Coffee to go (XII): „Aus Angst um mein Seelenheil bin ich Christ geworden“

„Aus Angst um mein Seelenheil bin ich Christ geworden“ – diesen Satz habe ich kürzlich gelesen – von einem prominenten Christen. Aus Angst Christ werden – welch ein fürchterlicher Grund. Und ein unmöglicher, denn Liebe vertreibt Angst. Man kann nicht aus Angst vor jemandem eben diesen lieben. Und ein liebender Gott kann nicht Angst als Antrieb verlangen. In seinem ersten Brief schreibt der Apostel Johannes (4, 18): „Es gibt keine Angst in der Liebe. Vollkommene Liebe vertreibt die Angst. Denn die Angst rechnet mit Strafe. Wer Angst hat, der muss noch viel über die Liebe lernen.“

Ist dann also kein Christ, wer nur aus Angst um sein Seelenheil Christ geworden ist? Keine Angst! Gott ist die Liebe.

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Kommentare

44 Kommentare auf "Coffee to go (XII): „Aus Angst um mein Seelenheil bin ich Christ geworden“"

  1. Johannes says:

    Das ist richtig. Aber was ist, wenn wir Jesus ablehnen? Wenn wir nein zu seinem Liebeswerben sagen? Gott ist ein liebender Gott, und ein gerechter Gott.

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  2. Johannes says:

    Rolf, du kennst das ja alles sehr genau.
    Sehr kurz zusammengefasst, wie ich das verstehe: Es gibt die zwei Eigenschaften Gottes, die in einem gewissen Spannungsverhältnis stehen: Gottes Liebe und Gottes Gerechtigkeit.

    Gottes Gerechtigkeit heißt, dass Sünde nicht ohne Konsequenzen, ohne Strafe sein kann. Wir Mensche sind alle schuldig geworden, und müssen deshalb sterben.

    Auf der anderen Seite liebt uns Gott bedingungslos. Er will, dass wir alle gerettet werden und erkennen, was die Wahrheit ist.

    Das ist erst einmal ein Widerspruch: Einerseits Strafe für Sünde, aber trotzdem bedingungslose Liebe.

    Diese Liebe geht so weit, dass er seinen eigenen Sohn stellvertretend für unsere Schuld hat sühnen lassen, so dass unsere Schuld vollkommen vergeben ist. Großartig!

    Wir müssen dieses Angebot von ihm nur noch annehmen.

    Und jetzt noch eimal zu meiner Frage: Was ist, wenn wir dieses Angebot ablehnen? Wie siehst du das?

    Die Bibel ist da m.E. sehr eindeutig: Markus 16, 16 oder Johannes 8, 24 und vielen anderen Stellen.

    Ich maße mir in diesem Falle aber sicher nicht an, Gottes Gerechtigkeit beurteilen zu können oder ganz erfassen zu können, denn er ist vollkommen gerecht, ich aber nicht. Also maße ich mir nicht an, zu beurteilen, wer nun gerettet ist oder nicht. Mir ist aber wichtig, deutlich zu machen, dass wir sein Angebot annehmen müssen. Ein Geschenk kann man annehmen oder ablehnen.

    Dass Angst vor Verdammnis als Grund für Nachfolge von Jesus keine erstrebenswerte Motivation sein sollte, in diesem Punkt gebe ich dir absolut recht.

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    • Rolf Krüger says:

      Hi Johannes,

      gut, aber wie bringst du dann das hier…
      Dass Angst vor Verdammnis als Grund für Nachfolge von Jesus keine erstrebenswerte Motivation sein sollte, in diesem Punkt gebe ich dir absolut recht.
      …mit einer Vorstellung von Gott zusammen, in der er all diejenigen tötet bzw. ewig quält, die nicht das richtige Gebet gesprochen / die „richtigen“ Schritte getan haben, um dieses Geschenk anzunehmen? Die vielleicht gar nichts von diesem Geschenk wissen? Oder die eine kaputte und verzerrte Version davon gehört haben, die du und ich auch nicht annehmen wollen würden?

