Coffee to go (XXXVI): Der Schöpfungsbericht

Der biblische Schöpfungsbericht antwortet auf historische Fragen genauso wenig wie ein Gedicht über den Wald auf die Frage, wieviel der Meter Tannenholz kostet.
– Prof. Dr. Siegfried Zimmer

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Kommentare

56 Kommentare auf "Coffee to go (XXXVI): Der Schöpfungsbericht"

  1. Peter Aschoff says:

    Ich weiß, wie das gemeint ist … und doch würde ich sagen, dass der Schöpfungsbericht gerade eben auf historische Fragen antwortet (und nicht auf naturwissenschaftliche), weil er sich mit den himmlischen und irdischen Hierarchien des alten Orient kritisch auseinandersetzt und deren Mythen konterkariert…

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  2. Rückfrage says:

    Na, dann hoffen wir mal, dass der Proff etwas von Gedichten versteht:
    http://www.buchdesign-kiessling.info/gedichte/gedicht-des-monats/januar%202012.htm

    Gut, der Wald ist nicht drin, auch der konkrete Tannenholzpreis nicht. Vielleicht lässt sich aber anhand von Verfasser, Epoche, damaligen Löhnen usw. ungefähr der Holtpreis rekonstruieren. Zumindest lässt sich entnehmen, dass, vermutlich auch Tannenholz, für Otto Normalverbraucher unerschwinglich war.

    Übrigens: Ob ein Gedicht etwas über den Wald und die Preise vom Tannenholz aussagt oder nicht, entscheidet in erster Linie der Dichter (!!!).
    Ein Proff kann nun das Gedicht analysieren und viel Richtiges hinein- und herauslesen, aber auch viel falsches. Kennt der Proff denn die Gedanken, die der Dichter beim Abfassen des Textes hatte?
    Kennt sich der Proff mit Rahmenhandlungen aus und mit Motiven, die mehrmals auftreten? Wenn Adam im AT nicht historisch ist – ist auch Jesus im NT mit seinem Erlösungswerk nicht historisch. Fällt das eine – fällt das andere. Bleibt das Ersten, stimmt auch das Zweite.
    Bildkomposition, Goldener Schnitt, Aufbau von Geschichten …
    Wortbedeutung – z.B. die Bedeutung des Wörtchens „ein (einziger) im Altgriechischen.
    Also ich würd mich zuallererst einmal auf die Aussagen des Dichters und Künstlers selber verlassen. Und an zweiter Stelle auf das, was ich von diesen Dingen verstehe.
    Und an fünfter Stelle nehme ich dann zur Kenntnis, dass der genannte Professor auch etwas zu dem Tema denkt, was er in obigem Zitat geäußert hat.

    (Der Proff ist bestimmt super. Aber das heißt ja nicht, dass er sich nicht auch mal in einem Punkt vertun kann. 😉 ).

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    • Rolf Krüger says:

      Hinweis: Ich habe das Gedicht aus Copyright-Gründen entfernt. (Man darf nicht einfach einen Text aus dem Internet irgendwo anders hin kopieren.) Der Link ist ja da.

      Wenn Adam im AT nicht historisch ist – ist auch Jesus im NT mit seinem Erlösungswerk nicht historisch. Fällt das eine – fällt das andere.

      Das ist – mit Verlaub – Unsinn.

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      • Johannes says:

        Jetzt sollte man halt nur noch wissen, ab wann der Stammbaum in Lukas 3, der ja bekanntlich bis Adam zurück geht, historisch wird. Manche Bibelausleger halten ihn ja für den „korrekteren“ Stammbaum von Jesus, verglichen mit dem „königlichen“ Stammbaum in Mt. 1. Zumindest kann man mit Fug und Recht sagen, dass dieser Stammbaum eine literarische Einheit darstellt. Bei vielem anderen scheiden sich die Geister. Sollen wir der Archäologie hier die alleinige Deutungshoheit überlassen? Dann bliebe nicht viel übrig. BTW: „Stammbaum“ darf man als Historiker dazu eigentlich gar nicht sagen, der korrekte Fachbegriff lautet „Ahnentafel“.

        Ich glaube, das Verhältnis zwischen Anhängern eines Kinderglaubens und „christlichen Aufklärern“ sollte manchmal etwas entspannter werden. Aber so lange die einen „Fundamentalist!“ schreien, werden die anderen mit „Apostat!“ antworten.

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      • 1=1 says:

        Ja, war sehr verkürzt formuliert und dadurch falsch. Jesus ist natürlich in jedem Fall historisch. Aber sein Erlösungswerk, das ja historisch nicht untersuchterden kann, wäre – wenn man die Theologie konsequent betreibt – für die Katz. Ich versuchs mal, korrekter zu beschreiben:

        Paulus (war doch Paulus auf Areopag, oder?): Alle Menschen sind aus _einem_ Menschen hervorgegangen (oder ähnlich).
        Gemeint: Adam. – Setzt man: Alle Menschen sind aus allen Menschen (adam = Menschheit) hervorgegangen, so ergäbe das keinen (oder einen sehr banalen) Sinn.

        Paulus: Wie durch _einen Menschen_ die Sünde in die Welt kam, so wurde sie auch durch _einen Menschen_ wieder aus der Welt geschafft/ vergeben.
        Gemeint sind Adam (als einzelne Person) und Jesus.
        Diese „Formel“ ist lebensnotwendig für den Glauben.

        Setzt man Adam = Menschheit, ergäbe sich:
        Wie durch ALLE Menschen die Sünde in die Welt kam, so wurde sie auch durch (und nun müsste man der Logik halber auch wieder alle sagen, einer allein ergäbe keinen Sinn: ALLE Menschen
        wieder aus der Welt geschafft/ vergeben.

        D.h. auf Deutsch: ALLE können sich selbst erlösen. Zumindest gibt es mehr Erlöser als nur Jesus. Also: Jesus ist überflüssig. – Jedenfalls wenn man den Vergleich konsequent zuende denkt.
        (Gott sei Dank tun das nicht alle Christen. Viele lehnen zwar die Geschichtlichkeit Adams ab, machen dann vor Jesu (einzigem) Erlösungswerk dann doch Gott sei Dank halt. Nicht wirklich konsequent, aber gut. ;-))

        Genauso wichtig ist übrigens der zweite EINE:
        … so wurde die Sünde auch durch _einen Menschen_ wieder aus der Welt geschafft/ vergeben.
        Auch hier ist die Zahl 1 wichtig. Es gibt manche marianischen Orden, die an dieser Stelle das andere „ein(en)“ streichen. Manche beantragen eine Miterlöserschaft Marias. Das kommt unterm Strich aufs gleiche raus. Jetzt erlöst nicht mehr nur Jesus allein – auch nicht der Mensch sich selber (wie bei folgerichtig angewandter historisch-kritischer Deutung) – sondern: Maria erlöst – und Jesus auch. Nach dieser Umformung.

