Wenn die obersten 1% der Amerikaner 40% des Reichtums der USA besitzen… wenn Geschäftsführer 380x so viel verdienen wie ihr Durchschnittsuntergebener (nicht wie der am schlechtesten bezahlte)… wenn 80% der Bevölkerung 7% des existierenden Geldes unter sich aufteilen… dann läuft irgendetwas schief mit unserem System.
Diese Missverhältnisse macht ein Video eindrücklich deutlich, das zur Zeit auf Youtube fröhliche Rekorde feiert. Nicht verwunderlich, haben wir doch alle irgendwie das Gefühl, dass der Reichtum in der Bevölkerung ungerecht verteilt ist. In Deutschland ist es ja nicht viel anders: 50% der Deutschen teilen sich 1% der Besitztümer. Immerhin haben sich die Unterschiede in den monatlichen Gehältern in den letzten 5 Jahren bei uns nicht weiter auseinander entwickelt. Und das, obwohl die Managergehälter, die jetzt die Bevölkerung in der Schweiz deckeln will, hierzulande explosionsartig entwickelt haben.
Wie lässt sich eine gerechtere Verteilung des Reichtums bewerkstelligen? Aus meiner Sicht gibt es da ein paar Dinge, die eine neue (oder alte) Bundesregierung ab Herbst unbedingt umsetzen sollte:
- Wiedereinführung der Vermögenssteuer: Sie brachte 1996 (im letzten Jahr ihrer Erhebung) umgerechnet 4,2 Mrd. Euro. Heute könnte und müsste man sie anders gestalten und somit noch höhere Einnahmen für den Staat erzielen.
- Erhöhung der Erbschaftssteuer: Im Moment wird so viel geerbt wie noch nie. Erbt jemand beispielsweise von seinen Eltern 1 Mio Euro, so beträgt die Erbschaftssteuer lediglich 15% auf die Hälfte davon, also 75.000€. Hätte er für das Geld hart gearbeitet, müsste er gut 40% Steuern auf den gesamten Betrag zahlen, also 400.000€. Ein satter Rabatt fürs Nichtstun.
- Den Einstieg in die Selbstständigkeit vereinfachen: Die Vielzahl an unterschiedlichen Regelungen und Einkommensgrenzen bei Versicherungen, Renten und Steuern machen es in vielen Fällen unmöglich, dass Menschen auf kleiner Flamme selbständig sind. Denn in einem bestimmten Umsatzbereiche, der gerade für Mütter und andere (Wieder)Einsteiger interessant wäre, lohnt sich Arbeit überhaupt nicht. Der Dschungel an Vorschriften schreckt zudem viele ab, weil man gefühlt mit einem Bein im Gefängnis steht. Optimal wäre eine vollständige Steuerfinanzierung von Kranken- und Rentenversicherung, so dass sich jeder verlässlich ausrechnen kann, was er bei welchem Gewinn zahlen muss.
- Mehr Steuergerechtigkeit: Hohe Einkommen müssen auch wirklich hohe Steuern zahlen, ohne sich mit zahlreichen Tricks Weitgehend aus der Steuerpflicht heraus zu mogeln. Und warum sollen Gewinne aus Kapitalspekulationen geringer besteuert werden als „ehrlich“ verdientes Geld?
Ob das alles (oder sinnvollere Dinge zur Erreichung desselben Ziels) allerdings eine der im Herbst antretenden Parteien realisieren kann… daran habe ich so meine Zweifel. Schade. Vielleicht sollten wir ja doch gleich größer abbeißen und ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen. Wie bei Monopoly, da klappt es ja auch 🙂
Kommentare
53 Kommentare auf "Verteilung von Reichtum: Irgendetwas läuft falsch im Kapitalismus"
Ich finde diesen Artikel schrecklich. Jenseit von volkswirtschaftlichen Verständnis. Das sind nur Neid-Phantasien die in der Realität versagen. 🙁
zu 1: Großverdiener arbeiten zumeist sehr hart. Ich möchte nicht mit ihnen tauschen. Schon weil ich nicht die selben Lebensziele habe. Allerdings möchte ich auch keinen Neid verspüren.
zu 2: Eltern liegen ihre Kinder am Herzen. Sie arbeiten hart, um ihnen eine gute Zukunft zubereiten. Warum darf sich nach Ihrem Tod plötzlich jemand anderes an Ihrem Hab und Gut bedienen? Es heißt doch: Du sollst nicht stehlen!!
zu 3: Das ist schlicht weg Unsinn.
zu 4: Auch das ist Unsinn. Hohe Einkommen tragen fast das komplette Steueraufkommen.
Ich sehe, du hast eine fundierte Meinung zu diesen Vorschlägen…
zu 1: Hohe Vermögen ist selten hart erarbeitet, meistens geerbt (siehe 2) oder aufgrund von überzogenen Salären aufgebaut (siehe Managergehälter).
zu 2: Steuer ist Diebstahl? Interessante These 🙂
zu 3: Das ist gar kein Unsinn. Viele Menschen können nur zwischen 400€-Job oder mindestens einer halben Stelle wählen. Alles dazwischen macht selten Sinn, besonders wenn es kein Angestelltenverhältnis ist sondern eine freiberufliche Tätigkeit. Wusstest du, dass viele Freiberufler über einer Einkommens-Grenze von 375€ / Monat so Rentenversicherung zahlen müssen, als würden sie 1800€ im Monat verdienen – pauschal. Das führt dann dazu, dass im ungünstigsten Fall 60% Sozialversicherungsbeiträge fällig werden – und da ist die Steuer noch nicht eingerechnet. Zudem droht immer das Risiko, dass man wegen ein paar Euro Mehrverdienst plötzlich hohe Nachzahlungen hat. Das liegt an der völlig zerklüfteten Landschaft der Sozialsysteme mit Regelungen und Grenzen, die nicht angeglichen sind.
zu 4. Das stimmt, die obersten 10% der Einkommen tragen knapp die Hälfte des Steuereinkommens. Aber das bestätigt ja nur: Die Finanzkraft und ungleichmäßig verteilt.
LG,
Rolf
zu 1. Diese Festlegung (oder kennst Du passende Statistiken) finde ich sehr willkürlich und auch einfach ungerecht. Interessanter Weise zählen die Neider und Gutmenschen sich selber meist nicht zu den Vermögenen. Die Grenze wird von ihnen nämlich einfach oberhalb ihres eigenen Vermögens gemacht.
Übrigens auch geerbt heißt, dass derjenige der vererbt, hart dafür gearbeitet hat. Zum Beispiel weil er seinen Kindern finanzielle Sicherheit bieten wollte.