      LG,
      Rolf

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      • Johannes says:

        Und weil Gott ein Gott der Liebe ist, kann es keine Verdammnis geben? Sind die zahlreichen Bibelstellen, die von Verdammnis sprechen, nur Spaß oder nicht ernstzunehmen? Ist Gott womöglich nicht ernst zu nehmen? Ich persönlich glaube, dass Gott für alle diese Zweifelsfälle, die du nennst, eine perfekte Antwort hat, die wir Menschen jedoch nicht kennen. Nur er kann ins Herz schauen und sehen, wie ich etwas meine.
        Die Schlange hat im Paradies gesagt: „Keineswegs werdet ihr sterben“. Nun ja, das war leider eine Fehlinformation. Der Sünde folgte die Konsequenz. Ich persönlich versuche, an Gottes Wort festzuhalten und den Missionsbefehl ernst zu nehmen, der ja nur Sinn macht, wenn etwas etwas auf dem Spiel steht.

        Wie siehst du das?

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  3. x says:

    Gibt es eine Hölle?

    Das Leben ist kurz
    Wir haben jetzt bald das Jahr 2003 – wie die Zeit verfliegt! Ich erinnere mich noch, wie wir in der Schule Bilder malen sollten, wie wir uns die Welt im Jahr 2000 vorstellen; jetzt sind wir schon drei Jahre weiter! Nun können wir uns überlegen, wie die Welt wohl im Jahr 2100 aussieht. Man kann sich das kaum vorstellen, wie das mit der Welt noch ein Jahrhundert so weitergehen soll, bei all der Umweltverschmutzung, dem Fortschritt mit Internet usw., Korruption in Politik, moralischem Verfall etc. Eines aber ist sicher: niemand von uns hier wird im Jahr 2100 noch auf der Erde leben. Jeder von uns wird ein Todesdatum haben, dessen Jahreszahl mit 20 beginnt.

    Das Leben ist nicht nur kurz, sondern unsicher und ungewiss. Statistisch gesehen, sterben von 10 Menschen alle 10. Das ist eine sehr hohe Quote, und unsere Chance, dem Tod zu entgehen, sind in Anbetracht dieser Statistik verschwindend gering, wenn nicht sogar unmöglich. In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 800.000 Menschen, das sind über 2000 pro Tag. Allerdings bekommen wir das nicht so mit, weil viele in Altersheimen und Krankenhäusern sterben. Und wenn wir den Tod mitbekommen, wird das in den Medien eher als Unterhaltung und nicht als Warnung präsentiert. Aber trotzdem ist es bei den meisten Todesfällen so, dass die Gestorbenen einen Tag vorher noch nicht wussten, dass morgen ihr Todestag ist. Jeder von uns rückt mit jeder Sekunde seinem Tod um eine Sekunde näher. Besser, man ist allezeit bereit.

    Ist es nicht seltsam: Wir bereiten uns 15 bis 20 Jahre intensiv auf ca. 30 bis 40 Jahre Berufsleben vor, das ist eine sehr ausgiebige Vorbereitung auf einen relativ kurzen Zeitraum. Das verdeutlicht, welchen Stellenwert wir Ausbildung und Erfolg im Beruf beimessen. Aber wie viel investieren wir in unsere Vorbereitung auf die unendlich lange Zeitspanne nach unserem Tod? Sind wir da nicht völlig unvernünftig, wenn wir uns keine Gedanken darüber machen und das auf die lange Bank schieben? Wäre es nicht sehr vernünftig, schleunigst in die Schule Gottes einzutreten und sich auf eine erfolgreiche Ewigkeitskarriere vorzubereiten?
    Doch irgendwie neigt der Mensch seltsamerweise dazu, den Gedanken an die Ewigkeit zu verdrängen, zu vergessen und mit wenig durchdachten Argumenten abzutun und sein Gewissen zu beruhigen oder zu betäuben. Ich fragte kürzlich einen Freund, wie er eigentlich die Zukunft vorgestellt hatte, als er noch kein Christ war. Er meinte, er habe sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, sondern nur von einem Tag zum anderen gelebt und das Leben genossen. Das ist wirklich seltsam, wo doch der Mensch – im Gegensatz zum Tier – dazu geschaffen ist, sich über die Zukunft Gedanken zu machen, sogar über den Tod hinaus. Wenn es schon vernünftig ist, wegen der Zukunft jahrelang auf die Schule zu gehen (und nicht, weil es etwa Spaß macht), wie viel vernünftiger ist es dann, die Sache mit dem Leben nach dem Tod nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern ausgiebig zu prüfen, was die Wahrheit darüber ist und wie man sich vorbereiten kann.