        Wie durch 1 Mensch (Adam) = (so) durch 1 Mensch (Jesus). Das ist bei Paulus absolut logisch und in sich stimmig aufgebaut. Wenn man die Gleichung auf einer Seite verändert, kommt ein ganz anderes Ergebnis dabei raus.
        Und – folgerichtig und konsequent angewendet: ein anderer Glaube. Denn dann ist Jesus nur einer von vielen und im Grunde zur Erlösung gar nicht mehr notwendig.

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        • Harry says:

          Zimmer schließt ja nicht aus, daß auch mal ein bestimmter konkreter Mensch gemeint sein kann. Das ist Sache einer jeweils genauen sprachlichen Untersuchung und des Kontext.

          1Kor 15,45 So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einer lebendigen Seele«; der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geist.

          Hier steht im Grundtext „anthrOpos adam“ also menschlicher Adam. Das kann für alle Menschen gelten, also für die gesamte menschliche Gattung.

          Für „letzter“ Adam steht im Grundtext „eschatos adam“. Das bedeutet anders übersetzt „endzeitlicher Adam“,
          Hier sehen wir einen Hinweis auf Christus, obwohl dort „Adam“ steht.

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          • Harry says:

            Im Grundtext steht nicht: Der „erste“ Mensch, sondern der anthropologische Mensch, also der normale menschliche Mensch. Damit hat der Übersetzer einen gravierenden Fehler gemacht. Paulus versteht es mMn genau wie Zimmer, der Übersetzer hingegen offensichtlich nicht.

            Übrigens sagen wir auch heute noch „DER Mensch ist böse“ und meinen selbstverständlich alle Menschen.

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        • Rolf Krüger says:

          Hallo Mr. Rückfrage,

          ich weiß schon, wie du das meinst. Und halte es trotzdem für falsch. Auch wenn Adam keine echte Person war, sondern für den Menschen an sich steht, gilt die Gleichung (sogar noch viel sinnvoller): Der Mensch sündigt, (nur) Gott (in Jesus) kann Erlösung bringen. Dann muss man sich nicht fragen, was denn der Fehltritt eines einzelnen Menschen vor langer Zeit mit mir heute zu tun hat.

          Deine Reaktion ist eine typische á la: Was nicht sein darf kann nicht sein. Sprachlich ist es wirklich schwierig zu bestreiten, dass „der Mensch“ (genauso wie heute auch) für den Menschen als solchen steht.

          P.S.: Könntes du mal einen ordnetlichen Namen hinschreiben? Es ist nicht so schön, mit „Rückfrage“ und „1=1“ zu reden.

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        • Rolf Krüger says:

          Nachtrag: Vielleicht ist dieser Artikel für dich interessant: https://aufnkaffee.net/2013/04/nachts-sind-alle-katzen-grau/

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  3. Michael Sandweg says:

    Der Schöpfungsbericht – so wie auch die ganze Bibel – erzählt uns etwas von Gott und seinen Eigenschaften, von seinen Ideen zur Schöpfung und von seiner Beziehung zu uns Menschen. Die Gedanken Gottes über uns, seine Schöpfung, das Leben und das Konzept der Liebe: Darüber berichtet uns das Wort Gottes, die ‚Bibel.

    Die Intention einer Tageszeitung und die eines Romans ist unterschiedlich. Das ist für jeden einleuchtend. Ähnlich unterschiedlich ist auch die Intention der Bibel und die eines wissenschaftlichen Berichts.

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    • Rolf Krüger says:

      Ähnlich unterschiedlich ist auch die Intention der Bibel und die eines wissenschaftlichen Berichts.

      Jupp, nur dass dies im Bezug auf die Bibel bei weitem nicht für jeden einleuchtend ist 🙂

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  4. Harry says:

    Ein für mich sehr wichtiger Vortrag, den sich jeder Gläubige mit einem historischen Verständnis des Schöpfungsberichtes unbedingt ansehen sollte. Alle Anderen auch! Es lohnt sich!

    Die Tatsache, dass „ha adam“ 640 mal (?!) im hebräischen Grundtext der gesamten Bibel vorkommt und nur wenige Male im Schöpfungsbericht selbst und dass er nicht als Eigenname verstanden werden darf, wird sprachwissenschaftlich plausibel und eindeutig dargelegt und ist ein überzeugendes Indiz dafür, dass es sich bei dem Begriff „Adam“ in der Bibel praktisch immer um die Gattung des Menschen handelt.

    Beeindruckt haben mich gegen Schluß auch die historischen Fragen an den Schöpfungsbericht, die dieser nicht beantworten konnte, was recht deutlich belegt, dass er nicht den Anspruch eines historischen Berichtes haben will.

    Fazit: Ein tiefschürfender Vortrag, der für alle Gläubigen sehr hilfreich sein kann!

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    • Johannes says:

      Letztgültig geklärt ist das für mich theologisch nicht. Adam taucht einerseits als Person in biblischen Geschlechtsregistern auf, die auch definitiv historische Personen umfassen (z. B. Lukas 3). Warum sollen in einem Geschlechtsregister die einen Personen historisch sein und die anderen nicht? Es stimmt zwar, dass mittelalterliche Herrschergeschlechter sich gerne als in die Ahnenreihe von Caesar oder Alexander d. Gr. eingereiht haben, trotzdem kann man ein derartiges nicht einfach den biblischen Geschlechtsregistern unterstellen. Richtig ist: Auf der anderen Seite wird Adam gleichzeitig auch als Sinnbild für den gefallenen Menschen gesehen, z. B. von Paulus im Römerbrief. Aber: Auch wenn man sich mit dem Thema Evolution ernsthaft befassen sollte, kann es nicht sein, die Bibel in Abhängigkeit vom gegenwärtigen Stand der Evolutionstheorie auszulegen, sondern unabhängig von ihr. Obwohl ich Siegfried Zimmer durchaus für einen profilierten Theologen halte, muss bei ihm konstatiert werden, dass er zu 100 % vom Paradigma der historisch-kritischen Methode ausgeht, die gerade aus historischer Sicht eben auch unübersehbare Schwächen hat.

