernen, anstatt Andere penetrant und süffisant mit der eigenen Wahrheit zu belöffeln.

          🙂

          Antworten
          • Karl Heinz says:

            Von außen betrachtet mag die Kirchengeschichte ein Scherbenhaufen sein. Aus Gottes Sicht ist sie ein Schatz in irdenen Gefäßen, oder auch ein unkrautdurchsetztes Weizenfeld.

            Gottes lenkende Hand und weise Linie in ihrem Verlauf nicht zu erkennen, heißt seine souveräne Vorsehung zu ignorieren.

            Den „Kern der Lehre“ als unfindbar und unerkennbar darzustellen, wie du es im- und explizit tust, zeugt von einem existenzialistischen Mysteriumsverständnis, das demjenigen der Bibel fremd ist: „Stückwerk“ heißt nicht „unwahr“ oder „unklar“, sondern „wahr“ und „klar“, soweit an Gottes geschriebener Offenbarung ausgerichtet.

            Dialektisches Infrageziehen strukturierten, dogmatischen Denkens ist in der Tat Methodik und eine Art neuer epistemilogischer Orthodoxie. Verfechter dieser Methodik entwickeln missionarischen Eifer und gehen suggestiv und polemisch vor und gönnen sich so lange keine Ruhe, bis kein Stein des historischen dogmatischen Christentums mehr auf dem anderen ist.

            Antworten
          • Karl Heinz says:

            p.s.

            und weil sie wissen, dass das ausgekehrte Haus nicht leer bleiben kann, weil andernfalls die alten Dogmen ebensogut wieder zurückkehren könnten, wird voller Zuversicht an neuen „Paradigmen“ gebastelt, die, sobald sie erst einmal etabliert sind, nichts anderes sind als konkurruerende Dogmen.

            Worauf es also hinausläuft, ist nicht die Frage: Dogmen, oder keine Dogmen, sondern ein Abwägen und Vergleichen von Dogmen und Denkstrukturen, woraus sich wiederum die Frage des Maßstabs oder Standards ergibt, anhand derer wir abwägen und bewerten.

            Antworten
            • Harry says:

              Lieber Karl Heinz,

              ich bin ein Suchender im Dschungel existierender Dogmen. Ich weiß, dass die Aufstellung von Dogmen ein ernsthaftes Bemühen war, um Klarheit zu erlangen.

              „Worauf es also hinausläuft, ist nicht die Frage: Dogmen, oder keine Dogmen, sondern ein Abwägen und Vergleichen von Dogmen und Denkstrukturen, woraus sich wiederum die Frage des Maßstabs oder Standards ergibt, anhand derer wir abwägen und bewerten.“

              Richtig.

              Ich behaupte, dass verschiedene Maßstäbe und Standards in der Kirchengeschichte durch Kirchenlehrer vorgegeben wurden, an denen man sich jeweils krampfhaft fest hält. Verschiedene Kirchenlehrer widersprechen sich. Man entscheidet sich für ein in sich schlüssiges theologisches System und bekämpft sich dazu gegenseitig. Das ist die Realität der Kirchengeschichte.

              Ich behaupte weiterhin, daß die jeweiligen Dogmengebäude oder Paradigmen zusammen brechen können, wenn nur eines ihrer wesentlichen Dogmen fällt, Z.B. das Höllendogma.

              An anderer Stelle im Blog verknüpfst du dein Dogmengebäude eng mit sich selbst und beweist es mit sich selbst. Das wird zu einem Zirkelschluß, sofern sich ein Fehler in deinem System eingeschlichen haben sollte.

              Das kann nun jedem so gehen innerhalb des eigenen aktuellen Verständnisses.

              Darum ist es wichtig, Offenheit und Neugier zu entwickeln, welches System wohl am ehesten an der Wahrheit dran ist. Damit bin ich gezwungen, alle Systeme ergebnisoffen zu prüfen. Die Komplexität macht mich zu einem Suchenden bis zum letzten Atemzug. Nichts anderes regt der Ausgangsartikel an. Unser Wachstum ist nicht beendet.

              Das ist ein gemeinsames Projekt.