    Was kommt nach dem Tod?
    Wie kommt es eigentlich, dass der Mensch solche Angst vor dem Tod hat? Ist es nur der Schmerz, den man fürchtet? Oder haben wir nicht tief in unserem Gewissen die Ahnung, dass danach etwas sehr ernstes auf uns zukommt?

    Eines steht fest: Das Leben ist kein Computerspiel, bei dem man drei oder fünf Leben hat und es nicht so schlimm ist, wenn mal etwas schief geht und man versehentlich stirbt. Man lebt nur einmal.
    Was lehren andere Religionen über das Leben nach dem Tod? Bieten sie eine Hoffnung? Es ist bezeichnend, dass auch die anderen großen Religionen eine Hölle für die Ungerechten lehren. Der Islam lehrt, dass man nach dem Tod von zwei Engeln befragt wird und dann über eine Brücke gehen muss, die zum Himmel führt, sich aber über die Hölle erstreckt. Die Gerechten kommen heil herüber, doch die Ungerechten stürzen in die Hölle hinab. In dieser islamischen Hölle gibt es sieben verschiedene Grade der Bestrafung, unter anderem wird man so lange herumgedreht, bis die ganze Haut abgeschürft ist, und dann bekommt man eine neue Haut, damit der ganze Prozess von vorn beginnen kann.

    Der Buddhismus lehrt viele Höllen auf einer unangenehmen Reise zum Nirvana, dem Auflösen im Nichts. Der klassische Buddhismus lehrt sieben heiße Höllen. Laut gewissen chinesischen Buddhisten foltern Dämonen die Toten auf grausame Weise, z.B. werden Spöttern die Zungen mit einem rot glühenden Eisen ausgerissen und Lügnern wird geschmolzenes Blei in die Kehle gegossen. Auch der Taoismus lehrt eine Hölle.

    Im Hinduismus gibt es sogar 21 Höllen, maßgeschneidert entsprechend dem vorausgegangenen irdischen Leben. Wenn man nicht die Hungrigen gesättigt hat, wird man an einen Felsen gekettet, wo dann Vögel kommen und einem den Magen auspicken. Ein Ehebrecher wird gezwungen, eine hübsche Frau zu umarmen, die allerdings weiss-glühend ist.

    Im Mittelalter war es sehr populär, die Hölle bildhaft darzustellen. Wir kennen Gemälde, wo den gequälten Seelen Feuer aus Ohren, Augen, und Nasenlöchern kommt, andere sind an der Zunge aufgehängt und werden von unten mit Feuer geröstet.

    Wenn die Lehre von einer Hölle nach dem Tod so verbreitet ist – sogar in östlichen Religionen, die wir ansonsten für sanfter halten – warum sind wir dann so optimistisch? Welchen Grund gibt es, anzunehmen, dass man dieser unangenehmen Erfahrung schon irgendwie entgehen wird, ohne dass wir uns darauf vorbereiten? Beim Jahrtausendwechsel von 1999 nach 2000 waren viele Leute gar nicht optimistisch und meinten, es würde ein weltweites Computerchaos und daraufhin Stromausfall, Nahrungsmittelknappheit usw. geben. Mit emsiger Mühe hat man sich intensiv darauf vorbereitet. Trotzdem war alles ein Bluff und die Katastrophe blieb aus. Nun ist die Warnung vor Hölle viel realistischer als die Warnung vor dem Y2K-Problem. Aber da bereiten wir uns nicht darauf vor. Kürzlich telefonierte ich mit einer Dame von 76 Jahren und erzählte ihr, dass ich mich gerade auf einen Vortrag über die Hölle vorbereite. „Oh,“ meinte sie, „ich hoffe, ich komme da nicht hin – Aber was habe ich schon gemacht, weshalb sollte ich in die Hölle kommen ….“ „Meinst du, du bist gerecht?“, fragte ich. „Nein, gerecht nicht, aber so schlimm, dass ich die Hölle verdiene, nun auch wieder nicht“. Das ist eine sehr vage, unbegründete Vermutung, wenn man den Gerechtigkeitsmaßstab Gottes nicht kennt. Das ist unvernünftig optimistisch, nicht realistisch, sondern blauäugig und naiv. Jesus selbst warnt, dass die meisten Menschen in die Hölle kommen. Wie könnte ich sicher sein, dass ich besser bin, als die meisten anderen?