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      • Harry says:

        Richtig ist, dass wir heute Adam auch vereinzelt als Eigennamen kennen.
        Das ist aufgrund der dargestellten Mißverständnisse um den Begriff bereits innerhalb der Bibel eine kulturelle Folge.
        Allerdings sind die Darlegungen Zimmers zu dem Begriff mMn überwältigend und eindeutig.

        Zimmer beweist, daß hk-Metoden gerade und durchaus zu differenzierten und präzisen Ergebnissen führen können. Da sollte man nicht zu mißtrauisch alles schlecht reden….

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  5. Christian says:

    Ich fände es hilfreich und fair, wenn moderne Theologen im Eifer ihres Entmythologisierungsgefechts nicht so weit gehen würden, es als erwiesene Tatsache hinzustellen, dass die inspirierten Autoren selbst den Genesisbericht nicht als geschichtlich im historischen Sinne verstanden. Es dürfte auf der Basis auch sehr schwer fallen, die Schlüssigkeit der Argumentationsketten z. B. in Römer 5,14 und 1. Kor. 15,22, oder auch 1.Tim. 2 nachzuvollziehen.

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    • Harry says:

      Der inspirierte Autor Paulus räumt zumindest auch für sich ein, dass seine Erkenntnis Stückwerk sei.

      In den von Dir genannten Bibelstellen beruft sich Paulus bezüglich Adam praktisch auf das AT. Damit interpretiert er das AT.

      MMn ist Paulus hier genau die Ungenauigkeit bezüglich Adam unterlaufen, die Zimmer heute durch intensive Arbeit aufgedeckt hat. Dazu könnte man sich auch noch den Grundtext anschauen….

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      • Christian says:

        Harry, als ich deinen Kommentar las, musste ich doch ein wenig schmunzeln: Unsere Experten im jüdischen Denken monieren bei dem Juden und Torahkenner Paulus „Ungenauigkeit“ in der Interpretation und Anwendung alttestamentlicher Texte!

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    • Christian says:

      Gern. Was du hier in in euphemistischen Worten beschreibst, ist in Wahrheit Folgendes: Die (immerhin von Luther so genannten) Grundlage der gesamten Schrift und deshalb von allem, was die Schrift lehrt, ist Mythos ähnlich der Büchse der Pandora oder der babylonischen Enuma Elish. So wird es den Gemeinden heute von ihren eigenen Theologen und Pastoren und Gelehrten erzählt. Ein Mythos ist eine Geschichte, die einen wichtigen Aspekt menschlichen Lebens und Erfahrung erläutert. Oft ist die Geschichte theologischer, geistlicher und religiöser Natur. Doch ein Mythos ist eine Geschichte, die nie stattfand. Der Geschichtenerzähler fasst den Mythos in die Form von Ereignissen auf der Erde unter Menschen. Gewöhnlich handelten sie von Göttern und ihrer Beziehung zu Menschen. Doch diese mythischen Ereignisse haben keine Realität als tatsächliche Fakten, sie sind unhistorisch. Wenn zur Unterhaltung gelesen, sind sie frei erfunden, wenn zur Erklärung bestimmter Aspekte menschlichen Lebens gelehrt, glatte Lügen.
      C.F. Nosgen definiert den Mythos so“: „Any unhistorical tale, however it may have arisen, in which a religious society finds a constituent part of its sacred foundations, because an absolute expression of its institutions, experiences, and Ideals, is a myth.“
      In heidnischen Religionen wimmelt es von Mythen.
      Die Schrift spricht von Mythen. Im NT werden Mythen explizit erwähnt. Das griechische Wort ist mythos. Bei Luther wird das durchweg mit „Fabeln“ übersetzt. Doch die Schrift verneint, dass die biblische Botschaft auf Mythen gegründet ist.
      „Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.“ (2Petr. 1,16)
      Sie warnt die Christen, insbesondere die Hirten, vor Mythen: „Gebt euch nicht mit Fabeln ab!“ (1Tim. 1,4). Dennoch prophezeit sie für die „letzten Tage“, dass, unter dem Einfluss falscher Lehrer, „Mythologen“, sich bekennende Christen von der Wahrheit ab- und den Mythen zuwenden werden: „Sie … werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu Fabeln kehren.“ (2Tim. 4:4).

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      • Harry says:

        Lieber Christian,

        who is who und what is what??

        Deine allgemein wirkenden Aussagen empfinde ich als unkonkret.

        Es gilt, die jeweiligen Feinheiten im Spektrum zwischen den Polen der sich durchaus entwickelten wahrnehmbaren Mythosanteilen einerseits und der Wahrheit andererseits herauszuarbeiten. Das hat Zimmer mMn im konkreten Fall aufwändig und erfolgreich gemacht.

        Dein umfangreicher „Allgemeinplatz“ kann da also mMn nicht weiter helfen.

        An anderen Stellen wurde in diesem Blog thematisiert, wieviele Schichten der Interpretation und Bewertung eines ursprünglichen Textes durchlaufen werden, bis die Botschaft beim gläubigen Laien ankommt.

        Einfühlsame Traditionskritik erscheint mir deshalb erforderlich.

        Liebe Grüße
        Harry

        Antworten
        • Christian says:

          Gute Frage, lieber Harry, who is who and what is what? Oder, auf das Thema gemünzt: Worauf gründen die modernen Mythologen ihre These, dass Genesis 1-11 nicht historisch, sondern mythologisch gemeint sei? Selbst die leberalsten der frühen Liberalen (wie z. B. Wellhausen oder von Rad) ließen keinen Zweifel, dass der Autor einen historischen Account von der Entstehung der Erde liefern wollte.
          Und kann jemand allen Ernstes anzweifeln, dass Christus und seine Apostel die Personen und Ereignisse von Genesis 1-11 als historisch einschätzten und dass sie in Mt 19:3-9; Joh. 8:44, Mt 24:37-41; Röm. 5:12-21; 1Kor. 11:7-12; 1Tim 2:12-15; 2Petr 3:5. 6: Apg. 17:26, und anderen Stellen die NT Gemeinde lehrten, sie als solche zu vertehen? Niemand gelangt durch sorgfältige Exegese dieser NT Schriftstellen zur Einschätzung von Genesis 1-11 als Mythos. Im Gegenteil: Die Einschätzung des Gegesis-Narrativs als historisch seitens Christus und der Apostel ist eine extreme Peinlichkeit für evangelikale Mythologen.
          Wenn also nicht durch Exegese der Schriften selbst, woher kommt diese mythologische Einschätzung eigentlich wirklich?