Bzgl. Managergehälter: Das ist eher Betrug an den Aktionären und gibt dem Staat auch keine Recht auf Selbstbedienung. Deine Verallgemeinerung: Hohes Vermögen wurde ungerecht erworben finde ich nicht richtig.
zu 2: Ja, diese These ist weit verbreitet. Manche Steuern grenzen an Diebstahl. Insbesonders wenn sie erhoben werden, um den Neid einiger Wähler zu befriedigen. Was Du vorschlägst ist ja letztendlich nur ein staatliche Legitimierung von Vermögensentzug (Diebstahl) durch das Wort Steuern. Der Staat erfüllt damit ja nicht seine grundlegenden Aufgaben sondern verteilt es einfach nach dem jeweils herschenden politischen Gerechtigkeitsempfinden an andere. So hat übrigens der Sozialismus jahrlange funtioniert, bis einfach nichts mehr zum Wegnehmen und Verteilen da war.
zu 3. Der Staat (Arbeitsamt) unterstützt aber auch die ersten zwei Jahr sehr intensiv. Es stimmte aber, dass die Gesetze sehr verstörend sind. Sie sind es aber zumeist, weil der Staat, wie von Dir gewünscht, ständig umverteilt und versucht seine potentiellen Geber möglichst „geschickt“ zu erreichen und gleichzeitig dem Nehmer unter den Generalverdacht des Betruges stellt. Jeder dieser Reglungen hat ihre Gründe. Wird sie abgeschafft, treten andere Probleme auf. Übrigens ist die Rentenversicherung von Selbstständige freiwillig und die geleistete Höhe wirkt sich auf die spätere Auszahlung aus.
Ich finde Deinen Vorschlag aber deshalb Unsinn, weil Selbstständigkeit zum größten Teil daran scheitern, dass sie nicht wirtschaftlich ist. Steuern sollten zudem die Aufgaben des Staates finanzieren, dazu gehört nicht die Finanzierung der Kranken- und Rentenversicherung in beliebiger Höhe. Das ist Traumtänzerei. In Ordnung finde ich jedoch die Unterstützung von tatsächlich Bedürftigen. Aber auch die Definition der Bedürftigen ist rein subjektiv.
zu 4. Ja und … Auch der jeweilige Beitrag am Sozialprodukt ist ungleich verteilt. Weil wir Menschen genetisch und durch Erziehung und durch Zufall eine völlig unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit haben. Weil wir Menschen aber trotzdem, alles haben wollen, ohne dafür etwas tun zu müssen. Weil wir es dem anderen oft nicht gönnen, mehr als wir zu haben.
Ich finde es nicht mehr als gerecht, wenn 10% aller Leute 50% der staatlichen Leistungen finanzieren und ein nicht unbedeutender Teil der Bevölkerung nichts tun muss, sondern alles als selbstverständlich nimmt. Aber die Gier kennt keine Grenzen. Die Neider und Gutmenschen suchen immer noch neuen Möglichkeiten, das Geld von einer Tasche in die andere zu verteilen. Mit Gerechtigkeit hat das ganze nichts zu tun. Das ist reine Willkür und Populismus. (Der leider aufgrund unserer menschlischen Natur super funktioniert.)
Nun, Rentenversicherung ist leider nicht für alle freiwillig, sondern ist nach relativ willkürlichen Regeln für manche Tätigkeiten zwingend (z.B. lehrende Tätigkeiten). Aber die Freiwilligkeit ist ja eher das Problem, denn wir du richtig sagst: wer nichts einzahlt kriegt auch nichts.
Bevor du mir Traumtänzerei vorwirfst, Denk doch mal nach: Natürlich müssten die Steuern entsprechend erhöht werden. Dafür würden die separaten Beiträge wegfallen – was auch ganz enorme Einsparungen bei den Steuererhebungskosten bringen würde. Für den Normalbürger wäre diese Umstellung kostenneutral (sie müsste entsprechend gestaltet sein).
Wenn für dich aber eh alle Neider, Gutmenschen und Populisten sind, die für soziale Gerechtigkeit sind, dann hast du dein Weltbild sicherlich ausreichend befestigt gegen zu viel kritisches Hinterfragen 😉
Haben die Gier- und Geiz-Phantasien denn etwa nicht versagt? Staatsverschuldung Deutschlands so hoch wie die der DDR als sie „pleite“ war, von Griechenland oder gar den USA ganz zu schweigen, Armut und Verelendung in Europa und den USA, von der restlichen Welt ganz zu schweigen, wenn das kein Erfolg ist … ist es wohl ein Versagen…
Als ob man durch Arbeit reich werden könnte… Wenn in jedem Preis, den wir bezahlen, zur Zeit etwa 30 Prozent Zinsen enthalten sind, die an die Superreichen gehen und dieser Anteil wird in nächster Zeit exponentiell (andaurnd beschleunigt) ansteigen, bis das System kippt (Zinseszinseffekt), ist das kein Diebstahl? Gegen diese Zinsen kann niemand mehr anarbeiten, das Geld muss mathematisch-zwangsläufig von arm zu reich fließen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis das System kippt.
Was sagst Du zum in der Bibel geforderten Systemreset alle 50 Jahre einschließlich Bodenreform? Auch Diebstahl? Den gleichen Effekt kann man auch mit einer hohen Erbschaftssteuer erreichen. Die Erbschaftssteuer ist eigentlich eine der gerechtesten, weil durch sie keine Leistung besteuert wird.
Zu 4.: Du meinst wohl „Lohnsteueraufkommen“? Außerdem sat der Anteil am Steueraufkommen gar nichts. Wenn die unteren Einkommen mit ihren Niedriglöhnen von vornherein nicht ihren Anteil an der gesamtgesellschaftlichen Wertschöpfung bekommen, können sie natürlich auch nicht viele (Lohn-)Steuern zahlen.
Vermögensteuer und Erbschaftsteuer, ohne ein weiteres „s“!
Aber in der Sache meine Zustimmung, was die Steuern betrifft.
Seblbstständigkeit in den unteren Einkommensregionen erleichtern, ist bestimmt richtig. Aber Kranken- und Rentenversicherung vollständig über Steuern finanzieren, ist nicht der richtige Weg, weil dann auch das Steueraufkommen aus Umsatzsteuer und Verbrauchsteuern herangezogen wird. Diese Steuern werden klassischer Weise von den unteren Einkommenschichten überproportional gezahlt. Mir, als gut verdienenden Unternehmensberater, muss dann die Nachbarfamilie, die 90% ihres Einkommens in Konsum steckt und darauf Umsatzsteuer zahlt, meine Rente finanzieren – nicht ganz richtig.
Das stimmt – ich müsste sagen: Über die Lohnsteuer finanzieren. Und ja – wahrscheinlich müsste man das pro Person deckeln. Es geht mir vor allem um einen gleichmäßigen prozentualen, kalkulierbaren Anstieg statt eines Stufenmodells.