    Wir wollen uns nun anschauen, was Jesus über die Hölle lehrte. Was meint ihr, über welches Thema hat Jesus am meisten geredet? Tatsächlich: über Hölle und Gericht. 13% seiner Aussagen sprechen von Hölle und Gericht; von keinem anderen Thema hat er mehr geredet. (über Engel am zweit- und über Liebe am dritthäufigsten). Vielleicht müssen einige von uns ihr Bild von Jesus revidieren, denn viele meinen, Jesus habe hauptsächlich von Liebe gesprochen. Sogar in der Bergpredigt (Matthäus 5-7), die auch von Nichtchristen als guter Lebensgrundsatz anerkannt wird, spricht Jesus mehrmals von der Hölle (Matthäus 5,22; 5,29; 7,13) Interessant auch, dass gerade im Neuen Testament – und dort von Jesus selbst – die Wahrheit über die Hölle ans Licht kommt, denn im Alten Testament finden wir nur recht wenig über Hölle und das Leben nach dem Tod. Der Gott des Neuen Testaments ist kein anderer als der des Alten Testaments, und vor allem ist der des NTs nicht weniger ein Gott des Gerichts als der des ATs.
    Wenn ein Mensch stirbt, trennt sich sein Geist von seinem Leib. Was geschieht mit dem Geist? Es ist keineswegs so, dass er dann Gott gegenübersteht und eine Möglichkeit hat, sich zu rechtfertigen. Man wird weder vor Petrus noch vor dem Herrn Jesus stehen und nicht gefragt werden, ob und weshalb man in den Himmel hinein möchte. Nein, man schlägt seine Augen auf und befindet sich in Feuerqualen, denn so hat es Jesus selbst beschrieben, in Lukas 16,23. Mit dem Tod verliert der Mensch alle Selbstkontrolle, hat keine Macht mehr, er kann sich nicht wehren und ist anderen Mächten ausgeliefert. Deshalb hat man wahrscheinlich solche Angst vor dem Tod. Der erste Märtyrer Stephanus bat den Herrn Jesus, seinen Geist aufzunehmen (Apostelgeschichte 7,59). Die Seele des natürlichen Menschen wird nach dem Tod wie ein gestellter Verbrecher festgenommen und ins Gefängnis geworfen (1. Petrus 3,18). Das ist aber nur ein Übergangsgefängnis zur Aufbewahrung bis zum eigentlichen Gerichtstag (2. Petrus 2,9).

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    • Mathias says:

      Hallo X,

      ich habe Dir versehentlich weiter unten in einem neuen Beitrag geantwortet.

      Eines ist mir gerade aber noch aufgefallen: du schreibst, dass die Angst, die Menschen vor dem Tod haben, ein Indiz dafür sei, dass sie instinktiv wissen, dass es nach dem Tod auch eine Strafe gibt. Man könnte die Angst vor dem Tod jedoch auch als ein Indiz sehen, dass „danach“ gar nichts kommt. Denn das ist ja auch beunruhigend. Wer kann sich schon vorstellen, nicht zu sein?
      Auch der Gedanke, dass „es nach dem Tod weitergeht“ ist an sich schon problematisch in der Hinsicht, dass es ohne die physikalische Welt zunächst auch keine Zeit mehr gibt, denn für den Toten gibt es ja zunächst keine physische Wirklichkeit, die auf ihn einwirkt. Was ist dann in diesem „System“ eigentlich Zeit? Genau genommen haben wir keine Kategorien für die nachweltliche „Welt“, weil wir sie nicht kennen (und eben auch nicht wissen, ob es sie gibt).