              Liebe Grüße
              Harry

              Antworten
              • Karl Heinz says:

                Lieber Harry, wer sucht, hat die Verheißung, dass er findet. Wir müssen da nicht völlig im Trüben fischen. Standard muss das geschriebene Wort Gottes sein. (Da hält bei weitem nicht jedes Dogma stand. Für Maria Coredemptrix z. B. sehe ich wenig Chance. 😉 )

                Wichtig ist, Bewährtes und Erprobtes als solches abzuspeichern und darauf aufzubauen. Nur so können wir in der Erkenntnis wachsen. Sonst werden wir wie die, die „allezeit suchen und nie zur Erkenntnis kommen“.

                Ich selbst habe mich mit meiner Sucherei aus jeder für mich erreichbaren Gemeinde „heraus-gesucht“. So kann es kommen …

                Wie willst du übrigens vermeiden, was du „Zirkelschlüssigkeit“ nennst, wenn es um Gott geht, es sei denn, du machst Gott zum Bestandteil einer innergeschöpflichen Kausalkette, das von anderen Ursachen außerhalb seiner selbst beeinflusst und bedingt ist?

                Kleiner Tipp für die Weitersuche: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Wenn du keines der existierenden theologischen Systeme akzeptierst, wirst du irgendwo im Dickicht moderner postkantianischer Philosophie landen, wie man an Vertretern emergenter Theologie sieht, deren Denken ein phantasievoll buntes Potpourri aus Existenzphilosophie, Prozessphilosophie, Dialektik und „geschichtlichem Bewusstsein“ umfasst.

                Antworten
                • Harry says:

                  „Wenn du keines der existierenden theologischen Systeme akzeptierst, wirst du irgendwo im Dickicht moderner postkantianischer Philosophie landen“

                  Nöö. Die Kirchengeschichte beweist, dass es das perfekte theologische Erkenntnissystem noch nicht gibt, weil es viele Systeme gibt. Welches davon ist perfekt? Siehe auch 1. Kor. 13,12.

                  Antworten
                  • Karl Heinz says:

                    Ein dickes fettes „Nöö“ ist online-Code für ein dickes fettes argumentatives Überlegenheitsgefühl!

                    Die Kirchengeschichte beweist, dass „Perfektion“ ein schönes und notwendiges Ziel ist.
                    Die Frage ist also nicht: „Welches ist perfekt?“ sondern: „Welches ist nach den Aussagen und Grundsätzen der Bibel auf dem richtigen Weg?“ Das herauszufinden, Detail für Detail, gehört zu unseren Aufgaben als reife Christen.
                    Das Gegenargument, es gebe ja „viele Systeme“, bedeutet, sich der Aufgabe mit Hilfe der Formulierung der Aufgabenstellung zu entziehen.

                    Antworten
                    • Harry says:

                      1. Ein „Nöö“ ist Mundart und bedeutet „Nein, nein“. Nach meiner Philosophie fühle ich mich nicht überlegen, sondern habe eine eigene Meinung, aber ich bin lernwillig.

                      2. Das Ziel der Perfektion erreichen wir nur schwer, deshalb Offenheit und Lernbereitschaft.

                      3. Der Vorwurf der Aufgabenentziehung ist nicht zutreffend.

                      Evangelikale nennen es nicht Dogma, sondern Bekenntnis.
                      Es hat jede Menge neuer, sagen wir fortschreibender Bekenntnisse in der Vergangenheit gegeben. Das widerlegt die Vorstellung von einer fertigen perfekten Theologie und Dogmatik.
                      Auch hier gilt: Dazulernen, prüfen, reflektieren, neu nachdenken und neu formulieren.

                      🙂

                    • Karl Heinz says:

                      Ich bin ebenfalls lernwillig und -begierig. Da ich die alten Bekenntnisse wie Heidelberg und Westminster, zu schweigen von der Institutio, weder verfasst noch in der Muttermilch aufgesogen habe, lerne ich sie kennen, prüfe und reflektiere sie und bin begeistert von ihrer Tiefe der Erkenntnis, Präzision des Ausdrucks und didaktischen Qualität der Katechismen.
                      Das sind grundlegende Sachen, auf denen sich aufbauen lässt.
                      Gegenwärtig lese ich seit einigen Monaten Arthur W. Pinks Hebräerbriefkommentar. Nebenher immer wieder Cornelius Van Til, sowie die Philosophen (wie Kant, Hegel, Heidegger, Kierkegaard, Dilthey, Gadamer, auch Barth und Brunner), um Zusammenhänge heutigen Denkens verstehen zu lernen.
                      Ich bin ein langsamer Leser und habe leider wenig Zeit.