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        • Christian says:

          p. s.
          Manche Theologen handeln frei nach 2Kor. 10,5:
          „Wir zerstören damit die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Darwinsche Evolotionstheorie, und nehmen gefangen alle Vernunft unter die theistische Evolution.“ 😉

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  6. Christian says:

    Lieber Rolf, danke für deine ausführlichen Antworten. Dazu nur ein paar notwendige Anmerkungen.

    Meine Argumentation war insofern kein Zirkelschluss, als dass ich anhand der Folgerungen, die Jesus und die Apostel aus dem Genesis-Narrativ zogen, ersehe, dass sie diese als historische Tatsachen betrachteten. Ich könnte ebenso sagen: Du argumentierst im Kreis, indem du voraussetzt, dass alle Menschen der damaligen Zeit eine grundlegend andere Geschichtsphilosophie hatten als wir sie heute kennen, und dass sie deshalb die Genesis nicht historisch verstanden haben können.

    Es ist recht subtil zu sagen, die ein mythologisches Verständnis den Texten noch viel mehr Tiefe und Aussage verleihe, wo doch am Ende keiner auch nur die geringste Ahnung hat, was wann wie wirklich geschah und was letztendlich die Aussage ist, wenn alle berichteten Ereignisse nie stattgefunden haben, sondern nur irgendwie eine Art Wurzel in einem Geschehen in grauer Vorzeit hatten. Niemand kann sagen, in welcher Weise das Narrativ, oder der Mythos zu diesem Geschehen in Beziehung steht.

    Ich setze dagegen: Genesis 3 beispielsweise ist historisch insofern, und zwar nur insofern, als es nicht nur der Bericht von einem historischen Fall ist, sondern ein historischer Bericht von dem Fall. In Genesis beschreibt der Heilige Geist Ereignisse, wie sie stattfanden. Genesis 1-11 ist Realität.

    Aber die Realität von Genesis 1-11 ist weit mehr, als dass die Ereignisse lediglich stattfanden. Sie fanden statt als das Handeln des drei-einen, lebendigen Gottes, vor seinem Angesicht, nach seinem Ratschluss. Seine Absicht mit ihnen war, Jesus Christus in allen Dingen den Vorrang zu geben (Kol. 1,13-20). Das ist die Historizität von Genesis 1-11. Das ist seine Realität, seine Wahrheit. Und diese ganze Geschichte wurde von Mose aufgeschrieben, der nicht ein einziges Wort aus menschlichem Willen hervorgebracht hat, sondern schrieb, so wie er „getrieben war von dem heiligen Geist.“ (2Petr. 1,20-21).

    Genesis 1,1-2,3 ist von dem inspirierten Bericht historischer Ereignisse nicht ausgenommen. Wie eine historische Genesis 1-11 grundlegend für den Rest der Heiligen Schrift ist, so ist Genesis 1,1-2,3 grundlegend für den Rest von Genesis 1-11. Und der Inhalt von Genesis 1,1-2,3 sind die „Tage“ – sechs Tage göttlicher Schöpfung, jeder bestehend aus einem Abend und Morgen, und ein Tag göttlicher Ruhe. Wenn die Tage von Genesis 1 und 2, ihre Reihenfolge und die Reden und Taten Gottes an diesen Tagen, nicht historisch sind, d. h. wenn die Ereignisse von Genesis 1 und 2 nicht stattfanden, wie sie dort berichtet werden, dann ist nichts in Genesis 1-11 historisch. Die Fragestellung bei der Debatte „Genesis 1-11 – Mythos oder Geschichte?“ ist die Historizität von Genesis 1,1-2,3 – die Frage, ob es reale Tage, mit Abend und Morgen waren, in der gegebenen Reihenfolge, und mit dem entsprechenden Handeln Gottes an jedem Tag, wie es in dem Abschnitt berichtet wird.

    Weil Genesis 1-11 Geschichte ist, hat der Abschnitt Bedeutung für die Menschheit, insbesondere für die glaubende Gemeinde. Welch gewaltiges Gebäude ist doch auf das Fundament der Historizität von Genesis 1-11 errichtet worden und wird davon gestützt! Genesis 1-11 legt den Ursprung aller Dinge dar: des Universums, einschließlich Zeit und Raum; des Menschen: der Ehe und Familie; der Grundlagen menschlichen Lebens in einer Woche mit sechs Arbeitstagen und einem Ruhetag; der Sünde; des Fluches und Todes, nicht nur für die menschliche Rasse, sondern auch für die niedere Schöpfung; des Evangeliums und des Retters, der durch das Evangelium verheißen ist; der Antithese zwischen gottesfürchtig und gottlos; der Nationen.

    Der Ursprung Israels ist ebenfalls in den ersten elf Kapiteln der Genesis zu finden. Israels Ursprung in der Schrift ist nicht in Gen. 12 in der Berufung Abrams, sondern geschieht in Gen. 8,26 mit der Segnung Sems.

    Die ganze, gewisse Realität der Ursprünge verschwindet im Nebel der Phantasie, wenn Genesis 1-11 mythisch ist.

    Genesis 1-11 ist nicht nur als Darlegung des Ursprungs aller Dinge von höchster Bedeutung, sondern dieser Abschnitt ist auch das Fundament aller christlicher Lehren und Ethiken. Er ist das Fundament aller großen Glaubenslehren: der Schöpfung, des Sündenfalls und der Erlösung; des Menschen als Ebenbild Gottes; der Erbsünde und der völligen Verderbtheit; des Sühneopfers und der Satisfaktion eines gerechten Gottes; und der Erlösung durch einen Stellvertreter – ein Bundeshaupt, wie Adam ein Bundeshaupt war.

    Von Genesis hängt auch die Lehre einer eschatologischen Zerstörung des Welt ab, aus der eine neue Welt der Gerechtigkeit kommen wird. Der eine historische Beweis, den wir Christen den Spöttern entgegenhalten können, die sich über ein Ende der Welt bei Christi Wiederkunft lustig machen, ist die Sintflut (2Petr. 3,1-7).

    Wenn Genesis 1-11 nicht historisch ist, sind all diese Lehren hinfällig.

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  7. Christian says:

    p. s.

