So wird deine Beziehung total garantiert ganz doll erfolgreich! 😍 (oder auch nicht 🤔)

In den letzten Wochen tauchte in den sozialen Netzwerken eine Predigt aus der hippen ICF-Freikirche in München über die Ehe auf. Das dort vermittelte Bild von Partnerschaft empfinde ich als schwierig, besonders an zwei Punkten habe ich mich gestoßen. Im ersten Teil ging es um die Angst vor Ehebruch ohne Sex (hier nachzulesen).

In diesem zweiten Teil geht es um folgende steile These aus dem Video:

Minute 36:49: Wenn du die Gesetze kennst, wie du deine Ehe auf Jesus aufbaust, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass deine Ehe Erfolg hat, bei 100%!

Wow! Eine Erfolgsgarantie für deine Ehe! Dem Pastor war dieser Satz wirklich wichtig – er betont ihn ausdrücklich: Wer die Gesetze Gottes für die Ehe kennt, dessen Ehe wird garantiert Erfolg haben. Puh…

Beziehung ist immer ein Risiko. Punkt.

Wer kann guten Gewissens das hundertprozentige Gelingen einer Beziehung egal unter welchen Voraussetzungen versprechen? Wir sind fehlbare Menschen und an Beziehungen sind sogar zwei von uns beteiligt. Machen wir uns bitte nichts vor: Wir können die vertrautesten Menschen sein, genau dieselben Interessen und Lebensziele verfolgen, den besten Sex haben und das teuerste Ehechoaching durchlaufen – es besteht immer die Möglichkeit, dass eine Beziehung dennoch scheitert. Bei jeder Konstellation. Das kann mit Pauken und Trompeten geschehen, das kann sich langsam ausschleichen. Und es ist auch meist nicht schön, aber es kann passieren.

Wenn sich ein Paar dieser Realität verschließt und nach innen und außen heile Welt spielt, dann wird es vermutlich nicht mal merken, wenn die Beziehung nur noch eine Fassade ist, innen längst hohl und leer und nur noch ein Schauspiel voreinander und vor der Welt.

Beziehungen sind nie statisch, sie sind dynamisch und sie sind lebendig und das bedeutet immer Bewegung und Veränderung. Und damit auch Risiko. Wer damit nicht einverstanden ist, sollte sich vielleicht besser gar nicht erst auf eine Beziehung einlassen.

Gerade das macht Beziehungen aber auch aufregend und spannend – und gerade das ermöglicht es, Beziehungen lebendig, flexibel und damit langlebiger zu halten.

Gesetze sind starr und machen starr

Und dann soll – so die Predigt – die Ehe auch noch dadurch garantiert Erfolg haben, weil man „die Gesetze Gottes kennt, wie man seine Ehe auf Jesus baut“. Mir fallen natürlich ein paar Dinge ein, die für gute Beziehungen wichtig sind: Vertrauen, Ehrlichkeit, lebendige Kommunikation, Verlässlichkeit. Aber sind das Gesetze? Oder sind es vielmehr Grundlagen einer Beziehung, auf denen jedes Paar für sich immer wieder neu entscheiden muss, was welches davon für ihre individuelle Beziehung heißt?

Gesetze versuchen, mit einem Aufwasch alle unterschiedlichen Lebenssituationen auf einmal mit einem „so geht es richtig“ abzudecken. Wenn man aber dynamische Angelegenheiten durch Gesetze begrenzt, werden sie starr und bruchgefährdet (und höchst langweilig). Das kann nur schief gehen. Jeder Mensch ist anders. Jede Beziehung ist individuell. Gesetze werden immer (wichtige) Aspekte nicht erfassen und werden damit keiner Beziehung gerecht.

Die makellose Beziehung

Generell scheint ein von Gesetzen geregeltes Leben ja nicht der göttlichen Idealvorstellung zu entsprechen – zumindest wenn man das neue Testament befragt. Aus gutem Grund kämpfte schon Paulus unermüdlich gegen das, was wir heute Gesetzlichkeit nennen. Und auch Jesus war nie ein Freund von Gesetzen. Im Gegenteil hat er immer wieder die Gesetze der Urväter und sogar die zehn Gebote bewusst ignoriert oder für bestimmte Situationen neu interpretiert.