              • Christian says:

                Hey Harry, müssen wir unbedingt den Nichtchristen nicht die Arbeit abnehmen, indem wir ihre Argumente gegen das Christentum verwenden? 😉

                Antworten
                • Harry says:

                  Es sind keine Argumente gegen das Christentum, sondern gegen möglicher Weise eingeschlichene Fehler in der Dogmatik des Christentums. Dabei können Hinweise von Atheisten durchaus hilfreich sein, weil wir oft genug betriebsblind sind oder dicke dogmatische Brillen auf der Nase haben. Auch Atheisten haben das Gesetz Gottes in ihren Herzen. (Röm 2,15) Also geben uns zumindest einige davon durchaus richtige Impulse und können uns wirksam den Spiegel vorhalten.

                  Auch in diesem Zusammenhang kann ich die Intension des Ausgangsartikels nur unterstreichen.

                  Antworten
                  • Christian says:

                    Sie haben das Gesetz Gottes in ihrem Herzen, tun aber alles, um „die Wahrheit in Ungerechtigkeit zu unterdrücken“ und haben „Gottes Wahrheit verwandelt in die Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpf mehr denn dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen.“ „Und gleichwie sie nicht geachtet haben, dass sie Gott erkenneten.“ (Römer 1)

                    Deine Argumente sind genau deckungsgleich mit den Argumenten der Nichtchristen:
                    (1) Kein verlässliches, irrtumsloses Zeugnis der Bibel,
                    (2) die Christen sind hoffnungslos zerstritten über einzelne Glaubensinhalte.
                    (3) die Maßstäbe und Standards sind diffus und willkürlich und variieren je nach theologischer Schule.
                    (4) „Wahrheit“ ist allenfalls individuell subjektiv erfahrbar und liegt im Auge des Betrachters.

                    Mit diesen Argumenten aus dem Munde von Christen hast du absolut nichts zur Verfügung, mit dem du das nichtchristliche Denken herausfordern oder ihm eine Alternative entgegensetzen könntest.

                    Stattdessen greifst du ihre „richtigen Impulse“ auf und lässt dir von ihnen „den Spiegel vorhalten“.

                    Wenn Christen zu blinden Blindenführern werden, fallen beide in den Graben.

                    Antworten
                    • Rolf Krüger says:

                      Es ist genau anders herum, Christian: Was du forderst ist es, was Nichtchristen am Glauben irritiert und sie skeptisch macht. Sie könnten sich dem Glauben gegenüber viel leichter öffnen, wenn…

                      (1) …wir die Bibel als persönliches Glaubenszeugnis vieler unterschiedlicher Menschen ernst nehmen würden, in deren Leben Gott gewirkt har und von deren Erfahrungen und Gottesbegegnungen wir viel für unsere Zeit und Situation lernen können.
                      (2) …Christen nicht so täten, als hätten sie die letzte Wahrheit erkannt, sondern sie zur eigenen Schwachheit und Unzulänglichkeit stehen würden – auch in der Erkenntnis Gottes. Denn unsere Erkenntnis ist Stückwerk, sagt selbst Paulus.
                      (3) …wir Christen in der Toleranz gegenüber Andersdenkenden ein Vorbild für die Gesellschaft wären statt diejenigen zu sein, die immer alles so lassen wollen, wie wir es gewohnt sind (was wir gerne mit dem Willen Gottes verwechseln).
                      (4) …wir unsere jeweils subjektiven Erfahrungen begeistert als solche weiter gäben – als persönliches Stück revidierungsfähige Wahrheit und Möglichkeit für andere, davon zu lernen. Aber immer in der Offenheit, genauso selbst von den Erfahrungen des Anderen zu lernen.

                      Das wäre doch mal eine Alternative… 🙂

                    • Karl Heinz says:

                      Hätte mich damals als Nichtchrist nicht überzeugt.

