Coffee to go (XXXIX): Unfehlbare Schrift und fehlbare Menschen

Im Blog von DeBenny habe ich den folgenden Text gefunden. Schon etwas älter, aber das tut der Aktualität ja keinen Abbruch:

Meine Sichtweise ist, dass die Bibel von Menschen geschrieben wurde und als Menschenwerk zwangsläufig nicht perfekt sein kann. Darüber hinaus halte ich dafür, dass selbst eine perfekte Bibel von unperfekten Menschen nicht perfekt verstanden werden kann. Folglich ist jedes Bibelverständnis, auch das konservativste, buchstabengetreuste, fehlerhaft. Was immer wir aus der Bibel herauslesen ist nicht perfekt, sondern fehlerhaft, ganz unabhängig von unserem theologischen Hintergrund, ob wir liberal sind oder konservativ. […]

Der Unterschied zwischen einer biblizistischen Auslegung, die von der Fehlerlosigkeit der Bibel ausgeht, und einer kritischeren Sichtweise wie der meinen, die mit Fehlern immer rechnen muss und dies auch tut, liegt meiner Meinung nach darin, dass die kritische Herangehensweise ehrlicher ist und die eigene Sündenverfangenheit, also Fehleranfälligkeit, eher in Rechnung stellt.

– DeBenny in Die Bibel – Menschen- oder Gotteswerk?

Sollten das deine Freunde auch lesen? Teile es!

Kommentare

21 Kommentare auf "Coffee to go (XXXIX): Unfehlbare Schrift und fehlbare Menschen"

  1. De Benny says:

    Danke für die Verlinkung. Hast Du ne Meinung dazu?

    Antworten
  2. Karl Heinz says:

    Ein paar Fragen hätte ich noch:

    Warum muss auf jeden Fall „die Schrift erfüllt werden“, wenn sie doch menschlich und fehlerbehaftet ist?

    Weshalb konnte Jesus mit einem Hinweis auf ein Wort aus der Schrift jede Meinungsverschiedenheit beenden?

    Hat auch Jesus (von Paulus und den anderen Aposteln ganz zu schweigen) sich in seiner Einschätzung der Schrift geirrt?

    Warum sollte der souveräne Gott, der alle Dinge (einschießlich des Königs Herz) lenkt wie Wasserbäche, der sich Lobpreis aus Steinen erwecken und Esel seinen Willen fehlerfrei verkünden lassen kann, sich nicht mit Hilfe des Heiligen Geistes ein schriftliches Zeugnis geschaffen haben, das absolut irrtumslos, verlustlos und für alle Menschen aller Zeiten verbindlich ist?

    Antworten
    • De Benny says:

      Warum muss auf jeden Fall “die Schrift erfüllt werden”, wenn sie doch menschlich und fehlerbehaftet ist?

      Muß sie das? Oder behauptet das nur eine fehlerbelastete andere Schrift?

      Weshalb konnte Jesus mit einem Hinweis auf ein Wort aus der Schrift jede Meinungsverschiedenheit beenden?

      Konnte Er das?Mir deucht es gab auch weiterhin enorme Meinungsunterschiede, sonst wäre Ert wohl nicht ans Kreuz geschlagen worden.

      Hat auch Jesus (von Paulus und den anderen Aposteln ganz zu schweigen) sich in seiner Einschätzung der Schrift geirrt?

      Hat Jesus Seine Einschätzung zur Schrift je geäußert? Hat Paulus das getan? Oder eisegetisierst Du hier? Jesus konnte die Schrift korrigieren (Scheidung, Sabbath), konnte Teile weglassen (siehe etwa hier: http://www.patheos.com/blogs/peterenns/2014/04/how-jesus-read-his-bible-michael-hardin-part-1/ vor allem im zweiten Teil) und hinzufügen (in der Bibel ist nirgends die Rede davon, daß man den nächsten hassen soll, wie Jesus in der Bergpredigt meint).