Was wäre auch das Ziel davon, „Gesetze für Beziehungen“ einzuhalten? Eine korrekte Beziehung zu führen? Eine makellose Ehe? Eine perfekte Liebe? Muss Liebe perfekt sein?

Oder sollte Liebe nicht lieber echt sein? Und damit Spielraum zur Veränderung haben, zur Entwicklung, aber auch zur Unvollkommenheit? Ist Liebe nicht erst dann echt, wenn sie trotz aller Unvollkommenheiten Bestand hat?

Jesus ist nicht Wüstenrot

Übrigens: Etwas „auf Jesus zu bauen“ gilt unter Christen gerne als das Nonplusultra der Lebenskunst. So wie Jesus seine Gemeinde auf den Felsen Simon Petrus bauen wollte, muss heute möglichst alles irgendwie auf Jesus gebaut werden.

Das Problem dabei: Es bleibt meist eine leere Floskel. Jesus als solcher ist keine Grundlage, kein Wert. Sondern Jesus war eine Person und ist der Sohn Gottes. Er steht freilich als Person und Sohn Gottes für Vieles: für Werte, für Grundideen, auf die man sein Leben, seine Arbeit und auch seine Beziehung aufbauen kann. Aber das muss konkret benannt werden: Ist es Vergebungsbereitschaft, ist es Geduld, ist es Ehrlichkeit, ist es die Bedingungslosigkeit der Liebe? Für jeden Christen steht etwas anderes im Vordergrund. Und bei jedem Thema sowieso. Ohne eine Konkretion bleibt also „auf Jesus bauen“ leeres Gerede.

Und wenn Jesus ankündigt, seine Gemeinde auf Petrus, das Großmaul mit dem kleinen Schwanz zu bauen, dann heißt das ja vor allem: Jesus braucht nicht die perfekten, die Überflieger, sondern seine Gemeinde lebt, weil der Schwache leben darf, weil es im Reich Gottes nicht um Leistung geht, sondern um Liebe und Sanftmut. Auch Paulus greift den Gedanken im 1. Korintherbrief auf, benennt sogar Jesus als Grundlage, verwendet das Bild aber ähnlich: Er warnt mit dem „Fundament Jesus“ davor, seine Leistungen gegenüber Gott in den Vordergrund zu stellen: Egal was man darauf baut – am Ende zählt vor Gott nur Gottes Liebe, die durch Jesus zum Ausdruck kam.

Wenn man Jesus als Grundlage für eine Beziehung bemüht, dann muss man schon genau dazu sagen, was „Jesus“ denn in diesem Zusammenhang bewirkt: gegenseitig vergeben? Kann man auch ohne Jesus. Einander vertrauen auch. Und alles andere Gute für eine Beziehung auch. Auf alle diese Werte können genauso atheistische, buddhistische, muslimische oder indifferente Paare bauen. Freilich gibt mir der Glaube an Gott und das Wissen, dass mich der Schöpfer der Welt trotz meiner Fehler annimmt, viel Kraft, selbst bedingungslos zu lieben und zu vergeben. Das ist ein besonderes Vorrecht von Christen.

Aber die Verhaltensweisen und Grundwerte sind nicht „christenexklusiv“. Im Gegenteil: Wie oft sind unfromme Paare ehrlicher zueinander als fromme, denen der Prediger einbläut, sie müssten Gesetze halten und perfekt funktionieren, um als Paar erfolgreich zu sein.

Wann ist eine Beziehung „erfolgreich“?

