Der junge Journalist Oobah Butler aus London meldet die heruntergekommene Gartenlaube in einem abgerockten Hinterhof in Dulwich als Restaurant bei TripAdvidor an. Mit Hilfe einer einfachen Website, Fotos von wunderschönen, aber nur vermeintlich leckeren Speisen und einer Menge Fake-Bewertungen macht er sie – ohne je einen Gast gehabt zu haben – zum am besten bewerteten Restaurant in London.
Und selbst als er dann tatsächlich einen Abend öffnet (mit Tiefkühllasagne und Instantsuppe, die flux mit ein paar dekorativen Handgriffen und schillernden Bezeichnungen zu Gourmet-Speisen werden), sind die Besucher begeistert: So authentisch! So lecker! Welch ein Abenteuer für den modernen urbanen Lifestyle, zu Trüffel in einem abgerockten Hinterhof zu dinieren. Wenn es doch nur wirklich Trüffel wäre!
Wir vertrauen unseren Sinnen weniger als dem, was wir online lesen, prangert Oobah mit seiner Aktion an. Wenn alle es tun halten auch wir die Tütensuppe in der Flohmarkttasse für Gourmet-Minestrone. Was sind wir doch für hoffnungslose Herdentiere. Wahr ist eben für uns immer das, was wir wahr haben wollen.
Die Menschen um uns herum suggerieren uns viel und Vielfältiges – auch über Gott: Sie beten Gott als Retter an, der seinen Sohn opferte, glauben, dass Adam und Eva gelebt haben und dass Gott Sex nur zwischen je einem Mann und einer Frau sehen will. Oder sie sagen, dass Jesus nur im Geiste auferstanden ist, dass Gott am Ende alle Menschen rettet und dass jeder mit jedem ins Bett darf, solange alle einverstanden sind.
Egal in welchem Rudel wir uns bewegen: Wir glauben immer am liebsten das, was uns bestätigt. Wir glauben gerne das, was sich wie Zuhause anfühlt. Doch das ist nicht immer klug. Millionen Fliegen können eben doch auch irren. Deshalb bleibt stets die Hauptsache: Eigenen Kopf einschalten, mitdenken, kritisch bleiben, auf sein Bauchgefühl hören.
Und nicht nur das wahrhaben wollen, was wir eh für wahr halten. Denn wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob nicht die ganze Story um das gefakte Restaurant selbst gefaked ist…? 😉
Kommentare
15 Kommentare auf "Tütensuppe, Herdentrieb & die Frage nach der Wahrheit"
Es gibt für mich eine einzige wichtige Frage im Kosmos bezüglich meiner Existenz.
Was ist das innerste Bedürfnis, dass ich jemals hatte, das ich habe und das ich bis zum letzten Atemzug haben werde?
Meine Antwort: Ein gutes Gefühl haben!
Es ist die innerste Wahrheit im Sein jedes Menschen.
Dafür tue ich alles.
Die menschliche Erfahrung lehrt. Am Ende des stofflichen Lebens bleibt nichts.
Um jeden Preis, es muß noch was anderes her, sagt die Sehnsucht in ihrem Schmerz.
Tja…und wer kann schon mit sicherheit sagen, dass der Artikel, den ich hier lese, nicht auch nur ein Fake ist…Irgendwie habe ich den Eindruck, dass du vielleicht eine schöpferische Pause einlegen solltest. Das hier jedenfalls sind aus meiner Sicht einfach nur jede Menge Fragen, ohne auch nur ansatzweise eine Richtung zu weisen.
Die Strömung reißt ab……….Gut so!
Turbulenzen schärfen den Geist.
In welche Richtung hättest du denn gerne den Verweis gehabt? In die, die dich bestätigt? In die, die sich für dich wie Heimat anfühlt? Oder in die andere, die dich hinterfragt? 🙂 Gerade darum geht es ja im Text – nicht immer der Herde folgen. Sondern selbst den Kopf einschalten und nach der Wahrheit suchen. 😉
Genau, dein Text kann genau in diesem einen Satz zusammengefasst werden: „nicht immer der Herde folgen. Sondern selbst den Kopf einschalten und nach der Wahrheit suchen“
Und dazu so viele Worte?
Was ist da los?