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  4. Mathias says:

    Lieber Johannes,

    was ist für Dich das Angebot Gottes, und wann würdest Du sagen, dass ein Mensch es „angenommen“ hat? Ich bin nicht sicher, was Du darunter verstehst. Aber es klingt für mich ein wenig so, dass die (formale) Annahme dieses „Angebots“ Deinem Verständnis nach auch eine formale Erlösung zur Folge hat, welche bewirkt, dass ein Mensch für seine Sünden nicht bestraft wird. In etwa so: Du bekommst ein Formular in die Hand gedrückt, darauf steht die Frage: Hälst Du für wahr, dass Jesus Gottes Sohn ist und uns erlöst hat und zudem gibt es die Antwortmöglichkeiten: Ja, ich glaube, und: Nein, ich glaube nicht. Kreuzt man „Ja“ an, so ist man errettet in dem Sinne, dass Gott alle Sünden nicht mehr anrechnet.
    Ich bin nicht sicher, ob dies Deine Vorstellung ist. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass es Christen gibt, die so denken.
    Diese Ansicht empfinde ich als problematisch. Denn was Erlösung wirklich bedeutet, wird dabei – zumindest aus meiner Sicht – völlig entstellt. Die Erlösung, die Jesus uns bringt, ist keine „formale“ Erlösung, die sich dann erst im Jenseits herausstellt. Nicht erst im Jenseits und im Gericht Gottes sieht man, was in obigem fiktiven Zettel angekreut wurde, sondern schon hier auf der Erde – ich schildere hier mein Verständnis von Erlösung. Meiner Ansicht nach bedeutet die Erlösung, die Jesus uns bringt, eine Veränderung in diesem Leben. Unser Vater ist dann Gott, und nichtmehr der Vater der Lüge ist unser Vater (ich wähle hier mal Worte in der Nähe der von Dir angeführten Bibelstelle Joh 8,24). Dies bedeutet: Unser Sein und unser Bezugspunkt ändert sich. Wir VERÄNDERN uns, unser Tun und Handeln verändert sich. Schon hier und jetzt. Und ich glaube, dies geschieht schrittweise. Und schon das „Gericht das Alltags“ offenbart die innere Zugehörigkeit. Nicht in dem Sinne, dass bei dem, der innerlich Gott vertraut, alles super läuft, sondern in dem Sinne, dass er das Heil Gottes auf die Menschen ausstrahlt.
    Durch Jesus bekommt meine eine andere Perspektive auf das Leben. Und so ändert sich der Bezugspunkt und das eigene Handeln. Auch jemand, der bei obigem Zettel eventuell das „Nein“ angekreuzt hat, kann dabei gerettet werden, wenn bei ihm dieser Wechsel der Herrschaft stattfindet. Es kann ja auch sein, dass dies ohne explizites Bekenntnis des christlichen Glaubens geschieht. Jemand kann ja auch unbewusst auf Jesu Wegen wandeln. Nicht von uns geht also die Erlösung durch Ankreuzen einer Antwortmöglichgkeit aus, sondern von der Änderung unseres inneren Wesenskerns, die Gott schenken kann, wem er will. Wichtig ist die Antwort auf dieses Geschenk im alltäglichen Handeln und in der Umkehr aus lebenszerstörerischen Egoismen.
    Gottes Gerechtigkeit besteht meines Erachtens nun darin, dass er jeden im Gericht so beurteilt, wie er ist, was der Kern des Lebens des Menschen war. War der „Vater“ des Menschen der Vater der Lüge oder Gott. Das kann man nicht einfach in den Termini „Christt“ oder „Nichtchrist“ in formalen Kategorien beschreiben, dies kann nur Gott sehen, der den Menschen sieht, wie er ist. Und auch hier darf man auf Gottes Gnade hoffen.
    Jesu Erlösungstat geht meines Erachtens daher tiefer, nämlich indem sie – wie auch Jesus selbst – unser Inneres verändern kann, gleichsam zu einem neuen transformieren kann.
    Erlösung ist also nichts, was am Ende des Lebens plötzlich ersichtlich wird, lediglich scheint das Licht dann in das Innere und enthüllt das Sein des Menschen selbst.