Du willst wohl Stasi und Schießbefehl wiederhaben, was? 😉 😀 (Ein von mir häufig erlebter Reflex auf sowas)
Oh, oh, Du wirst noch mal auf Jesus.de gesperrt werden…
Inhaltlich volle Zustimmung.
>>Ob das alles (oder sinnvollere Dinge zur Erreichung desselben Ziels) allerdings eine der im Herbst antretenden Parteien realisieren kann…<<
Dass es (in nächster Zukunft und in Deutschland) realisiert werden kann, denke ich auch nicht. Aber man kann ja mal gucken, welche Partei das im Programm hat…
Ja bitte sperrt rolf auf jesus.de 😉
ich hab das Video auch gesehen und war beeindruckt. Das Thema armutsbericht gibt dem blogeintrag auch recht, wie wichtig es ist darüber zu reden.
sind christliche Werte abseits der Sexualität politisch gefragt?
>>sind christliche Werte abseits der Sexualität politisch gefragt?<< Schon, nur dass sie nicht als christliche Werte deklariert (und erkannt) werden 😉
Ich möchte dem wirklich wiedersprechen. Das sind keine christlichen Werte, sondern Fantasievorstellungen die am Ende nicht funktionieren. Dafür gibt es genügend Beispiele in der Welt.
Als Christ teile ich durchaus das Ziel den Schwachen in der Gesellschaft zu helfen, aber die Vorschläge im Beitrag halte ich für völlig falsch, weil ich die zugrundeliegende politische Grundeinstellung nicht teil. Auch volkswirtschaftlich kann ich das Modell nur ablehnen.
Ein christlicher Wert ist die freiwillige Hilfe für die Bedürftigen, nicht der Umverteilungsmechanismus eines Staates.
Das Problem ist nur, dass es bald in diesem Land keine breite Mittelschicht mehr gibt, die solche Freiwillige Unterstützung für Arme leisten kann…
Wenn man sowieso bereit ist, den Schwachen der Gesellschaft zu helfen, kann man auch gleich daran arbeiten, die Gesellschaft in die Richtung zu bewegen, dass immer weniger auf freiwillige Hilfe angewiesen sind. (Natürlich, dass von vornherein niemand mehr finanziell schwach ist, ist ein Idealzustand, der nie erreicht werden wird, das ist allerdings kein Grund gar nicht anzufangen, so wie es auch kein Grund ist, Arme nicht freiwillig zu unterstützen, weil es immer Hunger geben wird.)
>>>Oh, oh, Du wirst noch mal auf Jesus.de gesperrt werden…<< Das könnt ich zur Not ja auch selbst machen 😉
Was falsch läuft
ist meiner Ansicht nach nicht nur einiges. Und es läuft nicht nur falsch, sondern es bestehen systemimmanente Konstruktionsfehler, ohne deren Behebung das System gar nicht ohne regelmäßigen Kollaps und Neustart (so etwa alle 50 bis 100 Jahre) bestehen kann. Die Ursachen dafür sind also nicht (in erster Linie) Fehler der Politik, sondern systemimmanent.
1. Das Geld.
Man sollte sich die Zeit nehmen zu verstehen, was Geld, wie wir es kennen, überhaupt ist (viele Politiker scheinen es auch nicht zu wissen), wie es entsteht und wodurch es – als System – ein eingebautes Verfallsdatum hat. Das erklärt dieser Film recht gut (leider ist er leicht verschwörungstheoretisch angehaucht, aber er erklärt das Grundproblem sehr gut und allgemein verständlich):
http://www.youtube.com/watch?v=H3DGEG3lOPk
Wenn man erst einmal verstanden hat, was Geld ist, kann man viele andere Probleme erst richtig einordnen und deuten.
2. Der Zinseszinseffekt.
Hier
http://www.youtube.com/watch?v=ihT6uOSl5s0
vom Börsenfachmann Dirk Müller kurz und bündig (sieben Minuten, die sich wirklich lohnen) und allgemein verständlich erklärt.
3. Der Euro in dieser Form.
Dass eine Währung zur Wirtschaftskraft eines Landes passen muss, das heißt, dass ein Land mit stärkerer Währung eine härtere Währung braucht und ein Land mit schwächerer Währung eine weichere, dürfte Allgemeingut sein. Ich kann mich noch erinnern, wie Ende der 70-er oder Anfang der 80-er Jahre der Dollar schwächelte und die Bundesbank Stützungskäufe von Dollar vornahm, um die DM abzuwerten und so die westdeutsche Wirtschaft zu schützen. Innerhalb der Eurozone sind solche Auf- und Abwertungen nun nicht mehr möglich, was dazu führt, dass einige Länder wie Deutschland permanent eine zu schwache Währung haben und andere eine zu starke, was wiederum dazu führt, dass Deutschland exportiert wie blöd und so die Wirtschaften anderer Euroländer an die Wand drückt, diese Exporte allerdings faktisch an die Empfänger verschenkt werden, weil diese Länder ihre Schulden nie werden bezahlen können oder werden. Hans Werner Sinn dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=KnrBXhDxIpY
Die Möglichkeit der Auf- oder Abwertung gegeneinander wirkt wie ein Gelenk in einer Brücke. Ersetzt man das Gelenk durch eine starre Verbindung, stimmt die Statik nicht mehr, es kommt zu Verwerfungen und schließlich zur Zerstörung der Brücke. Durch den Euro in dieser Konstruktion wurde das sowieso eingebaute Verfallsdatum des Geldsystems noch nach vorn gezogen.
4. Zu ungleiche Verteilung bzw. immer stärkere Konzentration der vorhandenen Güter.
Dass eine Wirtschaft umso besser läuft, je gleichmäßiger die Güter verteilt sind, lässt sich leicht veranschaulichen:
Angenommen, man hätte eine Milliarde zu verteilen. Teilte man diese Milliarde unter den zehn Reichsten auf, hätte das praktisch keine Konsequenzen für die Nachfrage. Verteilte man diese Milliarde aber auf alle gleichmäßig, würde die Nachfrage und damit die Produkltion steigen, die Wirtschaft wachsen. So ist es auch mit dem durch alle gemeinsam Erwirtschafteten. Eignen sich wenige einen großen Teil davon an, fällt dieser als Nachfrage aus, sondern will sich auf den Kapitalmärkten vermehren, was zu den bekannten Blasen der Vergangenheit führte. Würde das Erarbeitete gleichmäßiger verteilt, führte das zu mehr Nachfrage und damit Wirtschaftswachstum.
Das heißt, man muss noch nicht einmal ethisch argumentieren, sondern ein ethischeres System funktioniert auch besser (oder überhaupt) und bringt auch Reichen mehr.