Bist du gerade der Rufer in der Wüste? Oder rufst du in die Wüste (ins Internet), weil du dich von deiner Herde entfernt hast? (Was ich übrigens gut fände) 😉
Hä? 🤔
na ja Rolf, was du da schreibst, ist für mich, bildlich gesprochen, kalter Kaffee. Ich weiß nicht, wie lange ich schon zu erklären versuche, dass Wahrnehmung nicht unbedingt Wahrheit ist.
Nun schreibst du, dass wir gerne das für wahr nehmen, was uns genehm ist, was wir wahr haben wollen. Klar, denn das ist nun mal einfach bequemer, einfacher. Geradeso wie eben auch die reliigöse Instantsuppe (Übergabegebet=>Errettung=>Halleluja!) halt leider auch nur bestenfalls die Hälfte der Wharheit ist, wenn denn überhaupt.
Das Problem ist doch, dass es wohl etwas gibt, was über unseren Horizont hinausgeht (Transzendenz), was wir so gerade mal erahnen können. Wir versuchen es zu beschreiben, mit Worten zu erklären, klarzumachen, und machen es dabei leider wieder verdammt (!) unscharf, sodass es schon irgendwie wieder falsch ist. Wahrheit ist nicht zu (be-)greifen, glaube ich. SIe ist nur zu erahnen, wir können uns ihr immer nur annähern.
Da denke ich jetzt an Moses und den brennenden Dornbusch. Da wurde Moses die Wahrheit offenbar. Und er wollte das dann seinem Volk mitteilen. Aber Gott gibt ihm eine ziemlich merkwürdige Antwort: Ich bin der Ich bin. Na fein! Was soll denn das heißen?
Vielleicht heißt es einfach, dass wir Menschen ein Leben lang Suchende bleiben, bis wir im Angesicht Gottes endgültig vergehen und eins werden mit Gott. Bis dahin bleibt alles ein Suchen, bei dem uns Gott (hoffentlich) wenigstens ab und an Wegweiser hinstellt.
Hallo Angelika, und wo siehst du da jetzt Diskrepanzen zu dem, was ich geschrieben habe? Oder wolltest du nur sagen, dass du schon wusstest, was ich schrieb? Das wäre dann eine sehr interessante Art, deine Zustimmung zu zeigen 😅
Hallo Rolf,
suchst du jetzt Zustimmung? Eine neue Herde? 😉
Na klar neigen wir dazu, Menschen zu suchen, die ähnlich oder gar dasselbe wie wir denken. Fremdes verunsichert nun mal. Und außerdem ist der Mensch ein soziales Wesen.
Nun hast du in deinem Ausgangsbeitrag geschrieben:
„Egal in welchem Rudel wir uns bewegen: Wir glauben immer am liebsten das, was uns bestätigt. Wir glauben gerne das, was sich wie Zuhause anfühlt. Doch das ist nicht immer klug. Millionen Fliegen können eben doch auch irren. Deshalb bleibt stets die Hauptsache: Eigenen Kopf einschalten, mitdenken, kritisch bleiben, auf sein Bauchgefühl hören.“
Da liegt die große Gefahr christlicher Gemeinden. Wir wollen Heimat, Zuhause fühlen. Dabei sagt Jesus Christus aber gerade nicht „Ich bin dein kuscheliges Daheim“, sondern „Ich bin der Weg“. Sch…..eibenkleister!
Wo ich mich daheim fühle, mache ich es mir gerne auf dem Sofa bequem. Christliche Existenz ist aber (leider) alles andere als bequem, manchmal sogar äußerst unbequem.
Und ja, Mehrheiten (Millionen Fliegen) helfen (leider) auch nicht weiter. Aber bedauerlicherweise funktioniert genau so Gemeinde. Wer sich gegen die Mehrheit äußert, ist in manchen Denomination ganz schnell außen. Das ist halt mal die Gefahr des Sich-Äußerns. Irgendwo in der Bibel steht sogar was von Selbstentäußerung als genuin Christlichem. Aber wer will schon per Gemeindezucht aus der Gemeinde ausgeschlossen werden? Gerade das aber passiert, wenn man über den Tellerrand der Gemeindetheologie hinausschaut. Da wird man dann ganz schnell runtergeschubst, weil angeblich die wahre Lehre in Gefahr ist. Da ist dann von Verwässerung und Versuchung die Rede.