Überhaupt: Ich frage ich mich, ob es gesund ist, „Beziehung“ und „Erfolg“ in einem Atemzug zu nennen. Wann ist eine Beziehung „erfolgreich“? Wenn sie nicht zerbricht? Und wie lange gilt dann eine Beziehung noch als erfolgreich, wenn sie eigentlich nur auf dem Papier noch nicht zerbrochen ist, weil man sich seinen Misserfolg nicht eingestehen will (und das vom frommen Umfeld auch gar nicht toleriert würde)? Wieviele Paare halten erfolgreich die Fassade einer glücklichen Beziehung aufrecht, obwohl sie in Wirklichkeit längst gescheitert ist?

Wenn nicht das – ist eine Beziehung vielleicht dann erfolgreich, wenn beide glücklich sind? Klingt besser. Aber was, wenn beide irgendwann feststellen, dass sie ohne einander und mit anderen Partnern noch glücklicher wären? Denn diese Erkenntnis hätten sie vielleicht ohne die Beziehung nicht gehabt. Und den neuen Partner hätten sie ohne die gescheiterte Beziehung vielleicht gar nie kennen gelernt. Wäre diese Beziehung dann „erfolgreich gescheitert“?

So absurd das klingt – ich fürchte, am Ende läuft ein Erfolgsdenken im Kontext von Beziehung ziemlich genau darauf hinaus: Man misst sich an externen, allgemeinen Maßstäben und hält die Beziehung dann für gescheitert, wenn sie diesen Maßstäben nicht (mehr) entspricht. Das fördert Unzufriedenheit und macht es erst recht schwierig, wieder eine positive Perspektive zu gewinnen und „out of the box“ zu denken, wenn es kriselt.

Memento moriendum esse

Das alles ist deshalb wichtig, weil ein solches falsches 100%-Versprechen Menschen einem riesigen Druck aussetzt: Bei guten Christen, die die Gesetze kennen, gibt es kein Scheitern der Beziehung! Also verschweigt man die Probleme, bis sie unübersehbar sind und bereits tiefe Wunden geschlagen haben. Und am Ende sieht man sich nicht nur vor dem Ehepartner, den Kindern, der Familie und den Freunden als Versager, sondern auch noch vor Gott. Was macht diese „Garantie“ mit Menschen, die sie tatsächlich glauben und nun nicht nur vor den Scherben ihrer Ehe stehen, sondern auch vor den Scherben ihres Vertrauens in den Glauben?

Ich bin ein Fan von Beziehung und Ehe! Ich tue gerne alles, damit Beziehungen besser werden und Ehepartner ewig glücklich miteinander sind! Doch Beziehungen können auch scheitern. Dessen sollte sich jeder, der eine Beziehung eingeht, bewusst sein. Das kann sogar überlebenswichtig für die Beziehung sein: „Memento moriendum esse!” – „Bedenke, dass du sterblich bist!“ Dies flüsterte im alten Rom ein Sklave dem siegreichen Feldherrn während des Triumphzugs in Ohr, damit der im Jubelrausch nicht zu selbstsicher wurde und sich für unbesiegbar hielt.

Wenn sich ein Paar der Zerbrechlichkeit seiner Beziehung bewusst ist, wird es sich bewusster umeinander kümmern, wird ehrlicher zueinander sein, keine unausgesprochenen Erwartungen haben (die der Partner schon deshalb nicht erfüllen kann, weil er nichts davon weiß), wird immer offen miteinander im Gespräch bleiben im Vertrauen, dass die Liebe stärker ist als die Angst vor Enttäuschung.

Dann steigt tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass die Beziehung gelingt und beide fröhlich miteinander alt werden können.

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Kommentare

12 Kommentare auf "So wird deine Beziehung total garantiert ganz doll erfolgreich! 😍 (oder auch nicht 🤔)"

  1. Konrad Bollmann says:

    In der Schulzeit stele ich mir das Leben ohne! Ehepartner vor nach Ausführungen von Paulus, der empfiehlt, um des HERRN willen nicht zu
    heiraten! Aber mit gleichem Atemzug darlegt, daß der, der heiratet, darum doch nicht sündigt. Aber er will uns vor „überflüssigen Lasten“ be-
    wahren. Denn ein Ehepartner trachtet danach, wie er dem Anderen gefällt. Wer aber „frei“ ist, kann sich ganz auf die Angelegenheiten GOTT-es konzentrieren.