    Das sind jedenfalls meine Gedanken dazu. Wichtig ist auch das Handeln, nicht nur der Glaube (im formalen Sinne) alleine. Das „Gegründetsein“ auf Gott ist wichtiger, als ein formales Bekenntnis oder Übergabegebet. Letztere sind eher Hilfen. Das Ausfüllen eines Zettels bleibt letztlich ein äußeres Zeichen, das hilfreich sein kann. Solche Handlungen sind wichtig für uns und stellen auch eine Realität her. Aber der Umkehrschluss, dass das fehlen äußerer Zeichen (also eines christlichen Bekenntnisses etwa) schon die Verdammnis zur Folge hat, dürfte nicht uneingeschränkt richtig sein. Das Wort „glauben“ in den Bibelstellen, die Du zitierst, bedeutet wohl eher „vertrauen auf“. Und versucht damit den innseren Wesenskern einer Person zu benennen.

    Ich bin nicht sicher, ob wir wirklich ein anderes Verständnis haben. Dies waren jedenfalls meine Gedanken dazu. Wie siehts Du das eigentlich, Rolf?

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    • Johannes says:

      Lieber Mathias, ich gebe dir im wesentlichen recht bei deinen Ausführungen, und dazu gibt es auch viele Bibelstellen, die belegen, dass Gott uns ganz möchte und Herr unseres Lebens sein will, und dass dies auch an unseren Früchten erkennbar sein wird. Dennoch heißt es in der Bibel, dass der Weg zu Gott nur über Jesus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, geht. Diese Diskussion möchte ich hier aber nicht primär vertiefen, mir ging es hier darum, nicht nur die Liebe Gottes einseitig zu betonen, sondern auch seine absolute Gerechtigkeit, die letztlich keinen Platz für Sünde lässt. Allversöhnung lässt sich m.E. nicht biblisch fundiert begründen.

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  5. Mathias says:

    Lieber X,

    in Deinen Ausführungen teilst Du im Wesentlichen mit, dass es in vielen Religionen eine Vorstellung von Hölle und Bestrafung nach dem Tod gibt, und auch Jesus schreibst Du eine finstere Lehre zu, die sich hauptsächlich mit dem Thema „Hölle“ beschäftige, wie Du sagst. In 13% seiner Reden spricht er, wenn Du Recht hast, von der Hölle. Das bedeutet, dass er in 87% seiner Reden nicht von der Hölle spricht. Das klingt nicht, als sei dieses Thema besonders wichtig. Zu behaupten, dass Jesu Predigttätigkeit hauptsächlich den Sinn hat, vor der Hölle zu warnen, ist schon gewagt. Und zeichnet ein Bild, das eher an düstere Ablassprediger aus Luthers Zeiten erinnert, als an Jesus selbst.
    Überdies: Nur weil viele Religionen eine Vorstellung einer Hölle haben, folgt daraus nicht, dass sie Recht haben. Viel eher kann man sagen, dass der Mensch die Vorstellung oder den Wunsch hat, dass es doch Gerechtigkeit gibt, weil die Erfahrung hier auf der Erde ja oftmals ist, dass es eben keine völlige Gerechtigkeit gibt. Um also das alles ins Gleichgewicht zu bringen, muss die Gerechtigkeit also nach dem Tod hergestellt werden.
    Man kann also aus den Vorstellungen der Religionen wenig über Wahrheit oder Falschheit der Existenz der Hölle schließen, viel aber über die Wünsche des Menschen.

    Meines Erachtens nach kann man am Handeln Jesu sehr wohl ableiten, dass ihm Liebe sehr wichtig war. Verdammt hat er die wenigsten (kritisiert hingegen viele Selbstgerechte). Aus Liebe hat er sich hingegeben. Und auch im Johannesbrief lesen wir, dass Gott die Liebe ist. Gott ist nach dem Bild, das uns dort gezeigt wird, viel eher ein Gott, der die Menschen liegt, als ein Gott, der sie verdammen will. Das heißt aber keineswegs, dass unser Leben egal ist (gerecht ist Gott eben doch). Aber auch in dem Leben, das wir gerade leben, hat unsere Haltung Konsequenzen. Nicht erst nach dem Tod. Wenn ich selbstgerecht und egoistisch bin, werde ich viele Menschen verletzen. Und das wirkt sich auch schon hier aus. Gottes Gerechtigkeit wird dann schon, denke ich, anschauen, welche Folgen das Handeln eines Menschen hatte. Und für den Menschen hat es auch jetzt schon Folgen, denn wahrhaft glücklich wird er, wenn er nur sein eigener Mittelpunkt ist, eben nicht.