Allzu viele Gemeinden schaffen es nicht, theologische Vielfalt innerhalb der eigenen Reihen auszuhalten. Also bleibt das einzelne Gemeindemitglied oftmals still, hält sich damit zurück, seine Gedanken mitzuteilen, deutet bestenfalls vage an, dass es hier und dort andere Gedanken hat und so wabert aller Glaube in der Gemeinde vor sich hin, wird diffus, unklar und damit für Nichtgemeindemitglieder unattraktiv. Irgendwann ist dann Gemeinde nur noch mit sich selbst beschäftigt bis hin zur religiösen Inzucht. Welche Folgen Inzucht hat, wissen wir aber ja wohl….;-)
Dein Wort vom „mitdenken“ finde ich inkonsequent. Mit wem denn soll man da denken? Streich doch das „mit“ und schreib einfach „denken“! Denken und zwar auch laut und deutlich, auch auf die Gefahr hin, einsam in oder sogar außerhalb der Gemeinde zu stehen. Denn du sollst denn Herrn, deinen Gott mit ganzer Seele, ganzem Herzen und ganzem Verstand lieben. Also sollten wir Christen es viel öfter wagen, uns zu weigern, den Verstand beim Betreten der Gemeinde an der Garderobe abzugeben.
Im Grunde wurde Gott menschlich.
Leider meinen wir oft, wir müssten im Gegenzug dazu göttlich werden.
Halleluja singen, Lobpreisen, Jesus feiern, heilige Hände aufheben wie Antennen, halt fromm sein.
Man ist ja allein aus Gnade gerettet. Wir halt. Die Anderen wollen ja nicht. Selbst schuld.
Was wurde menschlich? Die Liebe.
Gottes Menschlichkeit wurde uns zum Vorbild, genau so menschlich zu werden.
Nicht unter dem riesigen Scheffel des glamourösen Gemeindebaus edelschimmeln..
Unsere Errettung aus Gnaden hat keinen Selbstzweck.
Licht der WELT, Salz der ERDE.
Wir nehmen nach Buße, Übergabegebet, Geistestaufe usw usw direkt den Weg in den Himmel. Werke? Pfui!. Wir sind doch nicht werkgerecht!
7 der 10 Gebote reden direkt und indirekt vom Facettenreichtum menschlicher Habgier.
Jesaja und Jeremia z.B. werden gern zitiert, wenn es um Prophezeiungen geht bezüglich der Zukunft. Die beiden Bücher reden jedoch hauptsächlich davon, warum Gott sein Volk immer wieder aufs Korn nimmt. Wegen menschlicher Habgier und Ungerechtigkeit. Zig mal mahnt Gott dort an, Gerechtigkeit für die Menschen und Gerechtigkeit für die Unterdrückten, Geknechteten, Kranken und Armen zu schaffen. Es gibt AT-Stellen in denen die gesamte Prophetenschaft von Gott pauschal als Lügenpropheten bezeichnet wird, weil sie sich der Schaffung simpel-menschlicher Gerechtigkeit widersetzten.
Liebe ist keine Schwärmerei, Anbetung ist kein gottbeschwörerisches Trallala.
Es steht nirgends: Übergabegebet ist gleich Himmel. Der verantwortungsvolle Weg, hier Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, sozusagen gut weltlich zu sein, wird übersprungen. Das Kreuz wird auf großem Fuß übersprungen..
Dornenweg… mühen, wachsen, entwickeln, arbeiten, schaffen mit Esprit, mit Blut, Schweiß und Tränen? Wo?
Sonntags im Plüschsessel des Foyers des Gemeindehauses?
Viel wichtiger: Wer hat Recht, wer hat Unrecht, wer ist heilig, wer ist besessen, wer ist von unten, wer ist wie wir, wann kommt die nächste Apokalypse, wann der nächste Antichrist, Und: beten, beten und urteilen…. (Nichts gegen das Beten!)
Es gibt Christen, aber auch bekehrte, wiedergeborene, geistgetaufte, errettete, echte, auserwählte, mitgekreuzigte Christen.
Herr schenke mir Kraft, alles Gute zu tun. Du schenkst sie mir nicht?
Tut mir leid!.
—
Ich will nur noch Mensch werden.
Gesund werden.
Trotz dieses schleimigen Albtraums.