                      (1) Es hätte die Bibel in eine Reihe mit der Bagavatgita, dem Tao te Ching, dem Tibetanischen Totenbuch und dem Koran gestellt, und ich wäre so schlau gewesen wie zuvor.

                      (2) Ich hätte den Schluss gezogen, dass die Christen es auch nicht so genau wissen. Also weshalb sollte ich ihnen glauben?

                      (3) verstehe ich nicht.

                      (4) Was nützen mir die subjektiven Erfahrungen anderer Leute? Nach meinem pragmatischen Geschichtsverständnis war sowieso alles möglich, nur hatte leider nichts davon Bedeutung. Und was bitteschön ist “ ein Stück revidierungsfähiger Wahrheit“?

                      Fazit: Ich hätte mich irritiert gefragt, was diese Christen mir eigentlich sagen wollten, und warum sie es nicht deutlich gesagt haben.

                      Mit anderen Worten: Ich hätte weder eine Alternative zu meinem eigenen Denken, noch eine Herausforderung darin erkannt.

                    • Harry says:

                      Was genau hat dich denn überzeugt?

                      Übrigens…den Karl Heinz habe ich dir nicht abgenommen. 🙂 ….

                    • Christian says:

                      Streetworker der Jesus People sprachen mich an und erläuterten mir eindeutig, weshalb gerade ich Jesus brauchte. Ich hielt dagegen und sagte, ich kenne Gott und jeder finde auf seine Weise zu Gott. Sie akzeptierten keine Ausflüchte und ließen nicht locker. Und nach etwa zwei Tagen hatte ich eine innere, unumstößliche Gewissheit, dass sie recht hatten, und dass die Antwort auf all meine Fragen und auf meine ganze Verlorenheit Jesus ist. Ich wusste noch nicht viel, aber das wusste ich.
                      Ursache dieser Gewissheit war die Neugeburt durch ein Eingreifen des Geistes Gottes. Das war vor 42 Jahren. Ich habe seitdem an allem Möglichen gezweifelt, am meisten an mir selbst, aber nicht einen Augenblick lang an Jesus und an dem, was er für mich getan hat.
                      Jeder, der auf diese Weise bekehrt wurde, ging umgehend wieder raus und predigte das Evangelium, soweit er es bislang verstanden hatte. Ich bin bis heute überzeugt, dass es eine große Erweckung war.
                      In diesem Zusammenhang erlebte ich sehr viele Bekehrungen, die meisten von ihnen echt und dauerhaft.
                      Karl Heinz Müller hat übrigens zum gleichen Zeitpunkt an anderem Ort Ähnliches erlebt. Wir haben uns später im Hamburger „Jesus Center“ kennen gelernt und jahrelang auf dem St.Pauli Kiez zusammengearbeitet.
                      Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und meinem Verständnis vom Wesen des Glaubens und von Bekehrung hab ich mich auch auf Toby Faix’s Blog so stark in das Thema „Entkehrung“ eingeschaltet. Ich fürchte jedoch, er hat mein Anliegen nicht verstanden 🙁

                    • Christian says:

                      Ja, es wird Zeit, dass ich meine Karl Heinz Latexmaske abnehme, die mein Freund Karl Heinz Müller mir vertrauensvollerweise geliehen hat. Dieses Vertrauen will ich nicht überstrapazieren. Doch was tut das schon zur Sache?

                    • Rolf Krüger says:

                      Ich habe mich schon gewundert, warum, ein Kommentar von Karl-Heinz in der Warteschlange gelandet ist. Du hast versehentlich deine echte E-Mail-Adresse benutzt, aber Karl-Heinz als Name dazu geschrieben. Warum sollte ein echter Karl-Heinz deine Mail-Adresse dort hinschreiben? Du hast also ernsthaft die ganze Zeit hier unter falscher Identität geschrieben? Dasselbe, weswegen du bei Peter rausgeflogen bist – und dort wolltest du den Betrug nie zugeben. Ist dir gar nichts heilig? Was genau macht dein Christsein aus? Ist nirgendwo in deinen rechtgläubigen Regeln etwas von Ehrlichkeit zu finden? :-/

                      Hast du dazu etwas zu sagen?