    Zur Veranschaulichung möchte ich das gestern Geschriebene noch kurz aktualisieren.
    Seit der Abkehr von der Historizität des Genesis-Narrativs fallen die zentralen Lehren und ethischen Grundsätze des christlichen Theismus wie Dominosteine:
    (1) Göttliche Schöpfung wird durch theistische Evolution nach darwinschem Vorbild (nur „irgendwie“ persönlicher) ersetzt.
    (2) Der Fall ist dem entsprechend keine mutwillige ethische Rebellion, sondern durch unvollkommene „Schöpfung“ und Evolution vom Affen bedingte metaphysische Schwäche.
    (3) So gesehen ist letzten Endes Gott schuld an der Misere des Menschen und damit verpflichtet, alles irgendwie wieder gut zu machen, was er auch tut, indem er allen Menschen aller Zeiten bedingungslos „vergibt“.
    (4) Dies geschieht natürlich ohne stellvertretendes Sühneopfer, denn wo kein Bundeshaupt Adam ist, braucht es auch kein Bundeshaupt Christus.
    (5) Gerechtigkeit und Reich Gottes sind vorwiegend irdische Konzepte, und ein Warten auf Christi Wiederkunft und eine neue Welt, in der Gerechtigkeit herrscht, lenkt nur von unserer Verantwortung ab.
    (6) Was die ethischen Grundlagen für Familie und Sexualität betrifft, scheidet der Mensch heute überall, auch in christlichen Gemeinden, das, was Gott in Gen. 2,24 zusammengefügt hat.
    (7) Fundamentalische „Homophobe“, d.h. Leute, die entgegen dem Zeitgeist daran festhalten, dass die Schöpfung als „Mann und Frau“ Gottes konstituierendes, exklusives Grundmuster für Ehe und Sexualität ist, sind auch in vielen christlichen Kreisen zum Staatsfeind Nr. 1 avanciert.

    So sehen wir hier ein Beispiel für den Satz „Gedanken haben Folgen“. Werden die Fundamente ausgegraben, braucht es nicht lange, bis das gesamte darauf errichtete Gebäude einstürzt.

    Antworten
    • Rolf Krüger says:

      Hallo Christian, ja, du hast in allen Punkten recht – wenn für dich der Glaube einen Gedankengebäude ist. Die Bibel lehrt aber etwas anderes: Der Glaube ist Beziehung. Beziehung zu unserem Schöpfer, Beziehung zu Jesus, dem Messias, für uns gestorben und auferstanden. Gedankengebäude sind starr und tot. Beziehungen sind lebendig.

      LG,
      Rolf

      Antworten
      • Christian says:

        Nur kurz: Danke für das Kompliment, Rolf.

        Glaube als Beziehung ist korrekt. Ich meine, schon erwähnt zu haben, dass meine eigene Bekehrung für mich ein einschneidendes, ja spektakuläres Ereignis war: Ich war (geistlich) blind, und wurde sehend. Seit diesem Tag, das kann ich mit gutem Gewissen bezeugen, habe ich nicht einen einzigen Augenblick an Christus und an meiner Begegnung mit ihm und meine Berufung durch ihn gezweifelt (an mir selbst oft, aber nie an Christus).

        Nur auch hier gilt: nicht nur „dass“, sondern auch „was“ (bzw. „wer?“). Um wirklich mit Christus in einer wachsenden Glaubensbeziehung zu stehen, muss ich wissen, was genau die Bibel lehrt: Wer er ist, was er für mich getan hat, was er für die Zukunft verheißen hat: ein „vernünftiges Evangelium“. Ich forsche in der Schrift, denn sie zeugt von ihm. Sie allein erklärt, „weshalb alles so geschehen musste“.
        Und da unser Verstand nun mal konzeptionell erschaffen wurde, kann es nicht verkehrt sein, die Glaubenszusammenhänge in Form von „Gedankengebäuden“ zu erfassen. Und: Wahrheit ist auch hier, im konzeptionellen Bereich, lebendig und wird uns frei machen. Irrtum und Unwahrheit sind nicht zuletzt einfach falsche „Gedankengebäude“ oder: Konzepte – Vernunft, die nicht unter dem Gehorsam Christi gebracht wurde.

        Deswegen, @Harry, gibt es nichts, das mich beängstigen kann, schon gar nicht, dass Menschen ständig konkurrierende Konzepte entwickeln, durch die ich Verlust oder Teilverlust erleiden könnte 😉

        Viele Grüße, Christian

        Antworten
        • Harry says:

          Lieber Christian,

          Hans Küng spricht in seinen Memoiren Teil 3 von an anderer Stelle von mir bereits erwähnten theologischen Paradigmenwechseln. Danach gibt es seit Jahrtausenden ganz unterschiedliche theologische Konzepte. Z.B. Origenes, Augustinus, katholische Frühkirche, Calvin, unterschiedliche Evangelikale usw. usw.

          Einige existieren nebeneinander, andere haben sich grundsätzlich oder nebeneinander, oft mit verschiedenen Formen von Machteinsatz zum Mainstream entwickelt.

          Das wirkt durchaus verunsichernd auf mich, denn ich bin bestrebt, der absoluten Wahrheit bezüglich Gott möglichst nahe zu kommen.

          Nun halte ich entweder aus dieser Verunsicherung heraus an meinem eigenen Paradigma für alle Zeiten fest, das sich bei mir herausgebildet hat und argumentiere nur noch von meinem Paradigma aus, oder aber ich vertraue darauf, dass an anderen Paradigmen anderer Christen etwas Wahres dran ist und bin zeitlebens auf der Suche nach der absoluten Gotteswahrheit.

          Letzteres ist doch auch hier der Prozess, dem wir uns gewollt und gemeinsam aussetzen.

          Fazit: Einer fortschreitenden Offenbarung unseres auferstandenen Herrn dürfen wir uns lernend öffnen….bis zum letzten Atemzug.

          Herzlich verbunden
          Harry

          Antworten
          • Christian says:

            Danke Harry für deine Ausführungen. Sie helfen mir zu verstehen, was ihr vorhabt und wie ihr denkt.

            Grundlage solcher „Paradigmenwechsel“ im metaphysischen Bereich ist jedoch eine stark an Kant und Hegel ausgerichteten Geschichtsphilosophie, wie sie insbesondere von Hans Gadamer und Wilhelm Dilthey zu einer Art „Phenomenologie der Metaphysik“ ausgearbeitet wurde.

            Für die Hermeneutik hat sie die auto-frustrative Auswirkung, dass wir uns bewusst sein müssen, dass unsere in mühsamer Kleinarbeit ersonnenen und elaborierten Paradigmenwechsel und Konzepte von heute gleichzeitig schon der ausrangierte Nonsense von morgen sind.

            Antworten
            • Harry says:

              Lieber Christian,

              ich würde es positiv sehen 🙂

              Apg. 17,
              11 Diese aber (in Beröa) waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte.