    Schließlich hab‘ ich doch geheiratet, bin sogar schon vierfacher Opa! Aber im Stillen stell‘ ich mir vor, um wie viel einfacher mein Leben wäre,
    wenn ich allein leben könnte. Aber meine Frau hält das für ausgeschlossen. Letztlich bin ich auch dankbar für meine Familie und sehe sie auch als meine „Berufung“ an.

    Aber damit stimm‘ ich überein, daß wir vor GOTT nicht über unser Leben „einstehen können!“ Alles ist Gnade!

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    • Rolf Krüger says:

      Wobei Paulus ja von einer starken Naherwartung geprägt war. Er erwartete jeden Moment, dass Jesus wieder um die Ecke kam und die Welt zu Ende sei. Da macht heiraten natürlich nicht so viel Sinn. 😊

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    • bithya85 says:

      Ich schätze, das kann beides sehr erfüllend sein. Und ich nehme an, grade wenn du Opa bist, dann wird Familie sicher viel schöner für dich sein – und auch beruhigender – als wenn du alleine geblieben wärst. Ich freue mich mit jedem, der mit seiner Familie glücklich ist, auch wenn ich es mir für mich selber einfach nicht vorstellen kann. Da ist wohl jeder anders, jeder hat sein Päckchen zu tragen, so oder so.
      Gottes Segen, auch deiner Frau, Kinder und Enkel 🙂

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  2. Charly says:

    Also das mit Petrus (Felsenstück, Stein, Felsstück das man noch aufheben und werfen kann) und dem Petra (der Felsen, fester Felsengrund, unbeweglicher Fels) vernachlässige ich hier jetzt mal und gehe nicht mehr darauf ein.

    Diese gerne betonte Ehephase, in der man angeblich nicht zugeben will, dass die Ehe längst gescheitert sei und man aus irgendwelchen Gründen nur die Augen davor verschließen würde, ist doch auch nur eine Zweidrittelwahrheit. Wird immer wieder gerne betont, aber ist letztlich nicht gänzlich wahr und oft als Fluchtgrund angegeben.
    Um mal die Dreidrittelwahrheit aufzuzählen, die nicht mal so selten ist: Erstes Drittel der Ehe: man ist begeistert voneinander. Zweites Drittel der Ehe: man frustriert aneinander und die Ehe verläuft maßgeblich in Routinen. Drittes Drittel – welches Heute so gern ignoriert und immer seltener Erfahren wird: Durch die erhaltene Treue zu dem Ehepartner bildet sich eine tiefere Bindung aneinander, so dass man später oft feststellt, dass man ohne den Anderen nicht wirklich leben will.
    Um das dritte Drittel zu erreichen, muss man sich entschließen gemeinsam das zweite (Frust-)Drittel zu überwinden, sich darin neu finden und neu zu schätzen lernen.
    Wo man solche Ehezeugnisse finden kann? Garnicht mal so selten z.B. in den Berichten von Altenheimbewohnern. Noch! Denn ob zukünftige Generationen so lange in Ehen aushalten, damit sie auch das letzte Drittel erreichen, ist fraglich.

    Zu dem Vortrag: Was soll man also von einem Pastor / Ältesten / etc.halten, der das Zerbrechen zweier Ehe öffentlich so anprangert, aber dann solch einen Unsinn vorträgt? In wie weit, wird dieser Seelsorger wohl tatsächlich die Krisen der Betroffenen verstehen können? Wenn er doch meint, das einhalten von Gesetzen / Gesetzmäßigkeiten gäbe eine 100%ige Garantie auf „Erfolg“? Garnicht, oder? Wie kommt es dann wohl, dass die Betroffenen, sich innerhalb eines solchen Gemeindeklimas nicht rechtzeitig geöffnet und geäußert haben? Weil ihre Krisen schlicht nicht sein dürfen und sie außer Regeln keine echte Annahme erwarten konnten? Schon möglich, oder?