      Mir scheint Jesus hatte ein ganz anderes Schriftverständnis als heutige Biblizisten. Bei Paulus sehe ich auch nicht, daß er der biblizistischen Anschauung näher wäre.
      Es ist ja nicht so, daß ich die Bibel nicht für die Heilige Schrift halten würde…

      sich nicht mit Hilfe des Heiligen Geistes ein schriftliches Zeugnis geschaffen haben, das absolut irrtumslos, verlustlos und für alle Menschen aller Zeiten verbindlich ist?

      Weil Er es nur an Menschen richten könnte, die eh irrtumsbehaftet sind und auch diese perfekte Schrift nicht richtig verstehen würden. Sie haben ja schon Schwierigkeiten, wenn Gott direkt mit ihnen spricht. Jona lief davon, Mose durfte nichts ins gelobte Land… alles Leute, mit denen Gott gesprochen hat, und die doch nicht alles richtig hingekriegt haben.
      Gott spricht nicht primär durch die Schrift, sondern durch den Geist. Der bedient sich der Schrift, aber Du kannst 50 Jahre die Bibel lesen, wenn der Geist nicht dazu kommt, kommt auch kein Glaube.

      Antworten
      • Karl Heinz says:

        De Benny, der Geist Gottes wird dir nie etwas anderes sagen, als die Heilige Schrift.
        Sagt „er“ etwas anderes, ist es nicht der Geist Gottes.

        Antworten
        • De Benny says:

          Also steht der Geist unter der Schrift? Ich dachte immer, es sei anders herum, daß die Schrift durch den Geist aufgeschlossen wird. Jetzt aber scheint es so zu sein, daß ich aus der Schrift heraus erkenne, ob ich es mit dem Heiligen Geist zu tun habe, oder nicht…

          Wieso wirft man den Geist dann nicht einfach weg und hält sich an die Schrift? Wäre doch einfacher, weil die kann man immer parat haben…

          Antworten
          • Karl Heinz says:

            De Benny, beides! Der Geist öffnet die Schrift, und die Schrift ist der Maßstab, alles zu prüfen, was dir so als „vom Geist“ angeboten wird. Sie ist der Standard für Lehre und Ethik, Offenbarung und Erkenntnis. Wir prüfen anhand der Schrift, „ob sich alles so verhält“, gerade weil sie lesbar, fassbar und deutlich ist. Deswegen hat Gott sie gegeben. Er weiß, dass wir sonst jedem „Wind der Lehre“ folgen und nie zur Vernunft kommen würden. Du kannst davon ausgehen, dass etwas, was die „der Geist“ sagt, was aber der Schrift widerspricht, nicht der Geist Gottes sagt.
            Flaches Inspirationsverständnis=flache Theologie=geringe Sicht von Sünde=niedrige Sicht von Gott: in der Reihenfolge läuft es gewöhnlich ab. (Einer der Gründe, weshalb ich die charismatische Bewegung verlassen habe)

            Antworten
            • De Benny says:

              Der Geist öffnet die Schrift, und die Schrift ist der Maßstab, alles zu prüfen, was dir so als “vom Geist” angeboten wird.

              Wenn jemand kommt und sagt „der Geist hat mir eingegeben“, dann hast Du Recht, dann seh ich erst mal in die Schrift, ob das so sein kann, Aber ich belasse es nicht dabei. Ich erinnere mich an meine eigenen Erfahrugnen mit dem Geist, an Gespräche it anderen Christen, die ja auch ihre Erlebnisse mit dem Geist haben und hatten etc etc. Und ich bete zu Gott darum, mir den Weg zu zeigen.

              Wenn mir selbst der Geist etwas zeigt, etwas in der Schrift aufschließt, dann ist es ein wenig anders. Dann sehe ich nicht in die Schrift, denn die hat der Geist ja schon aufgeschlossen, da hat Er mir ein bestimmtes neues Verständnis vermittelt.
              Also prüfe ich hier die Schrift, wie sie mir der Geist aufgeschlossen hat nicht an der Schrift, die mir der Geist aufgeschlossen hat. Weil da würde ich ja immer eine Bejahung kriegen, selbst wenn es ein anderer Geist wäre.