              Die Stückwerkrede Pauli bestätigt, dass die individuelle Suche nach der göttlichen Wahrheit ein lebenslanger Prozess bleibt.

              Damit erscheint es ganz normal, dass sich jeder zumindest partiell in seiner Erkenntnis weiter entwickeln soll. Das schließt in der Konsequenz ein Loslassen von zumindest Teilerkenntnissen/Teiltraditionen verschiedener Paradigmen und andererseits einen ergebnisoffenen Dialog und den daraus resultierenden Erkenntniszugewinn ein.

              Liebe Grüße
              Harry

              Antworten
              • Christian says:

                Nun, „die in Beröa“ hatten entweder gerade mit ihrer Bekehrung den entscheidenden „Paradigmenwechsel“ ihres Lebens vollzogen, oder standen kurz davor. Für diesen Schritt durchforschten sie die Schriften, um zu sehen, ob die Predigt der Apostel im Einklang mit der göttlich inspirierten Torah standen.

                Wir Christen forschen bis zum Lebensende weiter „in den Schriften“ des AT und NT, um in der ERkenntnis zu wachsen.

                Doch, wie ich irgendwo schon mal schrieb: Niemand, der das Dach reparieren will, gräbt dafür die Fundamente aus.

                Deshalb schreibt der Apostel: „Davon (von dem Priestertum Christi) hätten wir wohl viel zu reden; aber es ist schwer, weil ihr so unverständig seid. Und die ihr solltet längst Meister sein, bedürft wiederum, dass man euch die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht starke Speise. Denn wem man noch Milch geben muss, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit; denn er ist ein junges Kind. Den Vollkommenen aber gehört starke Speise, die durch Gewohnheit haben geübte Sinne zu unterscheiden Gutes und Böses.“ (Heb. 5,12-14).

                Und in Epheser 4,13 mahnt uns Paulus, zur Einheit der Erkenntnis zu gelangen (immerhin gibt es für ihn so etwas!): „… bis dass wir alle hinkommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi, auf dass wir nicht mehr Kinder seien und uns bewegen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, womit sie uns erschleichen, uns zu verführen.“

                Wind der Lehre, Schalkheit der Menschen, Täuscherei – genau das ist es, was uns heute begegnet: Aufmischungen mit diversen nicht-christlichen Philosophie und Ethiken.

                Und, ja, unser Erkennen ist Stückwerk. Nur bedeutet das nicht, dass es falsch oder unwahr ist, sondern nur unvollständig. Der christliche Glaube ist die einzige Weltanschauung, die gern damit lebt, dass ihre Erkenntnis unvollständig ist, denn er weiß, dass Gottes Erkenntnis vollkommen und vollständig ist, dass bei Gott, sozusagen, Sein und Erkenntnis kongruent sind. Das bedeutet, dass unsere Erkenntnis, sofern sie analog zu seiner in seinem Wort offenbarten Erkenntnis geschieht, wahre Erkenntnis ist. Auch hier gebraucht Paulus die Metapher vom Erwachsenwerden: „… da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war.“

                Antworten
                • Harry says:

                  Hmmm… danach stellen die vielfach real existierenden allein schon christlichen Paradigmen der Zeiten für dich kein Problem dar, denn du weißt genau, dass du zu denen gehörst, die erwachsene Männer sind und keinerlei Milch mehr bedürfen 🙂 ?

                  Was macht dich so sicher, daß du dir bereits die vollständige Wahrheit unumstößlich herausgefiltert hast?

                  Und was bedeutet dann:

                  1Kor 13,10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

                  ?

                  Antworten
                  • Christian says:

                    Im Gegensatz zu modernen Geschichtsphilosophen mit iherm Konzept evolutionärer Bewusstseinsentwicklung und epochen- und kulturabhängigem Seins- und Zeitverständnisses geht der christliche Theismus von einer von Gott geplanten und gelenkten Geschichte aus. Laut Bibel ist mit Christus das letzte, unltimative Wort Gottes an die Menschheit ergangen. Die Worte und Offenbarung der Apostel sind ja eigentlich Worte und Offenbarung von Jesus Christus selbst. Sämtlich theologische Neuorientierung kann demnach nur eine „Re-Formation“, ein Wieder-Ausrichten am ultimativ Gegebenen bedeuten. Was (von Gott als dem Herrn der Geschichte gewollt und gelenkt) wächst und angepasst wird, ist die systematische Ausformulierung und apologetische Absicherung dieses „letzten“ Wortes Gottes: des einmaligen, ewig gültigen Evangeliums.
                    In dem ZUsammenhang sehe ich die frühkirchlichen Konzilien und ihre Bekenntnisse, die Reformation des 16. Jhds. und die großen reformierten Grundsatzschriften. Apologetisch gilt es, gängige Geistesströmungen zu sichten und zu verstehen, um die christliche Botschaft vor Vermischung mit ihnen zu bewahren.

                    1Kor. 1,10 spricht vom Übergang vom Glauben zum Schauen bei unserer Begegnung mit Christus.

                    Bis dahin bleiben: Glaube, Liebe. Hoffnung. Wobei wir wieder bei den (abgewandelten) drei Kantschen Fragen wären: Was können wir berechtigt glauben? Wie sollen wir lieben? Was dürfen wir hoffen? 😉

                    Antworten
                    • Harry says:

                      Wenn ich dich richtig verstehe, entspricht dein bestimmtes heutiges (evangelikales ?!) Paradigma der orthodoxen geistlichen Weiterentwicklung aller bisherigen bekannten christlichen Paradigmen?

                      An dich wäre somit das letzte Wort Gottes ergangen?

                      Ich bin mir sicher, dass dies die meisten Christen vergangener oder anderer Paradigmen ebenso glaubten 🙂

                      Was nun?

                    • Christian says:

                      Ganz gleich, welchen Bereich von „Paradigmen“ bzw. methodologischen Voraussetzungen du ansprichst, sei es Epistemologie, Ontologie, Geschichtsphilosophie, Hermeneutik … etc.: Ich bin der Überzeugung, dass es jeweils eine spezifisch christlich-theistische gibt.
                      Als Christen sind wir aufgerufen und verpflichtet, diese anhand der geschriebenen Selbstoffenbarung des drei-einen Gottes zu finden und anzuwenden. Das heißt, in wenigen Worten ausgedrückt: Unser Ansatz- und Referenzpunkt ist, antithetisch zum autonomen Menschen, bei der ontologischen Trinität.
                      Daher, wie Jesaja sagt: „Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Worte sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte.“ 😉

                    • Harry says:

                      ???? 🙂

                    • Christian says:

                      Vier Fragezeichen? Was sagt mir das?