Was mir so auf Anhieb dazu einfiel, sicherlich gibt es noch viel mehr Punkte.
Das wichtigste am Kapitalismus lässt sich in drei Thesen erklären:
(1) Marktwirtschaft ist die effizienteste Methode, die Nachfrage zu bedienen, da gibts nichts Besseres.
(2) Nachfrage ist nicht das Gleiche wie Bedarf, insbesondere kann derjenige mehr Nachfrage erzeugen, der über mehr Geld verfügt. Ein Grund, warum extrem ungleich verteilter Wohlstand ungerecht ist.
(3) Reine Marktwirtschaft führt dazu, dass die Ungleichheiten sich verstärken, also die Reichen reicher und die Armen ärmer werden. Deshalb muss es immer eine Umverteilung von den Reichen zu den Armen („von oben nach unten“) geben, die für ein Gleichgewicht sorgt.
Dass mit dem Abbau der Umverteilung von oben nach unten die „Schere“ zwischen Arm und reich größer wird, war vorhersehbar und ist von Vielen auch vorhergesehen worden. Und es ist leicht vorhersehbar, dass das noch einige zeit weiter gehen wird, wenn nicht gegengesteuert wird. Insofern sind deine Vorschläge grundsätzlich sinnvoll.
Aber die Details ….
1. und 2.: Das Problem ist Immobilienbesitz. Wer sich seinerzeit, als das noch erschwinglich war, ein Häuschen gebaut hat oder ein solches Haus geerbt hat, aber über kein hohes Einkommen verfügt, wird bei normal gestalteter Erbschaftssteuer das Haus verkaufen oder sich so verschulden, dass er nie aus der Schuldenfalle rauskommt und irgendwann das Haus los ist. das war übrigens der Grund, warum seinerzeit die Vermögenssteuer (mein Rechtschreibprogramm sagt, dass es mit zwei „s“ korrekt ist) abgeschafft wurde, nachdem die etwas merkwürdige Behandlung des Immobilienbesitz (via „Einheitswert“) juristisch problematisch wurde. Diese Vorschläge müssen genauer durchdacht werden, damit Oma nicht ihr Häuschen verliert 😉
3.: Halte ich für Unsinn: die Möglichkeiten zur „Selbstausbeutung“, die mit Selbstständigkeit verbunden sind, werden vermutlich nur dazu führen, aus Hartz-IV-geringverdienenden Hartz-IV-Selbstständige zu machen, also kein Problem lösen. aber vielleicht kenne ich mich da in Details nicht aus.
4: Da habe ich keine Kritikpunkte. Die Steuerprogression darf nicht zu hoch werden (sonst verlieren alle, auch die unteren Einkommen), aber höher als zur Zeit gehts auf jeden Fall. Und Schlupflöcher, die geschlossen werden sollten, gibt es genug, da könnte sicher viel getan werden (Stichwort „einfachere Steuergesetze“).
Das war nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern hoffentlich ein Startpunkt zum tieferen Nachdenken.
Mist, da ich vermutlich vergessen habe, die Benachrichtigungdfunktion einzuschalten, muss ich noch einen zweiten Kommentar verfassen …
Nicht die Lohnsteuer, sondern Lohn/einkommenssteuer
Die Erde ist rund. Das Problem ist global. Das ist das womit die Politiker aller Länder zu kämpfen haben. Da die Erde rund ist, muss klar sein, dass man, wenn alles abgegrast ist, wieder am Anfang ankommt. Und dann ist es so weit und dann stehen alle am Anfang und – oh Wunder – und spätestens jetzt erkennt es auch der letzte Mensch – die Erde ist wüst bzw. ist sie zur Wüste geworden, … wenn wir so weiter machen.
Ein anderer Vergleich: Die Hausfrau weiß, dass die Hefe, wenn man sie aus dem Kuchen nimmt während des Rührens vom Kuchen nicht vermisst wird. Das Dilemma sieht man erst, wenn man den Kuchen aus dem Ofen holt … . Wer will das dann essen? Ist nicht gut für die Zähne. Und schmecken tut das auch nicht.
Die Volkswirtschaftler sagen der Mittelstand ist die „Hefe im Kuchen“.
Ein globales Erdpflaster müsste her. Menschen müssten leben können von einem Ganztagsjob. Es müsste global ausgeschlossen werden, dass Menschen eine zweite Arbeitsstelle zum Broterwerb brauchen. Die so „relativ“ gerecht verteilten Einkommen würden den Umsatz steigern. Die so „relativ“ gerecht verteilten Einkommen würden sich positiv auf Familienplanung und Kindererziehung, und damit auch auf den Bereich Bildung (der breiten Masse) auswirken, was langfristig auch der Wirtschaft zugute käme und schlussendlich auch die Rentenansprüche der Vorgeneration sicherte. Rentner sind schließlich auch Konsumenten und da wir immer älter werden … .
Menschen, egal ob Mann ob Frau, die Kinder erziehen, sind wertvoll für eine Gesellschaft. Sie halten die Zukunft der Gesellschaft mit den Kindern in ihren Händen, formen sie durch die Art und Weise wie sie den Kindern gegenwärtig sind. Kindern gebürt besonderer Schutz und Zuwendung. Wenn eine Gesellschaft es schafft, Kindern und denen die Kinder erziehen einen hohen Wert und besondere Fürsorge zuzumessen, dann kann aus der Zukunft was werden.
Jesus hat Kinder ganz besonders gewürdigt. Die Stelle, die wir alle gut kennen, finde ich besonders schön:
„… denn ihnen gehört das Himmelreich.“
Ich habe ein Buch gefunden welches ich vor einiger Zeit gelesen habe. Es wurde bereits 2007 geschrieben ist aber hochaktuell.
Autor: Rolf Stürner, „Markt und Wettbewerb über alles? – Gesellschaft und Recht im Fokus neoliberaler Marktideologie“
http://www.beck-shop.de/Stuerner-Markt-Wettbewerb-ueber-alles/productview.aspx?product=22429
Empfehlungn.: S4ff., S. 48ff., S87ff., S.128ff., S. 149ff., S. 185, 187; S. 204ff.
Das Video finde ich sehr gut. Die amerikanischen Verhältnisse sind nicht direkt auf Deutschland übertragbar. Im Vergleich zu der freieren amerikanische Marktwirtschaft ist unsere soziale Marktwirtschaft besser und gerechter. Einen guten Eindruck über die weltweiten Verhältnisse bekommt man, wenn man in Wikipedia unter Gini-Koeffizient nachsieht (leider sind die Zahlen nicht ganz aktuell). Dass die Einkommens- und Vermögenskonzentration auch bei uns anscheinend zugenommen haben, finde ich allerdings auch nicht in Ordnung.
