Coffee to go (XXIII): Söhne Gottes

In der Bibel wird ab und an von den Söhnen Gottes gesprochen – in modernen Übersetzungen meist mit „Kinder Gottes“ wiedergegeben. Zum Beispiel in Lukas 20, in den Versen  34-36, wo Jesu sagt:

„Die Söhne dieser Welt heiraten und werden verheiratet. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich sind. Sie  sind Söhne Gottes, weil sie Söhne der Auferstehung sind.“

„Sohn“ ist hier natürlich nicht geschlechtlich gemeint. Es ist eine orientalische Sprachweise, die auch wir noch in Resten kennen: Wenn jemand ein „Sohn des Friedens“ ist, meinen wir, dass er vom Frieden völlig durchdrungen und davon beeinflusst ist. Wir nennen uns „Kinder unserer Zeit“ und nennen einen Menschen „kein Kind von Traurigkeit“.

Jesus sagt: „…weil sie Söhne der Auferstehung sind, sind sie Söhne Gottes“ und deutet damit den Begriff des „Sohnes Gottes“ um von der Geschlechtlichkeit zur Frage nach dem Einfluss. Vielleicht auch als politisches Statement gegen die in der römischen Kultur allgegenwärtigen Gottessöhne, nämlich die römischen Kaiser, die sich „Sohn Gottes“ rufen liessen. Dort allerdings war es geschlechtlich gemeint, die griechischen und römischen Götter zeugten schließlich, was das Zeug hält. Jesus setzt dem entgegen: Jeder kann „Sohn Gottes“ oder „Kind Gottes“ sein – nämlich wenn er sich durch und durch von Gott durchdringen lässt.

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Kommentare

8 Kommentare auf "Coffee to go (XXIII): Söhne Gottes"

  1. Feuerstein says:

    Hallo Rolf,
    oben muss es wohl heißen Vers 34. Aber ich habe noch eine Frage zu den „Söhnen Gottes“ in 1. Mo. 6. Da spricht man von Söhnen Gottes, die sahen wie schön die Töchter der Menschen waren. Was für einen Unterschied gibt es da zwischen diesen beiden? Das hat mich schon immer interessiert.

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    • Rolf Krüger says:

      Ja, völlig richtig, danke für den Hinweis! Hab es korrigiert.

      Zu den Söhnen Gottes in 1. Mose 6: Ja, das würde mich auch interessieren. 🙂 Manche sagen, es wären „Engel“, aber das erhellt die Sache auch nicht gerade.

      Ich würde es im Moment so sagen: Da der Abschnitt zur Urgeschichte und damit in den Bereich der urzeitlichen Mythen gehört, muss man ihn als Geschichte lesen, die etwas transportieren soll. (Die Einordnung als „Mythos“ ist ja nichts Schlechtes und auch keine Herabwertung des Textes. Im Gegenteil: Wir nehmen diese Texte nur dann wirklich ernst, wenn wir sie nicht in das Korsett einer Historizität zwingen, das ihnen gar nicht passt und das ihnen ihrer Kraft beraubt. Wir sollten sie in ihrer Stellung als inhaltlich wertvolle, inspirierte Erzählungen ehren, ähnlich wie die Gleichnisse Jesu – es fragt sich ja auch niemand, wo und wann genau die Geschichte vom barmherzigen Samariter passiert ist).

      Und damit ist es im Grunde egal, wer diese Söhne Gottes sind – hier wird erzählt, warum der Mensch sterben muss. Das ist eine der zentralen Fragen unseres Seins. Und es scheint – welch Wunder – etwas damit zu tun zu haben, dass wir keine Geistwesen sind, sondern Wesen aus Fleisch und Blut – und in gewisser Weise getrennt von der Realität Gottes. So soll der Mensch nicht lange sein. Dazu könnte man jetzt eine ellenlange Auslegung verfassen, die sich aber vielfach im Bereich der Spekulation bewegen würde – also irgendwie auch nicht sonderlich hilfreich. 🙂 Warum die Menschen damals diese Rahmenhandlung wählten? Das ist zu lange her und die Kultur ist uns zu fremd, als das wir darauf je eine befriedigende Antwort finden würden.

