Besser, wir lassen uns belügen…

Es ist doch so erfreulich: Endlich wird etwas gegen den Klimawandel getan! Selbst China will nun Kyoto unterstützen. Die EU zähmt per Gesetz automobile Dreckschleudern. Und noch nie haben die Deutschen mehr Energie aus Wind, Sonne & Co. gewonnen als 2006: zweihundert Milliarden KWh.

Und dann das: Die Zeitschrift Cicero macht auf mit einem grinsenden Knut, an dessen Ohr in bewährter Steiff-Manier ein Fähnchen prangt:
Wir sterben NICHT aus.

Tatsächlich bestätigt sich im weiteren Blättern der Anfangsverdacht des nun voreingenommenen Lesers: Auf etlichen Seiten demontieren Wissenschaftler unser schönes Bild vom Klimawandel. Dessen Bedeutung geht, wie wir wissen, über die reine Luftsauberkeit hinaus: Endlich haben wir mal etwas gemeinsam geschafft! Alle Wissenschaftler sind einhellig der Meinung, dass alle Menschen auf allen Gebieten alles geben müssen, um die Welt vor dem Klima-GAU zu retten. Und alle Medien sowie fast alle Regierungen ziehen mit!

Wo hat es ein solch globales Teamwork in der Geschichte schon einmal gegeben? Kurz vor der Sintflut? Damals konnte das Thema noch nicht die Massen begeistern – mit bekannten Folgen. Vielleicht im kalten Krieg? Nein, da standen sich zwei Eisblöcke gegenüber, ohne einen Gedanken ans Wärme zu verschwenden. Die weltweite Armut? Wohl kaum, solange wir in Deutschland so fett sind, dass selbst unsere Regierung es merkt.

Klima als Weltretter
Bleibt das Klima als geborener Garant für die Einheit der Welt. Ein Thema, das alle angeht. An dem alle ihr Image polieren können, ohne allzu viel Vergangenheitsaufarbeitung verrichten zu müssen. Eine gemeinsame Aufgabe, an der wir alle wachsen oder gemeinsam scheitern werden. Wie erregend!

Doch die Zweifel, die der Cicero sät, sind beträchtlich. Natürlich sind sie allesamt nicht neu. Doch selten nur wagt es ein Medium, die Volksmeinung so deutlich infrage zu stellen. Und das auch noch vergleichsweise überzeugend.

Die Überflutung der Küsten durch die abtauenden Polkappen zum Beispiel. Die Arktis, auf die sich die Erwärmung seit Jahrzehnten konzentriert, besteht nur aus gefrorenem Wasser – weit und breit kein Land in Sicht. Schmilzt die Eisdecke über dem Ozean ab, so steigt deshalb die Verdrängung des Wassers um keinen Kubikmeter – und somit auch nicht der Meeresspiegel. Flüssiges Wasser braucht schließlich weniger Platz als gefrorenes – die vergessene Flasche im Gefrierschrank beweist es.

Erschreckend! Holland nicht in Not? Auch die vermehrt vorkommenden Hurrikanes kommen gar nicht vermehrt vor – sondern seltener? Und Knut ist gar nicht der letzte seiner Art? Ist der Aktionismus infolge der gefühlten Apokalypse gar schädlich? Vor allem, wenn man anfängt, Regenwälder für Biosprit abzuholzen und Mais zu verheizen, statt damit Hunger zu lindern?

Was ist wahr?
Nun, die Schwierigkeit im Umgang mit diesen verwirrenden Fakten ist unschwer erkennbar: Als Laie weiß ich nichts. Als Laie bin ich angewiesen auf die Aussagen der Wissenschaft. Sobald diese aber anfangen, sich zu widersprechen, muss ich mich entscheiden, wem ich mehr Glauben schenke: Den Beschwörern der Klimakatastrophe oder den Abwieglern? Den Industrie-Lobbyisten oder dem Berliner-Zoo-Marketing? Greenpeace oder Cicero?

Und was dann bleibt in dem betäubenden Strudel von widerstrebenden Wahrheiten, sind ganz einsame, höchst intime Fragen: Ist es nicht eigentlich egal, ob ich belogen werde oder nicht? Wäre nicht die einzig opportune Entscheidung, die Lüge vom Klimawandel als Wahrheit zu akzeptieren? So dass der Prozess des Umdenkens zum Schutz der Umwelt ungehindert weiter gehen kann? So dass es für Firmen wie Politiker weiterhin zweckmäßig weil imageträchtig ist, auf Energieverbrauch, Luftreinhaltung und geringe Schadstoffe zu achten? So dass die Luft in meiner Stadt wieder besser wird, weil alle glauben, das würde die Welt retten – wenigstens ein bisschen?

Wenn die Drohkulisse des Weltuntergangs in sich zusammenfiele – wer würde sich dann noch motivieren lassen, seinen kleinen Beitrag zu leisten? Und so denke ich – und das als bekennender Erdgasfahrer: Manchmal ist es vielleicht tatsächlich besser, sich freiwillig belügen zu lassen. Oder?

Technorati-Tags: Klimawandel, Cicero

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Kommentare

Ein Kommentar auf "Besser, wir lassen uns belügen…"

  1. Ludwig says:

    Nein, das wäre die größte Katastrophe, wenn man sich und anderen für einen vermeintlich guten Zweck in die Tasche lügt.
    Ich bin überzeugt davon, dass der Klimawandel zu über 80% natürlichen Schwankungen der Sonne anzulasten ist. Das heißt nicht, dass ich nun anfange die Umwelt zu zerstören. Ich bin nur der Meinung, dass andere Themen angepackt werden müssen. Wenn wir jetzt jährlich Milliarden in etwas stecken, was am Ende nichts Schlimmes nicht verhindert, dann fehlt uns Zeit und Mittel um die wirklichen Katastrophen von Krieg, Armut und Krankheiten zu bekämpfen. Jeder fühlt sich gut, weil er weniger Auto fährt, aber die wirklichen Probleme werden nicht angegangen.
    (ein Blog zum Thema:

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