Ich würde mich bei der Bewertung der Qualität eine Einkommens- und Vermögensverteilung nicht so sehr an den oberen Regionen orientieren, Neid ist nicht meine Lieblingssünde. Wichtiger ist mir, wie es bei den geringen Einkommen aussieht. Hier sehe ich allerdings schon ernste Gerechtigkeitsprobleme. Durch den Mindestlohn, der jetzt wohl endlich kommen wird, wird das hoffentlich besser.
Deine steuerlichen Vorschläge könnte ich so mittragen, fände es allerdings noch besser, wenn das ganze Steuersystem gründlich entrümpelt und systematisiert würde.
Ein Hoch übrigens auf den Schweizer Bürgerentscheid, der einige Absurditäten abstellt und der genau so auch bei uns mehrheitsfähig wäre.
Erbschaftssteuer – das ist eine Vermögenssteuer. Ohne Wenn und Aber. Erben ist nämlich kein Einkommen.
Und welchen Sinn hat es, wenn eine Frau das Häuschen verkaufen muß, das ihr zur Hälfte gehört, weil sie sonst die Erbschaftssteuer auf die Hälfte, die sie von ihrem Mann erbt, nicht zahlen kann? Kommt hier, wo Erbschaftssteuer hoch ist, oft vor. Oder auch die Tochter, die ihre Eltern jahrelang gepflegt hat, bei ihnen im Häuschen gewohnt hat – nun erbt sie und muß verkaufen, um 40% Erbschaftssteuer bezahlen zu können.
Nee. Das ist asozial. Erbschaftssteuer ist eine Steuer, die reiche Leute immer noch von irgendwo anders her finanzieren können; treffen tut sie die kleinen Leute.
Mal ganz davon abgesehen, daß auch bare Erbschaften aus versteuertem Geld bestehen, und weil es auf einem Konto liegt, kann es anders als Diamanten oder Goldbarren nicht heimlich weggeschafft und so der Steuer entzogen werden.
Wie andere Kommentatoren schon sagten: Gerechtigkeit und Neid passen nicht zusammen. Und deine Vorschläge – nun, irgendwie beißen die sich mit dem 10. Gebot. Oder auch, nach Zählung des Patriarchats des Westens, mit dem 9. und 10. Gebot.
Das Zehnte Gebot ist nicht das vom Diebstahl (gerechte Steuern sind kein Diebstahl), sondern das vom Neid…
und ich habe dir, wenn du nachliest, das Modell Frankreich aufgeführt. Da, wo ich lebe und arbeite und in meiner Arbeit regelmäßig mit solchen Fragen konfrontiert werde. Nicht daß ich die Antwort hätte, aber der Pfarrer ist eben oft der einzige, der auch da noch zuhört…
Ganz einfach: weil Vermögensbesteuerung keine Mittelschicht schafft. Und keine Arbeitsplätze. Und keine Wirtschaftsaktionen.
Was ist überhaupt Vermögen, und was willst du besteuern? Sind hunderttausend Euro Buchwert hunderttausend Euro Buchwert, egal ob sie als Sparkonto angelegt sind oder als Wohnhaus, als Unternehmensbeteiligung oder in Handelsware eines Einzelhändlers? Ist ein Uhrmacher hochvermögend, weil seine Auslagen Schmuck in Millionenwert vorzeigen? Oder ein Facharzt, der sich sechsstellig verschuldet hat, um moderne Diagnoseapparate anschaffen zu können?
Nein, beim Vermögen anzusetzen ist falsch. Am Einkommen muß angesetzt werden. Denn nicht bestehendes Vermögen macht Reiche reicher und Arme ärmer, sondern die Einkommensschere.
Vermögen besteuern wollen ist nichts anderes als der neidvolle Blick auf den Audi des Nachbarn, weil man selbst „nur“ einen VW hat.
Hi Wolfram,
bitte fange doch nicht immer mit dem Neidvorwurf an – das ist einfach unfair, weil es den anderen diskreditiert, statt ihn mit sachlichen Argumenten zu widerlegen.
Du hast völlig Recht, dass es schwierig ist, den Vermögensbegriff gerecht zu fassen. Natürlich darf Investitions- und Handelsvermögen von Selbstständigen nicht berücksichtigt werden. Vermögen kann nur besteuert werden, wenn dieses Vermögen zur freien Verfügung dienen könnte. Und vielleicht reicht es auch tatsächlich, die aus dem Vermögen resultierenden Mehreinnahmen / Wertsteigerungen heranzuziehen – ohne dass jemand Schulden aufnehmen muss, weil sein Haus mehr Wert geworden ist. Das finde ich auch nicht den Hauptpunkt.
LG,
Rolf
Ich habe mit dem Neid auch nicht angefangen, sondern geschlossen – aber wenn das meine ehrliche Ansicht ist, darf ich sie nicht sagen?
Ganz davon abgesehen, daß du, wenn du einen alten Hut aus dem Sack holst, auch dessen muffigen Geruch ertragen mußt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichensteuer
Und du reite bitte nicht immer darauf herum, Vermögen müsse besteuert werden, ohne zu erklären, warum Vermögen an sich reich machen soll.
Vermögen besteuern ist schleichende Enteignung: heute hab ich hundert x, die Steuer will davon zehn haben. Nächstes Jahr hab ich nur noch neunzig x, die Steuer will davon neun haben. Im Folgejahr hab ich nur noch 81 x…
Davon wird kein Armer reich, nur der Besitzende arm. Aber: der Besitz an sich schadet niemandem. Macht im Gegenteil sogar einen Puffer aus, bis im Fall des Falles die Allgemeinheit eintreten muß. So kann man es doch wohl kaum einem Freiberufler oder Leistungssportler verwehren, daß er Rücklagen bildet, von denen er einige Jahre leben kann, wenn sein derzeitiger Beruf ihm nicht mehr möglich ist. Oder?
Was tatsächlich die Schere zwischen reich und arm aufreißt, ist die Frage des Einkommens. Der eine verdient gerade genug, um seinen Lebensunterhalt auf bescheidenem Niveau zu bestreiten, der andere hat Einkünfte, von denen er nicht mal weiß, wie er sie ausgeben soll. Und die Sorge kann und soll m.E. der Staat ihm teilweise abnehmen, zum Besten der Allgemeinheit.
Und dann bitte auch mal seine Ausgaben durchleuchten. Nicht immer nur den Posten Personal, da wird zwar immer geschrien, aber nachher schreien dieselben Leute, der Staat wäre so langsam und bürgerunfreundlich. Nein, unsinnige Bauvorhaben wie Stuttgart Hbf oder diese Autobahnbrücke, die seit 20 Jahren im Flachland steht, ohne Autobahn drauf und ohne irgendwas zu überbrücken. Bankensubventionen. Etc. pp.