                    • Christian says:

                      Rolf, ich bitte dich aufrichtig um Entschuldigung! Ich bin normalerweise einer der wenigen Kommentatoren, die unter vollem Profil (Namen,Webseite, Mailadresse und Foto) posten. Nur wenn ich mitten im Gespräch geblockt werde, kann es schon mal vorkommen, dass ich im Eifer des Gefechts die Identität ändere, um einen Gedanken zuende zu führen (hat Luther das nicht auch eine Zeitlang gemacht 😉 ). Heilig ist mir das Anliegen, die Botschaft, nicht meine Identität. Außerdem wollte ich das schon lange aufklären und bin froh, dass es raus ist. Harry wusste ja eh bescheid.

                    • Rolf Krüger says:

                      Gut Christian, ich nehme deine Entschuldigung an – trotzdem ist das für mich keine Lappalie. Du bestätigst mit deinen Worten genau das, was ich vermute: Du willst deine Botschaft hier verbreiten – dafür ist dir jedes Mittel recht (eine falsche Identität anzunehmen, um eine Sperre zu umgehen, spielt anderen etwas vor und ist eine Form von Lüge).

                      Das geht so nicht. Dies ist eine Plattform für Leute, die in Dialog mit anderen treten wollen, nicht für Leute, die ihre Botschaft einseitig verkünden wollen. Du hast ab sofort hier Hausverbot, Christian – egal unter welcher Identität. Und das heißt: Keine Postings mehr! Mach deinen eigenen Blog, wenn du was schreiben willst. Ich hoffe, dass es dein Gewissen als Christ dir verbietet, dieses klare Verbot durch die Annahme einer nächsten Identität zu umgehen.

                      Leb wohl!

                    • Christina says:

                      @ Rolf: Ich finde die doppelte Identität zwar auch nicht so ganz okay, aber die Sperrung von Christian (als er noch unter Christian schrieb), nur weil dir seine Gedanken nicht passten, ebensowenig. Er hat doch noch nie irgendetwas Schlimmes geschrieben. Sein einziger Fehler ist doch, dass er viele Sachen anders sieht als du.
                      Du wirfst ihm vor, dass er hier seine Botschaft verbreiten will. Nun, wenn auf deinem Blog keine abweichenden Meinungen erwünscht sind, dann solltest du das gleich oben dick und fett am Besten in roten Buchstaben unübersehbar allen Lesern und zukünftigen Kommentatoren klar machen. Dann werden hier in Zukunft auch nur noch dir Gleichgesinnte posten, denke ich mal. Aber das wird wohl dann ziemlich langweilig werden, wenn ihr euch alle nur noch gegenseitig auf die Schulter klopft. Wenn es das ist, was du willst…..viel Spaß. 🙂

                    • Rolf Krüger says:

                      Das ist leider die typische Reaktion auf so etwas. Aber nein, Christina, ich will begrüße abweichende Meinungen – das müsstest du wissen. Christian wurde auch nicht von mir gesperrt, weil er eine andere Meinung hat. Dass er als Karl-Heinz hier frei schreiben durfte ist doch Beweis genug dafür. Ich habe sehr gerne Leute hier, die andere Meinungen haben – wir sollten alle voneinander lernen. Aber ich erwarte erstens von den Kommentatoren, dass sie auch eine Dialogbereitschaft an den Tag legen. Die verneint Christian für sich. Und zweitens hat er stets mit einer hohen Frequenz und hohen Aggressivität gepostet. Wenn man ihn nicht bremste gab es zeitweise 60% Christian-Kommentare. Das ist zu viel. Und dass er mich hintergeht, geht gar nicht. Tut mir leid.

                    • Christina says:

                      @ Rolf: Du kannst auf deinem Blog natürlich tun und lassen, was du willst. 🙂
                      Aber eines verstehe ich nicht. Du schreibst:

                      Aber ich erwarte erstens von den Kommentatoren, dass sie auch eine Dialogbereitschaft an den Tag legen. Die verneint Christian für sich.

                      In Wikipedia heißt es: „Ein Dialog ist eine mündlich oder schriftlich zwischen zwei oder mehreren Personen geführte Rede und Gegenrede.“

                      Was war das hier denn anderes? Rede und Gegenrede! So habe ich es jedenfalls empfunden.