    Eins habe ich zumindest in meiner Beratungstätigkeit gelernt: Jeder hat das Recht mit all seinen Anliegen und Nöten ernst genommen zu werden und damit und so zu sein. Mit Floskeln ala „du darfst aber nicht“, „wie kannst/konntest du nur“, etcpp. stößt man Menschen ab, die Hilfe suchen. Dazu gehört eben auch akzeptieren zu können, das Jemand mit seiner Ehe nicht mehr klarkommt und eigentlich aussteigen will. Zu akzeptieren, dass es eben keine 100%Garantie für den „Erfolg“ von Ehen geben kann.
    Nicht selten kann der Zuspruch, dass Jemand auch in seiner Ehe scheitern darf, dazu führen, ein gutes Stück zu entspannen und den Kopf wieder für neue, andere Wege der eigenen Ehe frei zu machen.

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    • DAM says:

      Spannend.
      Was ist denn das vierte Viertel? Ehe-Nirvana?
      (Meine ich ernst)

      Wichtig ist, die Viertel nicht rechnerisch zu bestimmen. Z.B. anvisierte Ehezeit sind 50 Jahre, dann geht ein Viertel ca 12 Jahre.
      Das erste Viertel endet ja meist nach 3-4 Jahren, weshalb es heute auch nicht mehr das verflixte siebte sondern vierte Jahr heißt.
      Wie lange geht denn das zweite Viertel? Stecke mitten drin…

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      • Charly says:

        Du hast schon gelesen, dass ich exemplarisch von Dritteln und nicht von Vierteln gesprochen habe?

        Natürlich ist das nur ein Bild zur Erläuterung eines Prozesses. Und ebenso natürlich kann man das nicht in generelle Fristen packen. Nicht umsonst wehre ich mich ja gegen solche Aussagen von Gesetzmäßigkeiten.

        Das allerdings aus mehreren unterschiedlichen Gründen eine solche Ernüchterung und ein Ehetrott kommt, ist idR anzunehmen. Wie lange oder wie oft solche Zeiten kommen und wie lange sie anhalten, ist von dem betroffenen Ehepaar und deren Leben abhängig. Je nachdem, wie sie damit umgehen. Hier können Eheseminare, Eheberatung, Austausch mit anderen / älteren Ehepaaren helfen. Wie man solche Zeiten bewältigt, hängt maßgeblich von dem Willen beider Ehepartner ab. Nicht selten muss sich das Paar auch von falschen Idealvorstellungen verabschieden.

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  3. Anja S. says:

    Hallo Rolf, vielen Dank für deine Gedanken. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen. Ich habe in der Bibel noch keine Anleitung gefunden, wo steht: Tu dies, lasse jenes, dann wird alles in deinem Leben super und vollkommen sein. Im Gegenteil, immer wenn Menschen der Ansicht waren, sie wüssten jetzt aber mal ganz genau, wie es richtig ist, dann sind sie grandios gescheitert. Ich finde es hochgradig gefährlich, anhand der Bibel anderen Menschen eine solche Anleitung an die Hand geben zu wollen.
    Für eine ehemalige Mitschülerin von mir hat das in den Tod geführt. Sie litt unter Depressionen und ihr geistlicher Leiter einer freikirchlichen Gemeinde sagte ihr immer nur: Wenn du Depressionen hast, glaubst du nicht genug. Wenn du erst so RICHTIG glaubst, verschwinden die von selbst. Sie nahm sich das Leben, da sie ihrer Meinung nach nicht in der Lage war, RICHTIG zu glauben….

    Es ist doch eher so, dass Gott im Lauf der Zeit immer wieder Menschen in seinen Dienst geholt hat, die „Versager“ waren. Ehebrecher und Mordanstifter wie David, Großmäuler wie Petrus, Stotterer wie Mose.