Aber, wie gesagt: das Einkommen muß besteuert werden. Auch das der Aktionäre – das darf gern auch zur Sozialversicherung beitragen! – und das auch, wenn sie im Ausland sitzen, aber hier Gewinne machen. Ich denke beispielsweise an die GM-Aktionäre, die bei dir vor der Haustür für Arbeitslosigkeit sorgen wollen…
Meine ehrliche Ansicht ist, dass hinter der Ablehnung einer Vermögenssteuer (Wer will überhaupt selbst bewohnte Eigenheime oder Betriebsvermögen einbeziehen?) in vielen Fällen einfach Geiz steckt.
Ach, wie alt dagegen erst der Hut „Der Staat soll sich auf seine Kernkompetenzen beschränken“ ist…
http://de.wikipedia.org/wiki/Nachtw%C3%A4chterstaat#Historische_Einordnung
Natürlich schafft eine ausreichende Finanzierung der öffentlichen Hand Arbeitsplätze. Es gibt genug zu tun an der Infrastruktur, im Bereich Bildung, bei der Polizei, wofür jetzt kein Geld da ist. Man kann den Leuten nicht jahrelang einreden „Mehr Netto vom Brutto“ und sich dann beschweren, dass öffentliche Aufgaben immer schlechter erfüllt werden.
Warum Vermögen reich machen soll? Ist das Dein Ernst? Warum macht Wasser nass?
Unsinnige Bauvorhaben gibt es natürlich.
Vermögen an sich ist nicht für die Schere zwischen arm und reich verantwortlich. Sondern Einkommen.
Wenn einer Vermögen hat, das er aufs Sparkonto legt und monatlich 3000 Euro zum Leben hat – soll er. Das ist seine Lebensgrundlage genau wie der Handwerksbetrieb oder die abhängige Beschäftigung. Die 3000 Euro sollen auch besteuert werden wie jedes andere Einkommen. Aber das Vermögen an sich ist ja lediglich bereits versteuertes Einkommen, das nicht verpraßt worden ist. Und das soll besteuert werden? Daß einer verantwortlich mit seinem Geld umgeht, statt damit um sich zu werfen und Handtaschen für 75000 Euro zu kaufen, die nächstes Jahr auf den Müll wandern?
Schadet es irgendwem, wenn ich mein Geld spare und davon etwas Wertbeständiges kaufe?
Nö. Vermögenssteuer ist deshalb nichts anderes als „der hat mehr als ich, das muß dem weggenommen werden“.
Selbst die Einschränkung aufs selbstgenutzte Wohnhaus – wozu? Ist es derart verwerflich, anderen Menschen eine Wohnung zu vermieten? Waren meine Urgroßväter und mein Großvater böse Menschen, weil sie Häuser gebaut haben, in denen sie nicht nur allein wohnten, sondern auch andere Familien?
Aber mal ganz nebenbei, dann würde es mein Urgroßvater selig eben machen wie viele Franzosen heute, er würde eine Immobiliengesellschaft gründen, und sein Wohnhaus wäre dann eben Betriebskapital. Und dafür würde er wesentlich weniger Steuern zahlen als nach dem heutigen System. Und all die verkappten Kommunisten würden sich vor Wut in den Hintern beißen.
Nachtrag: Schäuble denkt laut darüber nach, das Kindergeld und die Kinderfreibeträge abzuschaffen: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/reformideen-zur-homo-ehe-steuern-runter-kindergeld-weg-a-887793.html
Kindergeld abschaffen klingt schrecklich, aber wahrscheinlich ist das Ersetzen des Kindergelds/der Kinderfreibeträge durch ein Familiensplitting ein notwendiger Schritt, der sogar vielen Mittelschicht-Familien finanziell Vorteile bringt. Wichtig ist nur, dass keine Familie in finanzielle Nöte kommt, weil sie mit dem Kindergeld grad so über die Runden kommt, von einem Steuersplitting aber mangels vernünftiger Einkommen nichts hat. Das dürfte gerade die unteren Einkommen und die untere Mittelschicht betreffen…
Aber nein, durch Wegfall des Kindergeldes käme doch keine Familie in finanzielle Nöte. Die können doch alle mit Hartz IV aufstocken. >:-(
Familiensplitting wäre gut, aber ein bedingungsloses Grundeinkommen für Kinder wäre gut. Um das beliebte Schlagwort „Gleichmachererei!“ (dazu empfehle ich Art. 3 Abs 1 GG) gleich abzuwehren: Nein, wäre es nicht. Vermögende dürfen selbstverständlich ihren Kindern auch weiterhin das Mehrfache wo auch immer reinstopfen, um ihnen von Anfang an zu vermitteln, dass nicht alle gleich sind.
Berichtigung: „BGE für Kinder wäre noch besser“ muss es heißen.
Unglaublich!
>>Die Umstellung vom herkömmlichen Ehegattensplitting auf die große Familienlösung ist alles andere als trivial. Das liegt schon an den Kosten: Würde das Splitting von Eheleuten auf Kinder ausgeweitet, klafften große Lücken im Staatshaushalt.<>Bundesfinanzminister Schäuble hat seinen Beamten deshalb zwei Vorgaben gestellt: Zum einen soll das neue Modell für den Fiskus bezahlbar bleiben, zum andern darf sich niemand schlechter stellen.<<
Außer den Kindern natürlich, die jetzt mehr Kindergeld bekommen, als ihre Eltern mit dem Familiensplitting Steuern sparen würden, also Familien mit geringeren Einkommen. Also eine weitere Umverteilung von unten nach oben.
Auch wenn ich mich als Ossi oute, ich hab sehr schmerzlich in Erinnerung, dass ein Kind nicht mit auf Klassenfahrt konnte 2006 weil das Geld nicht da war. Auch holte ich meine Tochter (7 Jahre her) von der Schule ab und bekam mit, dass die Eltern eines Mädchens das Geld für das Mittagessen nicht hatten. Besser fände ich bestimmte Leistungen in Kindergarten und Schule direkt zu finanzieren und das mit Schuluniform und Gießkanne. Das verhindert, dass Ausgrenzung schon in Kindergarten und Schule beginnt. Auch wenn man argumentiert, dass manche Eltern das Geld übrig haben könnten, hilft das betroffenen Kindern nicht weiter.