              Was ich aber immer noch tun kann, ist mit Mitchristen zu sprechen und zu beten, damit ich nicht auf einen Betrug durch einen anderen Geist reinfalle.

              Die Schrift ist in dem Fall also gerade nicht der Maßstab. Letztlich ist der letzte Maßstab Gott (wie Er sich mir und anderen offenbart). Wenn dieser letzte Maßstab bei Dir nicht Gott, sondern die Schrift ist, dann ist letztlich die Schrift Dein Gott.
              Deshalb glaube ich auch noch nicht ganz, daß Du das so siehst, weil das wäre ein Verstoß gegen das erste Gebot.

              gerade weil sie lesbar, fassbar und deutlich ist.

              Deutlich? Wäre sie wirklich deutlich in der Weise, wie Du meinst, dann gäbe es wohl kaum diese hunderte von Denominationen, die alle sagen, sie würden sich auf die Schrift gründen, oder? Ich denke man sieht deutlich, daß es hier eine ziemliche Variationsbreite gibt, was das Verständnis einzelner Schriftteile angeht.
              Sie ist lesbar, das stimmt, und es ist nicht verkehrt, sie zu lesen. Aber gerade daß sie faßbar ist zeigt doch auch, daß sie nicht unfehlbar sein kann. Weil alles, was wir fassen können, unterliegt unserer Bewertung, unserer Untersuchung. Und wir, als gefallene, sündige Wesen, können nicht fehlerlos erfassen, bewerten und untersuchen.
              Ein Beispiel: Viele Menschen haben Tätowierungen mit irgendwelchen chinesischen Zeichen. Angeblich würden die „Liebe“, „Ehre“ oder sonst was bedeuten, irgendwie Begriffe, die diese Menschen positiv assoziieren.
              Aber alle diese Menschen können kein Chinesisch, und keiner weiß, ob da nicht „Hähnchen süß-sauer“ oder noch was Schlimmeres steht. Das ist aber auch egal, denn für diese Menschen hat diese Schrift gar nicht den Zweck, irgend etwas anderes auszusagen als „Liebe“ oder hübsch auszusehen (auch wenn es störend sein mag, daß es so viele Chinesen gibt, die diesem Zeichen eine ganz andere Bedeutung beimessen).
              Denn ein Text oder eine Schrift hat an sich keine Bedeutung. Diese wird ihnen erst von den Menschen gegeben. Die einen sehen es so, die anderen so, für manche ist es irgend ein Gekrakel, für andere hübsch aussehende Ornamente. Nicht jeder kann jede Schrift lesen.
              Und da die Bedeutung nicht in der Schrift liegt, sondern ihr immer wieder von außen gegeben wird, finde ich es problematisch, diese Bedeutung zu einem Maßstab zu machen, denn letztendlich macht man damit die Bedeutung, die man selbst, als fehlbarer Mensch, der Schrift gibt, zu einem Maßstab, und damit hat man letztlich einen fehlbaren Maßstab.

              Der Geist ist Gott und damit unfehlbar. Da liegt das Problem dann immer noch darin, daß wir Ihn vielleicht falsch verstehen, aber wenigstens haben wir Ihn nicht so verfügbar wie die Schrift und können uns dem Eindruck hingeben, wir wüßten immer, was Gott gerade von uns will, weil es steht ja da (auch wenn das, was da steht, von vielen Leuten ganz anders verstanden wird).

              Daher halte ich mich lieber an den Geist als Maßstab und das Gebet und die Gemeinde Gottes als Korrektiv, als an die Schrift. Kommt aber ein neues Verständnis von außen, und der Geist ist unverfügbar, weht also gerade nicht bei mir, dann habe ich keine Chace, als Schrift und Gemeinde als Korrektiv heranzuziehen. Da taugt die Schrift dann auch zu prüfen, „ob es sich so verhält“. Aber das Prüfergebnis muß immer (wie eigentlich alles) vorläufig bleiben, eben weil wir Menschen fehlbar sind. Aber es kommt ja auch nicht darauf an, alles richtig zu verstehen, man muß nur glauben, und das hat recht wenig mit dem Verstand zu tun.