    Mich schaudert immer wieder, wenn gerade in stylischen Megachurches vermeintlich einfache Rezepte gegeben werden, „besser“ und „standhafter“ zu werden. Darauf hören viele Leute, die auf der Suche sind. Und das ist Menschenfängerei.
    Aber ehrliche Antworten wie: es gibt keine perfekten Menschen, nur gute Absichten oder: es passieren Dinge, ohne dass wir vernünftige Gründe finden oder: Menschen scheitern, und TROTZDEM sind sie Gottes geliebtes Kind, die finde ich dort selten.

    Was ich schade finde: ich fürchte, dass gerade die Menschen, die sich dringend mal differenzierter mit ihrer Sichtweise auseinandersetzen sollten, wahrscheinlich nicht unbedingt deinen Blog verfolgen. Wobei ich mich gern vom Gegenteil überzeugen lasse 😉

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    • bithya85 says:

      Schade, dass ich noch nicht gefunden habe, wie man Kommentare liket, fühl dich einfach mal geliket. Das mit deiner Mitschülerin ist echt entsetzlich. Hätte auf keinen Fall passieren dürfen und ich hoffe, der Leiter hat etwas daraus gelernt. (Naive Hoffnung, ich weiß.) Ich kenne auch so Fälle, die im Selbstmord geendet haben, weil die geistlichen Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmten. Gott sei Dank hat eine von ihnen überlebt und ist heute eine meiner besten Freunde. Die HAT daraus gelernt und ich bin froh darüber.

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    • Rebecca says:

      Ich kann nur in dein Lied einstimmen!! Danke! Für mich sind diese Menschen, die Schlimmsten überhaupt, denen ich begegnet bin in meiner Suche, aus meiner Not zu kommen. Sie benutzen die höchste Autorität die wir haben um Macht über diese Menschen zu bekommen und sie in Abhängigkeit zu führen. Sie missbrauchen Gott für ihr niederen menschlichen Bedürfnisse! Ja, ich gehe soweit! Ich habe es am eigenen Leib und in einer christlichen Klinik erlebt, in der sich auch ein Mitpatient getötet hat. Da können sie noch so sehr bei bester Absicht, dir das Beste zu geben zu wollen doch das Schlimmste erreichen…sie nehmen unser Bestes, manchmal wie bei mir den letzten Halt, den Glauben! Gut, dass mich Gott bei meinen ersten Schritten vom Abgrund selbst in die Hand genommen hat. Christen konnte ich schon da nicht mehr vertrauen. So konnte ich immer gut unterscheiden, was von Gott sein könnte, und was von den Menschen. Ich habe auf meiner Suche nach einer Gemeinde viel kennen gelernt, aber ich bin immer gegangen, wenn die Bilder in mir nicht überein stimmten. Gott ist auch bei mir in seiner unnachahmlichen liebevollen Führung, manchmal durch ganz andere Menschen, auch wie im Moment ohne Gemeinde und auch in den Zeiten, wo ich ihn nicht gesehen habe. Ich könnte dazu so viel schreiben….

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  4. Harry says:

    So ist es, Rolf.

    Erwachsen.

    Jesus Christus
    Siegfried Zimmer
    Jens Böttcher
    Jorge Mario Bergoglio
    Eugen Drewermann
    Tenzin Gyatso
    Jiddu Krishnamurti
    Hans Küng
    Martin Luther
    Anjezë Gonxhe Bojaxhiu
    Nelson Mandela
    Martin Luther King
    Gerald Hüther
    Der barmherzige Samariter
    Hiob
    Angelika Wildegger
    Viele, viele andere
    Ich

    Du?

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  5. hofmeisterhartwig says:

    Ich kenne den Blog erst seit kurzem, daher so spät der Kommentar.
    Also was Rolf Krüger so schreibt ist für mich hoch qualitativ. So stelle ich mir den Glauben für die zukünftigen Generationen vor. Wenn so geglaubt wird, wird auch der Zulauf zu den Gemeinschaften wieder groß werden und die Größe der Gemeinschaft wird keine Rolle mehr spielen.
    Hat doch Jesus Christus schon gesagt, wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.
    Das ganze Hickhack wird ein Ende nehmen, wenn sich so eine Glaubenseinstellung verbreitet.

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