Die Digitalisierung ändert nicht nur alles (gääähn), sondern vor allem bringt sie uns durcheinander – zumindest was Definition der verschiedenen Medien betrifft. Früher war alles ganz einfach: Ein Buch war ein Buch, eine Zeitschrift eine Zeitschrift und das Fernsehen … naja, das Fernsehen eben. Aber seit man ohne Fernseher fernsehen kann (nämlich via Internet) und Zeitungen plötzlich als digitale Ausgaben auf unser Tablet fliegen statt im Briefkasten nass zu werden, ist das nicht mehr so klar: Ist die App des SPIEGELS der SPIEGEL? Oder nur die App des SPIEGELS? Hat Fernsehen keine Zukunft, wenn immer mehr über das Internet geguckt wird? Oder ist Fernsehen auch Fernsehen, wenn man es im Smartphone auf dem Stillen Örtchen guckt?
Deswegen versuche ich mich mal ungezwungen an einer neuen Definition der verschiedenen Medien. Unvollständig und bestimmt auch nicht völlig richtig. Aber ein spannendes Experiment. Würdet ihr die Einteilung auch so machen?
Buch
Überwiegend aus Text bestehendes, in sich abgeschlossenes Werk, das sich meist um ein Thema oder um eine Geschichte dreht oder eine Sammlung von kurzen Geschichten oder miteinander thematisch oder stilistisch verwandten Texten darstellt. Ein Buch kann je nach Trägermedium auch Bilder, Videos und interaktive Elemente enthalten.
Zeitung
Aus Texten, Bildern und ggf. Videos bestehendes journalistisches Werk, dessen Ziel vor allem die Verbreitung von Informationen ist. Je nach Trägermedium ist es in sich abgeschlossen und erscheint periodisch (Papier) oder wird laufend aktualisiert (Digital).
Magazin / Zeitschrift
Aus Texten, Bildern und ggf. Videos bestehendes journalistisches Werk, dessen Ziel vor allem die hintergründige Beschäftigung mit einem Thema oder Themengebiet ist. Je nach Charakter und Trägermedium ist es in sich abgeschlossen und erscheint periodisch (Papier und Digital) oder wird laufend aktualisiert (Digital).
Film
Aus Bewegtbildern bestehendes, in sich abgeschlossenes Werk, das ein Thema behandelt oder eine Geschichte erzählt. Es kann in begrenztem Maße Fortsetzungen geben, die sich auf das selbe Setting beziehen, meist mit den selben Protagonisten.
Beispiele: Vom Winde verweht, Findet Nemo, Star Wars
Fernsehen
Zu einer Marketing-Einheit („Sender“) zusammengefasste Sammlung aus Bewegtbild-Werken. Dazu gehören Filme, Serien und Einzelsendungen. Einzelne Sender steuern meist eine bestimmte Zielgruppe an.
Radio
Zu einer Marketing-Einheit („Sender“) zusammengefasste Sammlung aus Audio-Werken. Dazu gehören Musik und gesprochene Sprache. Einzelne Sender steuern meist eine bestimmte Zielgruppe an.
Blog
Aus Text, Bilder und ggf. Bewegtbildern bestehendes, unregelmäßig erscheinendes Werk, meist von einer Person oder einem engen Personenkreis produziert. Meist monothematisch und persönlich.
Kommentare
3 Kommentare auf "Ist Fernsehen immer Fernsehen? Ein Versuch, unsere Medien neu zu definieren…"
Klar wird beim Lesen der Neu-Definitonen nur, dass Medien heute einfach nicht mehr so klar und deutlich zu unterscheiden sind. Mitunter deshalb gibt es ab nächstem Jahr keine Rundfunkgebühren mehr sondern einen Rundfunkbeitrag.
Eine spannende Entwicklung.
alex
Die Trennung zwischen Zeitung und Zeitschrift/Magazin ist so nicht schlüssig, denn beide Definitionen sagen in verschiedenen Worten quasi dasselbe.
Der Unterschied ist m.M.n., daß eine Zeitung Informationen und Meinungen transportiert, die nur für den Tag oder die Periode bis zum Erscheinen der nächsten Nummer interessant ist. Eine Zeitung ist gewissermaßen Wegwerfware – das gilt auch für Wochenzeitungen wie ZEIT oder WamS.
Eine Zeitschrift oder ein Magazin dagegen enthält Informationen, die auch noch nach dem Erscheinen der Folgenummer einen Wert haben. U.U. wird in manchen Artikeln auf frühere Ausgaben verwiesen. Zeitschriften und Magazine werden deshalb auch archiviert, Zeitungen eher nicht.
Zumindest bei der Printausgabe macht sich der Unterschied üblicherweise sogar spürbar, weil Zeitungen eben auf Zeitungspapier gedruckt sind, Zeitschriften und Magazine dagegen auf wertigem Papier, oft in Glanzqualität. Auch die Qualität der gedruckten Bilder ist unterschiedlich. Und für Magazine und Zeitschriften gibt es oft Sammelordner, in denen man einen oder zwei Jahrgänge zusammenfügen und so archivieren kann.
Im Romanischen heißt die Zeitung übrigens Journal, von frz. journalier, täglich. Und der Franzose spricht auch von seinem „journal télévision“, wenn er die Programmzeitung meint, die zwar auf Glanzpapier gedruckt ist, aber auf minderwertigem, und deren Informationswert das Datum nicht überlebt, das oben auf der Seite steht. Oder hätte schon mal jemand HörZu archiviert?
Die Definitionen sind hilfreich. Im Ansatz sagen sie mir zu.
wie Alex finde ich die Entwicklung einfach interessant. Und es kann dann sein, dass in fünf Jahren neue Definitionen nötig sind.
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