>>Auch wenn ich mich als Ossi oute<>Besser fände ich bestimmte Leistungen in Kindergarten und Schule direkt zu finanzieren und das mit Schuluniform und Gießkanne. Das verhindert, dass Ausgrenzung schon in Kindergarten und Schule beginnt. Auch wenn man argumentiert, dass manche Eltern das Geld übrig haben könnten, hilft das betroffenen Kindern nicht weiter.<<
Oder Gutscheine für alle Kinder, dann wird auch niemand ausgegrenzt. Damit, dass auch Kinder von Reicheren welche bekämen, hätte ich kein Problem, wenn im Gegenzug Reichere ohne Kinder sie durch höhere Steuern finanzieren würden. Also eine Umverteilung von Kinderlosen zu Eltern unabhängig von arm und reich.
Wenn man die „größer als“ und „kleiner als“ zum Zitate markieren benutzt, wird scheinbar was rausgestrichen. Nach dem ersten Zitat hatte ich geschrieben:
Womit denn? Gestern kam in den Arte-Nachrichten (übrigens zu empfehlen, jedenfalls im Vergleich mit anderen Fernsehnachrichten), dass in Frankreich keine Regierung etwas wie die „Agenda 2010“ ohne Mindestlohn durchbekommen würde. Es sei tief im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, dass, wer arbeitet, auch davon leben können muss. Ich halte das auch für keine typisch ostdeutsche Ansicht, sondern für normal. Etwas speziell scheint da eher Deutschland zu sein.
„Auch wenn ich mich als Ossi oute“
Womit eigentlich? Weil Du nicht über hohe Mieten jammerst? Muhahaha. Neulich kam in den Arte-Nachrichten (zu empfehlen übrigens, jedenfalls im Vergleich zu den anderen Fernsehnachrichten) ein Bericht über 20 Jahre „Agenda 2010“ Dort wurde gesagt, dass in Frankreich keine Partei so etwas wie Hartz IV ohne Mindestlohn durchbekommen würde. Dort sei im Bewusstsein der Bevölkerung fest verankert, dass wer arbeite auch davon leben können müsse. Somit halte ich Deine (und meine) Haltung gar nicht für eine ostdeutsche Spezialität, sondern eher für normal. „Etwas speziell“ ist wohl eher Deutschland.
Das ist allerdings auch eine Aussage, die nicht beweisbar ist, weil es den Mindestlohn in Frankreich (SMIC) längst gibt. Der hat allerdings vor allem dazu geführt, daß auch qualifizierte Arbeitsplätze auf Mindestlohn zurückgefahren werden und heute jeder siebte Arbeitsplatz auf Mindestlohnbasis ist.
Wenn es kein SMIC gäbe, würden längst nicht alle Parteien das heute einführen, aber man kann es nach über 60 Jahren SMIG und später SMIC nicht einfach abschaffen.
Die USA hat auch einen Mindestlohn. Und? Hat’s was gebracht?
Das ist aber nicht die Problematik, auf die ich geantwortet habe, Johannes, sondern die Behauptung „in Frankreich würde sich keine Partei einem Mindestlohn widersetzen“. Mit deiner Anfrage müßtest du dich an zederwenden.
Der oder die in dem Kommentar, auf den ich reagierte, übrigens noch ein bißchen fabuliert hat, denn meines Wissens stammt die „Agenda zwanzichzehn“ nicht von Helmut Kohl – der war aber vor 20 Jahren deutscher Bundeskanzler.
Frankreich diente mir hier lediglich als Beispiel dafür, dass Achtung vor Menschen, die arbeiten, nicht typisch ostdeutsch ist, sondern auch in anderen Ländern üblich und Verachtung für Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch Arbeit bestreiten, durchaus nicht weltweiter Standard ist. JohannesP brachte dann auch noch die USA als zweites Beispiel.
Ich glaube nicht, daß JohannesP deiner Ansicht ist. Er sagt doch eher „USA zeigt, daß Mindestlöhne es auch nicht bringen“.
Wobei… wenn man deine Beiträge der hohlen Parolen entblößt, bleibt kaum mehr als ein nacktes Nichts übrig…
Im Übrigen – bevor du Frankreich als Beispiel für irgendwas zu Diensten nimmst, solltest du dich informieren. Und bevor du den Deutschen allgemein unterstellst, sie verachteten Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch Arbeit bestreiten, solltest du mal nachdenken. Unter anderem darüber, daß Pauschalaussagen grundsätzlich falsch sind. Immer.
Allerdings finde ich hochinteressant, daß du einen Beitrag von arte zu 20 Jahre Agenda 2010 schon kennst, der frühestens 2023 ausgestrahlt werden wird… erzähl doch mal, arbeitest du bei arte, dem Kulturkanal, der Dutzende Praktikanten beschäftigt, die für ihre Arbeit nicht mehr bekommen als die Monatskarte der öffentlichen Verkehrsmittel?
http://www.dailymotion.com/video/xtswb8_jt-france-2-stage-non-remunere_news
Festbeträge abschaffen zugunsten eines Steuervorteils? Von einem Festbetrag haben alle gleich viel, ob sie nun 10k€ oder 100k€ Einkommen versteuern. Von einem Steuervorteil haben die ersten nichts, weil sie eh unter den Freigrenzen liegen, und die zweiten sehr viel.
Aber Schäuble – der hatte schon als Innenminister keine brauchbaren Ideen. Ums mal sehr vorsichtig zu sagen und den Psychiatern nicht ins Handwerk zu pfuschen.
Bloß, Rolf, erst erzählst du uns, es gäbe keine Mittelschicht mehr, und dann bringst du einen Vorschlag ein, der der nicht vorhandenen Mittelschicht Vorteile bringen soll (aber gleichzeitig die Ultrareichen am meisten begünstigt). Da fehlt mir irgendwie die Logik.
Ich hatte gesagt: *Bald* gibt es keine Mittelschicht mehr… 🙂
Ich denke, man muss das noch ordentlich ausdifferenzieren und durchrechnen. Natürlich würde es wenig Sinn machen, wenn Reiche fortan mehr vom Staat bekommen würden und Arme weniger. Es müssten einfach insgesamt die Familien spürbar entlastet werden – zu Lasten der Paare (noch) ohne Kinder. Kinder kosten halt nun enorm viel Geld, sorgen aber für die Zukunftsfähigkeit unserer Sozialsysteme und damit unserer Gesellschaft.
Da sind wir wieder einig. Aber eine sinnvolle Entlastung – nämlich die vor allem denen was gibt, die es am nötigsten brauchen – geht nicht über die Steuer, sondern übers Kindergeld. Das gehört m.M.n. noch mal deutlich erhöht, und erst recht ab dem dritten Kind, wenn die wirklich hohen Kosten anfallen.
Denn mit dem dritten Kind braucht man ein neues Auto, weil drei Kinder nicht auf eine Rückbank passen mit den Kindersitzen, und selbst zwei Kindersitze lassen auf dem Mittelplatz keinen Raum mehr für einen Menschen. Große Autos kosten aber Geld, in der Anschaffung wie im Unterhalt. Und ohne Auto geht es nur in wenigen Ballungsbezirken, wenn auch besser als hier in Frankreich. Man braucht eine große Wohnung, die viel Geld kostet, etc. pp.