II
Das Defizit an eigenen Gefühlen lässt sich überwinden, indem man Anderen dieses Gefühl aufrichtig vermittelt, um sich an der entspannten Reaktion zu erfreuen.
Für mich ist das die Kernaussage der Botschaft Christi und der Bibel.
Das Liebesgebot verlangt hier nach einer völlig neuen Interpretation im Gegensatz zu einer dogmatisch inszenierten Herrschaftstheologie.
Vom Gipfel Maslow7 herab zu steigen ist anstrengender, als barfuß durch Dornen zum Paradies zu finden.
Ich wurde verrückt.
Hallo Harry,
Ich finde deine Gedanken sehr interessant!
Musste zwar erst nochmal googeln, was Maslow7 bedeutet, aber mein Erleben ist ähnlich…
Sogar Jesus hatte am Ende anscheinend ziemlich die Nase voll von dem Auf und Ab… vor allem vom Ab… “Oh ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange muss ich bei euch sein?“ nach dem Berg der Verklärung.
Unsere Sehnsucht geht in den Himmel, aber das Wachstum geschieht auf/in der Erde…
Und: Nur, wer zum Himmel hinaufgestiegen ist bzw. wurde(!! : ), kann auch wieder bewusst hinabsteigen… (meint Jesus das vielleicht mit „…ein und ausgehen und Weide finden“?)
Nur der, der unerwartet, aber sehnlichst erhofft von einem barmherzigen Samariter aufgehoben und gerettet wurde, kann letztlich selbst zu einem Nächsten werden, der weiß, wie der am Boden Liegende (egal, ob zu recht oder zu unrecht!) sich fühlt.
Schenk anderen Menschen dein Gutes.
Nach ihrem Bedarf.
Facettenreich.
Dein ungeheuchelt zugewandtes Gefühl.
Deine Heiligkeit.
Heilend.
Mann sein. Frau sein.
Stark.
🙂
Besser als Dogmatik, Gesetze, Vorschriften, Urteile, Kästchendenken, Minderwertigkeitsgefühle
🙂
Dein Kommentar klingt zunächst einmal lieb und nett, ist aber viel tiefer.
„Schenk anderen Menschen dein Gutes.“ – schön, ich befürchte jedoch, dass wir alle hier Altruisten sind und dabei darauf warten, auch Gutes geschenkt zu bekommen. Und das ist das Kreuz. Das tun wir nicht, weil wir egoistisch sind, sondern weil wir alle bedürftig sind. Da sind wir dann bei deinem zweiten Gedanken:
„Nach ihrem Bedarf.“ – weiß ich immer, welchen Bedarf andere Menschen haben? Zu oft schließ ich doch von meinem eigenen Bedarf auf den Bedarf des anderen. Ein großes Missverständnis. Denn auch jeder andere Mensch (nicht nur Gott) ist immer auch der ganz Andere, bleibt ein Stück weit immer auch der Fremde, der aus einer anderen Welt kommt, dort seine Wurzeln hat.
„Facettenreich.“ – ich denke gerade an die schillernden Facetten eines Kaleidoskops. Was ich schenke, ist facettenreich, manchmal ist mir das selber gar nicht bewusst, manchmal ist eine Facette meines Geschenks an den anderen Menschen messerscharf geschliffen und verletzt ihn, obwohl ich es als Geschenk gedacht hatte, einfach deshalb, weil er immer noch der ganz Andere bleibt.
Und auch ich selbst werde manchmal von Geschenken eines anderen Menschen verletzt…Und dann?…
„Dein ungeheuchelt zugewandtes Gefühl.“ – Dem anderen Menschen mein Gefühl ungeheuchelt zugewandt schenken, ist eine sehr intime Angelegenheit und damit etwas, was mich selbst sehr verletzlich macht. Denn dann zeige ich mein Innerstes. Zugleich aber mute (im Sonne von Mut) ich dem anderen Menschen mich auch in meinem ungeheuchelt zugewandtem Gefühl zu. Das kann für ihn auch erschreckend, be-, vielleicht sogar überlastend sein. Ich bin dann geradezu die personifizierte Zumutung. Wie können wir solche Begegnung aushalten, ohne daran zu zerbrechen? Reicht dafür der Glaube an Gottes Güte, die auch im anderen Menschen ist? Reicht dafür das bisschen Liebe, das wir als unvollkommene Menschen fähig sind zu geben?
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