              Du kannst davon ausgehen, dass etwas, was die “der Geist” sagt, was aber der Schrift widerspricht, nicht der Geist Gottes sagt.

              Und wessen Schriftverständnis lege ich dann zu Grunde? Deins oder meins oder das von George Bush?

              Flaches Inspirationsverständnis=flache Theologie=geringe Sicht von Sünde=niedrige Sicht von Gott: in der Reihenfolge läuft es gewöhnlich ab. (Einer der Gründe, weshalb ich die charismatische Bewegung verlassen habe)

              Charismatische Bewegung? Hab ich schon von gehört, hab ich aber nix mit am Hut. Ich bin ganz normal Landeskirchler. Die flache Theologie mach ich eher bei Biblizisten aus (wobei „eng“ es vielleicht besser bezeichnet – kein Gespür für die Weite Gottes), aber wahrscheinlich ist das nur deshalb so, weil es eine andere Theologie ist. Was anders ist als das, was man selbst vertritt, wirkt oftmals flach, weil man es nicht ganz kennt.
              Was mich allerdings interessiert: Wo habe ich eine geringe Sicht von Sünde? Oder von Gott? Gerade darin, daß ich die Bibel nicht Gott zur Seite stelle, sondern klar unter Gott sollte doch zeigen, daß ich eher eine hohe Sicht von Gott hab.

              Antworten
              • Karl Heinz says:

                „Lieber der Geist als Maßstab und das Gebet und die Gemeinde Gottes als Korrektiv, als die Schrift“ … Das erinnert an den Bauern, der eine Kuh als Fixpunkt für eine gerade Ackerfurche nimmt und sich dann wundert, wenn die Furche krumm wird. 😉

                Antworten
                • De Benny says:

                  Nicht im Ernst, oder? Mit dem Geist als Maßstab wird „die Furche krumm“?

                  Antworten
                  • Karl Heinz says:

                    abgekoppelt vom geschriebenen Wort: ja, im Ernst! Und zwar aus folgendem Grund: Der Geist Gottes ist Primärautor des geschriebenen Wortes und wird sich selbst nie widersprechen.

                    Antworten
                    • De Benny says:

                      Wie kann die Furche dann grad werden, wenn mit dem geschriebenen Wort nach Deinem Verständnis nichts Neues mehr dazu kommt? Wenn Geist und Schrift das gleiche aussagen, der Geist aber für krumme Furchen sorgt, dann müßte die Schrift doch für die gleiche krumme Furche sorgen?

                      Die Schrift – richtig verstanden – widerspricht dem Geist auch nicht. Aber das richtige Verständnis ist nicht zwingend das Biblizistische 😉

                    • Harry says:

                      Benny, danke für deine Ausführungen.
                      🙂

                    • De Benny says:

                      Bitte, gerne. 🙂

      • Eckhard says:

        Jesus bezieht sich in der Bergpredigt meistens nicht auf das aT sondern auf die „Überlieferungen“ der Alten, also die Mischna.
        Jesus führt also zur Schrift zurück.

        Antworten
        • De Benny says:

          Jesu nennt aber die Mischna nicht. Das, was die alten gehört haben, steht alles auch im AT, das heißt die Mischna ist hier gar nicht notwendig. Bis auf eine Ausnahme: Daß den Alten gesagt worden sei, man solle die Feinde hassen. Ich weiß nicht, ob das so in der Mischna steht, weißt Du da Genaueres? Allerdings gibt es eine entsprechende Stelle in einem Qumrantext, hab bloß grad nicht mehr im Kopf, wo…

          Antworten

Hinterlasse eine Antwort auf den Artikel

Die Datenschutzerklärung findest du hier.

Schreibe eine Antwort zu Karl HeinzAntwort abbrechen