                      Nein, nicht an mich persönlich ist Gottes letztes Wort in Christus ergangen, sondern an die Welt (Hebr. 1,1)

                      Du sprichst von Paradigmenwechsel, d. h. du willst die Rahmenbedingungen, die methodischen a-prioris ändern. Darauf hatte ich geantwortet, dass wir spezifisch christliche-theistische Paradigmen suchen und finden müssen.

                      Nicht-christliche Philosophie, insbesondere seit Kant, setzt beim epistemologischen Subjekt, dem „autonomen“ Menschen an. Die Christen haben einen anderen Ansatz: Sie setzen bei dem dreieinen Gott, dem souveränen Schöpfer und Lenker des Universums und der Geschichte an, den die Bibel offenbart.

                      In unseren Paradigmen kann es weder pure Kontingenz, sprich: Zufall, wie im Evolutionsmodell, noch abstrakte Rationalität geben. Unser Paradigma ist ein durch und durch persönliches Universum, erschaffen von einem absolut bewussten, absolut selbstbestimmten, prä-existenten Schöpfer.

        • Christian says:

          Du weißt also drei Dinge:

          (1) dass du noch viel zu lernen hast.
          (2) dass aber schon mal klar ist, dass die Bibel auf alle Fälle nicht das lehrt, was ich (bzw. die protestantische Orthodoxie) sage.
          (3) dass das, was du nicht weißt, jedenfalls sehr viel wahrer ist, als das, was ich vorgebe zu wissen.

          Meine ehrliche Frage: Wenn (1) zutrifft, woher bist du dir so sicher, dass (2) und (3) zutreffen?

          Antworten
          • Harry says:

            Lieber Christian,

            Ich schrieb:

            „Wenn ich dich richtig verstehe, entspricht dein bestimmtes heutiges (evangelikales ?!) Paradigma der orthodoxen geistlichen Weiterentwicklung aller bisherigen bekannten christlichen Paradigmen?“

            Wenn wir beide ehrlich sind, dann haben sich vergangene Paradigmen zumindest teilweise geirrt. Bis heute gibt es allein in evangelikalen Kreisen, zu denen ich gehöre, zahlreiche Meinungsunterschiede, auch gravierende.

            Welcher Mensch kann behaupten, dass jemals ein Mensch mit der absoluten Wahrheit daher kommen kann?

            Du scheinst mir da ein bemerkenswerter Einzellfall zu sein. 🙂

            Das behauptet Paulus jedenfalls nicht von sich 🙂 1. Kor. 13,12

            Liebe Grüße
            Harry

            Antworten
            • Christian says:

              Harry, „Soso, du meinst also, du allein hättest die absolute Wahrheit …“ (möglichst mit Smily) ist ein Totschlagargument, oder auch: zur Maxime erhobener Agnostizismus (wie Rolf sagt, „Ich hab noch viel zu lernen, also kannst du mir schon mal gar nichts erzählen.“

              (1Kor. 13,12 hatten wir oben schon erörtert.)

              Daraus folgt: Unserer Spekulation ist freier Lauf gelassen („Noch jemand Vorschläge zum nächsten Paradigmenwechsel?“.

              Ich habe nur gesagt: Das, was wir über Gott wissen können und sollen, erfahren wir aus der Bibel, nicht aus menschlicher Spekulation.

              Also lasst uns auf der Ebene diskutieren und nicht die in sich klaren Worten der Schrift („claritas scripturae“) geschichtsphilosophisch und bewusstseinsevolutionär („antikes Geschichtsverständnis …“) versanden lassen.

              Viele Grüße, Christian

              Antworten
              • Harry says:

                Lieber Christian,

                ich habe mich irgendwann auf den Weg gemacht, die sich durchaus widersprechenden christlichen Paradigmen ernst zu nehmen und zu verstehen. Damit geht einher, dass ich alle Christen ernst nehmen will und zuhöre, was sie zu sagen haben.

                Ich interpretiere 1. Kor. 13,12 anders: Wenn ich Details noch nicht verstehe oder anders verstehe als du, so kann ich in der Konsequenz momentan zu anderen Schlußfolgerungen gelangen, im Extremfall zu einem anderen Paradigma.

                Aber trotzdem fühle ich mich mit dir auf dem gleichen Weg, hin zu Gott.

                Mich bereichert die Vielfalt. Ich lerne, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, revidiere mich, kann manches neu verstehen.

                Diese Dynamik gefällt mir. 🙂
                Sie ist eine Absicht und ein Geschenk Gottes.

                Liebe Grüße
                Harry

                Antworten
                • Christian says:

                  Harry, bedenk doch mal Folgendes: Wer die Paradigmen der theologia crucis der Reformation gegen diejenigen der theologia gloriae austauscht, landet zwangsläufig nur wieder im spekulativen Scholastizismus.

                  Antworten
                  • Harry says:

                    Die Wahrheitsanteile beider Lehren könnten eine brauchbare Synthese ergeben. 🙂

                    Antworten
                  • Harry says:

                    PS:
                    Christian, glaubst du, Gott würde einen gläubigen betenden Christen, dessen Verständnisstand ein fehlerhaftes Paradigma aus der Reihe der christlichen Paradigmen ist, verstoßen?

                    Antworten
                  • Christian says:

                    Lieber Harry, spontan würde ich, wenn ich dir gegenüber stände, antworten: „Neeiin! Kein gläubiger, betender Christ wird verworfen!“ Das stimmt auch.

                    Johannes 6,37: „Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“

                    Doch: Eine Blogunterhaltung ist ein wenig wie Briefschach: Man kann sich für die Antwort Zeit lassen und differenzieren.

                    Ein Christ ist laut Bibel ein Mensch, der vom Geist Gottes wiedergeboren wurde und der sein ganzes Vertrauen auf Christus setzt. Dass er in allen Punkten optimales theologisches Verständnis besitzt, kann für sein Heil nicht entscheidend sein. Gott sieht die Herzen an.

                    Es gab ganze Zeitalter, in denen falsche Paradigmen die Lufthoheit hatten, wie im „finsteren Mittelalter“, das nicht zuletzt deshalb „finster“ war, weil Gottes Wort den Menschen von dem klerikalen Machtapparat der römischen Kirche vorenthalten wurde. Dennoch hatte Gott auch in solchen Zeiten eine Gemeinde. Auch vor der Reformation des 16. Jhds. gab es Gruppen (wie z. B. die Waldenser oder Albigenser), die unter den gegebenen Umständen litten und sich nach Wahrheit sehnten. Die Reformation war in erster Linie eine große geistliche Erweckung, flankiert durch die Tatsache, dass in vielen Ländern erstmals die Bibel in die Landessprache übersetzt wurde.