                      Zu der Menge der Kommentare kann ich nichts sagen. Ich lese hier nicht ständig. Aber ich finde, man kann es einem Kommentator ja nicht verdenken, wenn er auf jeden Kommentar eines Users etwas antwortet. Anscheinend hat Christian viel Zeit. Andere Kommentatoren dagegen weniger. Wenn dir das zuviel war….an Gegenmeinung…..na ja…..muß man dann wohl akzeptieren. 🙂

      • Karl Heinz says:

        p.s.

        In 2.Tim. 3 schreibt Paulus (vor dem berühmten Vers über die von Gott inspirierte gesamte heilige Schrift) von Leuten, die „immer lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können“ und ermahnt Timotheus:

        „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christo Jesu ist.“

        Fazit:

        (1) Weisheit zur Seligkeit durch den Glauben kommt aus dem Studium der heiligen Schriften,
        und

        (2) was wir auf diese Weise gelernt und erkannt haben und wovon wir völlig überzeugt sind, in dem sollen wir bleiben.

        Antworten
        • Harry says:

          “Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast“

          Ich bezweifele, dass die heutige 2000-jährigen Dogmatik immer vollständig dem damals Erlernten entspricht.

          In 2000 Jahren wurde die dogmatische Brille immer dicker, durch die geschaut wird.

          Also zurück zu den Wurzeln der heiligen Schrift.

          Aber selbst vor 2000 Jahren gab es sogar innerhalb des frühkirchlichen biblischen Kontext konträre Ansichten. (1. Kor 3,5)

          Ich muß einräumen, dass ich am Anfang meines Glaubenslebens jahrelang Milch gelöffelt habe. Aber es hat sich etwas verändert. Und dieser Prozess ist für mich noch nicht abgeschlossen.

          🙂

          2Petr 3,18 WACHSET aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ihm sei Ehre jetzt und für ewige Zeiten! Amen.

          Antworten
  6. Michael says:

    Ich hab nun diese ganze Diskussion durchgelesen, teils mit einem Schmunzeln, teils mit gelangweiltem Gesicht, weil es immer so endet. Ich lese öfters mal solche Diskussionen und letztlich endet es doch immer gleich. Jeder pocht auf seine Meinung, jeder will am Ende die wahre Erkenntnis gefunden haben.
    Ich persönlich habe zu Jesus gefunden. Allerdings nicht durch die irgendeine Kirche oder eine kirchliche Vereinigung sondern eher durch persönliche Erfahrungen. Und ich persönlich gehe das ganze so an. Ich glaube zwar an die Bibel, tue mich aber schwer sie zu verstehen und habe ein Problem damit, dass tausende Theologen und Hobbytheologen die richtige Interpretation gefunden haben wollen. Ich werde daraus nicht schlau. Was ich allerdings ohne weiteres herauslesen kann und was sich definitiv und ohne jeden Zweifel durch das komplette Evangelium zieht, ist folgendes: Wenn Jesus uns etwas lernen wollte ist es, dass die Liebe das höchste gut ist und dass wir hier sind um diese zu suchen und zu lernen. Und daran halte ich mich. Ich versuche jeden Tag die Liebe zu leben. Ich versuche anderen zu helfen wo es geht. Sei es ein nettes Wort, eine aufgehaltene Tür oder ähnliche Dinge. Und seit ich damit begonnen habe, habe ich mehr das Gefühl den richtigen Weg zu gehen als je zuvor. Ich persönlich denke, dass er von uns nicht wollte alles zu wissen und schon gar nicht zu denken man sei schlauer als andere. Ich denke dass er wollte, dass wir stehts in Liebe handeln und ihm auf diese Art nachfolgen. So ist meine Art des glaubens, ganz ohne Regeln. Es gibt nur eine: Liebe.
    Mir reicht das.

    Gott behüte euch.

    PS: streitet euch nicht so viel in dieser Zeit, letztlich denkt ihr alle das gleiche. Die Details werdet ihr erst erfahren wenn ihr drüben seid. Lebt die wahre Liebe, für das was jetzt kommt ist das wichtig.

    Antworten

Hinterlasse eine Antwort auf den Artikel

Die Datenschutzerklärung findest du hier.

Schreibe eine Antwort zu Karl HeinzAntwort abbrechen