      Manche Fragen müssen wir vielleicht einfach nicht beantworten 🙂

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  2. Christian says:

    Die Sadduzäer argumentieren mit fleischlicher Logik.
    „Ihr irrt und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes“, beginnt Jesus seine apologetische Rede in Mt 22.

    Insofern steht uioi vermutlich sogar für „Söhne“, da es um „sieben Brüder“ geht.
    Auf alle Fälle werden sie „in der Auferstehung“ ein so anderartiges Dasein führen, dass das Argument der Sadduzäer angesichts dieser Sachlage absurd ist.

    Genial ist auch das Argument mit dem „Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“, der ein Gott der Lebendigen ist. Dem konnte niemand mehr widersprechen.

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  3. Thomas Jakob says:

    Auf der einen Seite wird Jesus als Gottes eingeborener (einziger) Sohn bezeichnet, auf der anderen Seite spricht man von Söhnen oder Kindern Gottes. Wie umschifft die Theologie diesen Widerspruch? Gibt es eine einheitliche Lösung?

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    • Christian says:

      Es ist kein Widerspruch:

      Christus ist in besonderer, ursprünglicher Weise Gottes ewiger Sohn und wird in dieser Weise auch immer Gottes einziger „geliebter Sohn“, in dem Gott „sein Wohlgefallen“ hat, auf den wir hören sollen, bleiben.

      Wir sind in Christus adoptierte Kinder Gottes und werden immer Geschöpfe bleiben. Christus selbst drückt das in Joh. 20,17 so aus:

      „Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“

      Er sagt nicht einfach: „zu unserem gemeinsamen Vater“, sondern setzt seine Sohnschaft gegen unsere Kindschaft ab.

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  4. Peter Aschoff says:

    Zu Genesis 6 scheint mir die plausibelste Antwort, dass sich das ursprünglich auf die vielen Götter und Halbgötter des alten Orients bezog, und dass diese dann in einer späteren, strenger monotheistischen Einschätzung zu Engeln oder Dämonen herabgestuft wurden. Uns heute ist beides gleich fremd…

    Begriffe wie „Sohn“ und „Vater“ konnten in der Antike neben biologischer Verwandtschaft auch eine soziale Rangordnung ausdrücken: Der Bruder ist gleichrangig, der Sohn ist einem unter- und der Vater übergeordnet. Die „Prophetensöhne“ im AT sind auch keine leiblichen Kinder, sondern Schüler des Propheten.

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    • Christian says:

      … oder, wie z. B. Meredith Kline meint, sie waren die damals in religiös-politischen Systemen vieler Stadtstaaten im Orient verbreiteten Gott-Könige.
      „ben“ bezeichnete Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe, Kult etc.

      So hätte der Autor durch einen einfachen literarischen Schachzug den Geist des antiken Heidentums dargestellt und den satanischen Hintergrund der menschlichen Revolte gegen den König der Könige angedeutet.
      Denn diese „Söhne Gottes“ waren von allem Samen der Schlange ihrem Vater am ähnlichsten (Kline).

      Und wenn diese möchtegern-göttlichen „Gottessöhne“ Despoten waren, wer waren dann die „Töchter der Menschen“?
      Entweder Kinder Seths, d. h. Gläubige, wie Augustinus meinte, oder:
      Frauen aus dem normalen Volk:
      Die Herrscher „schnappten“ sich von den Töchern des Volkes, wen sie wollten,
      Sie betrachteten sie als ihr Eigentum.

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  5. feuerstein says:

    Danke an alle, nun habe ich ein etwas besseres Bild. Ich denke, dass Adam und Eva nicht die ersten Menschen an sich waren, sondern die, die von Gott den Geist bekommen haben und sich so von den anderen unterschieden haben. Adam und Eva hatten ja außer Kain und Abel noch mehr Kinder, und die Töchter waren vielleicht besonders schön und nett. Na ja, wir können wirklich nicht die damaligen Tatsachen ergründen.

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