                    So hat auch die sichtbare Kirche Christi, ebenso wie die Jahre, Sommer- und Winterzeiten. Eine weitere, längere allgemeine Winterzeit wurde durch den vom (durch Schleiermacher, Kant folgend, begonnenen) Modernismus eingeleutet: Ritschls Liberalismus des 19. Jhds., Kierkegaards Existenztheologie, dann Barths und Brunners dialektische Theologie, die „neue Hermeneutik“ von Fuchs und Ebeling, Tillich etc. – sie alle haben den Boden für den „Paradigmenwechsel“ bereitet, den wir heute beobachten.

                    Von Christen, die den Geist Gottes haben, heißt es aber auch, dass dieser sie „in alle Wahrheit führt“. Obwohl Gottes Gericht in erster Linie den falschen Lehrern, falschen Propheten und arglistigen Verführern angedroht wird, die das schlichtere Volk mit falschen Paradigmen in die Irre führen, trägt darüber hinaus jeder einzelne Christ Verantwortung, dem Licht, das er empfangen hat, gehorsam zu sein.

                    Antworten
                  • Harry says:

                    Was ist mit den frommen Henkern, die während der Inquisition hinrichteten und mit den frommen Zuschauern, die dazu Beifall gröhlten?

                    Was ist mit den gläubigen Kreuzzüglern, die rechtgläubig im Namen Gottes mordeten?

                    Was ist mit denen, die die Indianer bei Zwangsmissionierungen umbrachten?

                    Wer sind diejenigen, “ die mir mein Vater gibt“. Das hört sich nach souveräner Erwählung durch Gott an.
                    Was ist mit den Anderen?

                    Was ist mit all denen, die einem falschen Paradigma erlagen und beteten?

                    Und….wieviele von ca. 50 bis 100 Milliarden je gelebter Menschen haben jemals das einzig wahre Paradigma hören, verinnerlichen und glauben können?

                    🙁

                    Nun komme mir bloß nicht kontextlos mit Mt. 7,14 🙂

                    Antworten
                  • Christian says:

                    „Da Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm: So ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“

                    Nun, lieber Harry, so antwortete Jesus auf solche Fragen 😉

                    Abgesehen davon, dass die gegenreformatorischen Henker, Inquisitoren, Torquemadas und Kreuzzügler eindeutig auf der falschen Seite standen – Saulus stand ebenfalls auf der falschen Seite. Man weiß also vorher nie so genau, was Gott mit Einzelnen noch vorhat …

                    Ist Gottes souveräne Erwählung ein Stein des Anstoßes für dich? Widerspricht sie deinem Gerechtigkeitssinn? Ist Gott verpflichtet, alle Menschen aller Zeiten zu retten? Verspricht das die Bibel?

                    Wäre „Sünde“ nur eine (Evolutions- und Endlichkeits-bedingte) metaphysische Schwäche, so wäre es in der Tat Gottes Sache, ausnahmslos alle Menschen aller Zeiten zu retten. Nach Darstellung der Bibel handelt es sich bei Sünde jedoch um mutwillige, schuldhafte Übertretung von Gottes Geboten. Insofern wäre „Gerechtigkeit“ die entsprechende Verurteilung ausnahmslos aller Menschen.

                    Du siehst, zur Beantwortung deiner ernsten und tiefen Fragen brauchen wir: Paradigmen!

                    Jeder Christ muss sich entscheiden, wo er seine Paradigmen sucht: Im Denken des (post-)modernen, pseudo-autonomen Menschen, oder in Gottes Wort.

                    Antworten
              • Harry says:

                Ich meine als Ingenieur in deinen Beiträgen ein theologisches „Weißes Rauschen“ wahrzunehmen….

                http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fes_Rauschen

                Adieu, lieber Christian 🙂

                Antworten
          • Christian says:

            Nun gut. Ich meine und behaupte nicht, genau zu wissen, was die Bibel lehrt. Unsere ganze Unterhaltung drehte sich um die Frage, wie wir die Bibel überhaupt verstehen und deuten dürfen. Und an dem Punkt bist du dir ganz sicher, dass mein Verständnis das falsche, und deines das richtige ist.

            Antworten
  8. Harry says:

    Lieber Christian,

    Du zählst praktisch alles auf, was evtl. nicht mehr gültig sein könnte, wenn der Schöpfungsbericht nicht mehr vollständig als historisch betrachtet werden würde.

    Was schert das einen deswegen trotzem weiterhin allmächtigen Gott? Was macht es Dir so schwer, dann noch an einen allmächtigen barmherzigen Gott zu glauben? Ich kann es weiterhin. Sind es nicht Deine in Stein gemeisselten Ableitungen, deren Verlust oder Teilverlust Dich beängstigen? Ist es nicht die Angst vor dem Verlust liebgewonnener Traditionen?

    Mein „Modell“ lässt mir Gott viel größer, viel absoluter, viel mächtiger und viel barmherziger erscheinen.

    Liebe Grüße
    Harry

    Antworten
  9. M says:

    Ich bin tief beeindruckt von deinen Ausführungen Christian.Sie haben mich ungemein bestärkt.Danke dafür

    Antworten
    • Christian says:

      Gott sei Dank! Dann bin ich ja ab und zu noch zu was nützlich.

      Antworten
      • M says:

        Ich kann ja nur für mich sprechen.Gott hat dich zum richtigen Zeitpunkt an das richtige Gespräch geschickt damit du deinen Glauben bezeugst.Ich durfte deinen Auslegungen folgen.und diese haben auch mich bestärkt.Gott wirkt durch uns und bewegt durch uns.Mir fällt es nicht schwer an Wunder zu glauben.Jesus hat Wasser zu Wein verwandelt und sich damit als Herr über die Zeit gezeigt.Der ganze Prozess den ein Mensch an Zeit dazu braucht (um Wein zu machen)hat er übersprungen….Kann ich an Wunder glauben,kann ich auch an den historischen Hintergrund von Genesis glauben.Gott segne Dich

        Antworten
        • Christian says:

          Seh ich genau so. Wenn es nach sorgfältiger Exegese die Aussage der Schrift ist, gilt: „Es bleibe vielmehr also, dass Gott sei wahrhaftig und alle Menschen Lügner.“ (Römer 3,4) Gottes Segen!

          Antworten

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