Ein Kindergeld von mindestens 500 Euro pro Kind und Monat, ab dem dritten Kind 700, ab dem fünften 900. Dafür keinen Kinderfreibetrag. Das ist eine Zahl, die ich in die Waage werfe.
Toll, wie gut ihr euch alle auskennt und schöne konkrete Vorschläge macht. Warum werdet ihr nicht Politiker? Da würde das Wissen gebraucht, doch nicht (nur) hier im Forum….
Aber in welcher Partei? In einer Blockpartei sowieso nicht. Die Piraten scheinen sich gerade aufzulösen. Somit bleiben als einzige mit sinnvollen und nach meiner Einschätzung funktionierenden wirtschafts- und sozialpolitischen Konzepten die Linken, da käme ich aber sicher mit dem Personal (auf Ortsebene, an der Basis) nicht klar.
Aber eine Attac-Mitgliedschaft sollte ich mir nun wohl doch mal endlich gönnen. Auf nationaler Ebene wird man sowieso nicht viel ausrichten können, das Kapital agiert ja auch international. Und solange sich die Völker gegeneinander aufhetzen lassen, wird das Kapital immer rufen: „Ick bün allhier!“
Die Linken kämen für mich niemals in Frage… Dann lieber etwas eigenes gründen.
Zustimmung zu jedem Deiner Vorschläge!
Ergänzung zu 4.): Einkünfte aus Immobilienbesitz sollten ähnlich wie Kapitalerträge behandelt werden.
Einkünfte – nein. Gewinne – ja. Schließlich kostet der Unterhalt der Immobilie ja auch Geld. Und wenn man draufzahlen soll, um jemandem eine Wohnung zur Verfügung zu stellen, wird das bald keiner mehr tun.
Ich finde, dass in dieser Diskussion oft viel zu viele Emotionen mitschwingen. Und Neid. Und teilweise auch eine recht einseitige Betrachtung, ohne die Fakten gebührend (d.h. neutral) zu betrachten.
Zunächst einmal sollte man statistische Fakten betrachten. Da fällt mir sofort der GINI-Koeffizient ein. Was ist das:
Wikipedia: „Der Gini-Koeffizient wird besonders in der Wohlfahrtsökonomie verwendet, um beispielsweise das Maß der Gleichheit oder Ungleichheit der Verteilung von Vermögen oder Einkommen zu bestimmen.“
Die Berechnung kann man sich bei Wikipedia genau anschauen. Nur soviel: Eine totale Gleichverteilung bei diesem Koeffizienten ergibt einen Wert von 0% (alles besitzen genau das gleiche bzw. verdienene exakt gleich viel), totale Ungleichverteilung ergibt 100% (eine Person besitzt alles, alle anderen besitzen gar nichts).
Nun kann man zunächst die Absolutwerte betrachten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Einkommensverteilung
Diese Übersicht zeigt, dass Deutschland mit einem Koeffizienten von 28,3% weltweit an 15. Stelle liegt. An erster Stelle (also am gleichesten) ist Dänemark (24,7%), gefolgt von Japan, Belgien und Schweden. Was heißen diese 28,3%? Die 10% mit dem höchsten Einkommen verdienten 6,9 mal so viel wie die 10% mit dem geringsten Einkommen, bei den oberen 20% verglichen mit den unteren 20% waren es noch 4,3 mal so viel.
In den USA beträgt der Abstand bei den 10% Topverdienern 15,9 (GINI: 46,6%). China ist da ganz ähnlich, nämlich 18,4 bei den 10% Topverdienern (GINI: 47,4%)
Diese GINI-Landkarte gibt einen netten Überblick:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Gini_Coefficient_World_CIA_Report_2009-1.png
Insgesamt entwickelt sich der GINI-Koeffizient weltweit mehr in Richtung Ungleichheit. Deutschland ist aber im Vergleich zu anderen Ländern im Ranking eher nach oben gestiegen.
So, was machen wir mit dieser Information? Ist dieser Abstand zu groß? Ich weiß es nicht. Stehen wir in der Gefahr, dass es bald, wie Rolf meint, keinen Mittelstand mehr gibt? Ich glaube kaum! Wir sollten das Thema nicht aus den Augen verlieren, denn Ungleichheit gibt es, und wir müssen darauf achten, Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Für einen großangelegten Alarm und Endzeitstimmung eignet sich zumindest die Lage in Deutschland nicht.
Hallo Rolf,
wie lange muss denn der Kommentar noch „treu“ auf seine Freischaltung warten? 😉
LG Johannes
Sorry, hatte nicht gesehen, dass er zur Freischaltung anstand…
Dass es woanders noch schlimmer ist, kann ja kein Grund sein, nichts verbessern zu wollen. Im Zeitalter der Globalisierung hat es auch nicht viel Sinn, einzelne Länder miteinander zu vergleichen, wenn sich das Verhältnis in allen verschlechtert, in manchen eben schneller, in manchen langsamer. Und Leuten, die nach acht Stunden Arbeit nicht noch beim Amt betteln wollen, Neid vorzuwerfen, klingt für mich nach Geiz. Nach Angst, dass einmal Haare schneiden statt neun Euro 20 Euro kosten könnte.
„Alles nicht so schlimm, weil es bei anderen noch schlimmer ist“, ist für mich nun auch nicht das alle vorherigen Ausführungen entkräftende Argument.
Was sagst Du zum Beispiel zu den Ausführungen von Dirk Müller?
http://www.youtube.com/watch?v=ihT6uOSl5s0
Wie könnte man das zwangläufige Kippen des Systems alle paar Jahrzehnte verhindern, ohne Zinsen ganz abzuschaffen?
Was sagst Du zu den Ausführungen von Hans-Werner Sinn (wohl nicht im Verdacht, ein Linker zu sein), zusammengefasst: Die privaten Altersvorsorgen sind weg und Deutschland verschenkt seine Exportgüter zurzeit faktisch?
OT: Ich habe gerade wieder große Angst vor den Linken. Denn die wollen die Banken verstaatlichen. Die haben keine Achtung vor dem Eigentum. Zum Glück haben die in der Euro-Gruppe nichts zu melden. Sonst hätten sie noch gefordert, die zyprischen Banken zu verstaatlichen und die Eigentümer wären ihr Eigentum losgewesen. So aber konnten sie das weise Vorgehen der Euro-Gruppe zur Rettung der zyprischen Banken nicht behindern. Nur schade, dass nicht auch die deutschen Banken auf diese Weise gerettet wurden.
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