    Unser Handeln betrifft also Zeit und Ewigkeit. Daher ist es schon wichtig, sich tiefergehende Gedanken über das Leben zu machen. Da gebe ich Dir Recht. Jedoch ein Gottesbild zu haben, nach dem Gott hauptsächlich der Strafende Gott ist, scheint die Diskussion nicht wesentlich zu befördern, es ist lediglich in der Lage abzuschrecken. Und abschreckend war Jesus jedenfalls für die Wenigsten: Nur für die, die sich selbst die Nächsten waren und sich auf der sicheren Seite wähnten. Alle anderen – auch die schlimmsten Sünder – hat er immer liebevoll angenommen, und gerade dadurch haben sie sich ändern können. Und angenommen hat er sie auch schon bevor sie sich zu ihm „bekehrt“ haben. Man muss eher sagen: Weil er sie annahm und ein liebender Gott ist, haben sie sich zu ihm bekehrt.

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  6. keindeutbessa says:

    Wenn meiner Seele Heil in der Liebe ist, würde ich sagen: Gott ohne dich hab ich Angst um meine Seele. Er würde sagen: Warum glaubst du das du verloren bist, bin ich es doch der dich geschaffen hat.

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  7. Mordechai says:

    Aber wen wundert denn die Angst bei einer Theologie, die behauptet, alle Nichtchristen müssten ewige Höllenqualen leiden?
    Wer das für möglich hält, muss es ja tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen.
    Es wird so viel von Liebe gesprochen, aber dabei doch vergessen, wie wenig liebevoll Gott laut christlichem Glauben mit jenen verfährt, die sich in der Wahl des richtigen Glaubens geirrt haben. Es lehnt ja kaum einer das Christentum ab, weil er denkt: „Ich will mit Gott nichts zu tun haben“, sondern vielmehr, weil er überzeugt ist: „Das Christentum führt mich sonstwohin, aber nicht zu Gott“. Das kann ein Irrtum sein, oder auch nicht. Wer vermag das schon mit Sicherheit zu beurteilen? Kein Mensch. Aber einen Menschen für einen Irrtum so zu bestrafen ist hart, und die Angst vor möglicher Konsequenz mag den einen oder anderen tatsächlich dazu treiben, diesen und jenen Glauben, der damit droht, lieber anzunehmen.

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  8. Vilma Krüger says:

    Ich bin der Meinung, dass ich auch aus Angst vor meinem Seelenheil auch Christ werden kann, danach werde ich ja durch den Heiligen Geist und durch das Lesen in der Bibel sehen, dass Gott wirklich gnädig und voller Liebe ist und nicht fragt, ob ich aus Angst oder aus sonstiger Überzeugung zu ihm gekommen bin. Wenn man nämlich genau nachdenkt, dann will sich doch jeder retten und nicht in der ewigen Verdammnis bleiben. Manchmal will man nur eine Hilfe von Gott, aber letztendlich doch die ewige Nähe zu ihm. Warum gehen die Kinder immer zu ihren Eltern und nicht zu irgend welche Fremden? Weil sie sich bei denEltern geborgen fühlen und vor den Fremden Angst haben.

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  9. Brother John says:

    “Aus Angst um mein Seelenheil bin ich Christ geworden” – ich finde diesen Satz nicht so absurd, wie Du, Rolf, ihn hier darstellst. Er ist sicherlich erklärungs- und auch ergänzungsbedürftig. Aber er ist nicht völlig abwegig.

    In vielen biblischen Büchern ist die Rede von der Gottesfurcht. Damit ist sicherlich keine panische Angst vor Gott gemeint. Aber ein großer Respekt vor seiner Größe, seiner Ernsthaftigkeit und seiner Gerechtigkeit.
    (Ein Beispiel ist etwa Psalm 2,11+12: “Dienet dem HERRN mit Furcht und küsst seine Füße mit Zittern, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald entbrennen. Wohl allen, die auf ihn trauen!”)

    Trotzdem hast Du natürlich Recht: Furcht ist nicht in der Liebe (1. Joh 4,18). Das heißt doch: Die Liebe Gottes vertreibt meine Angst! Wenn ich Gottes tiefe Liebe für mich begreife, dann schwindet meine Angst.

    Das heißt aber andererseits auch: BEVOR ich Gottes Liebe kannte, lebte ich in Angst. Das macht meines Erachtens sehr viel Sinn und das ist es auch genau, was der von Dir zitierte prominente Christ sagt. Er formuliert ja: “Aus Angst um mein SEELENHEIL bin ich Christ geworden”. Er sagt gerade NICHT: Aus Angst vor GOTT bin ich Christ geworden.

    Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Eindruck, dass Du diesen feinen Unterschied nicht ganz gesehen und den zitierten Bruder daher auch falsch verstanden hast.

    Dieser Christ sagte gerade nicht, dass er Gott aus Angst liebe.(Da bin ich Deiner Meinung: Das geht nicht!) Sondern weil er Angst vor dem ewigen Tod hatte, deshalb hat er sich an den lebendigen Gott gewandt.

    Und das war sicherlich eine gute Idee, oder?

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    • Rolf Krüger says:

      Hallo Brother John,

      definitiv war es eine gute Idee von ihm, sich an Gott zu wenden.

      Und ich würde dir auf jeden Fall zustimmen, dass Furch und Angst nicht dasselbe sind. Die Furcht vor Gott, von der in der Bibel die Rede ist, wird im Deutschen besser mit Ehrfurcht oder (etwas schwächer) Respekt übersetzt. Sicherlich darf nicht das Bild eines persönlichen Kuschelgottes gemalt werden, dem das Leid egal ist, dass durch menschliche Schuld entsteht.

      Aber das ist dann trotzdem etwas anderes als Angst vor Gott zu haben. Der feine Unterschied, den du zu entdecken meinst, existiert aus meiner Sicht nicht. Denn beides bedingt einander: Er hat(te) ja offensichtlich Angst vor dem Verderben, in das Gott ihn stürzt, weil Gott ja schließlich seiner Meinung nach allen mit dem ewigen Tod droht, die keine Christen sind. Es ist dabei unerheblich, ob sich seine Angst gegen Gott richtet oder gegen die seiner Sorge nach von Gott herbeigeführte Strafe.

      Natürlich reden wir hier auch etwas ins Blaue – denn über die wirklichen Motive, Ansichten und Gedanken des Menschen wissen wir nichts. Die kurze Episode von ihm taugt höchstens als Prototyp für eine grundsätzliche Beschäftigung mit dem Thema – was wir hier ja tun 🙂

      LG,
      Rolf

      Antworten
      • Brother John says:

        Hallo Rolf,

        ich bin davon überzeugt, dass der feine Unterschied, von dem du meinst, es gäbe ihn nicht, hier das Entscheidende ist.

        Du schreibst hier von einem Gott, der die Ungläubigen „ins Verderben stürzen“ will. Einen Gott, der mit dem „ewigen Tod droht“ und die Strafe am Ende „selbst herbei führt“.

        Ich bin mit Dir vollkommen einig daran, dass ein solcher Gott jedenfalls nicht der Vater Jesu Christi ist. Einen Gott, der solches tut, kenne ich als Christ nicht. Ich würde sogar sagen: Diesen Gott gibt es nicht.

        (Nebenbei bemerkt: Das Gottesbild des Koran ist übrigens genau so: Allah will die Ungläubigen auf ewig in der Hölle bestrafen.)

        Das neue Testament lehr uns anderes: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ (1. Tim 2,14) Das ist der Wille unseres Gottes!

        Dennoch kann und darf ich auch nicht übersehen, dass in der ganzen Bibel (AT und NT!) immer wieder auch davon gesprochen wird, dass Menschen diesem Willen Gottes entgegen leben können, dass sie das Ziel, das Gott für sie hat, verpassen können und dass es am Ende der Zeiten auch so etwas wie ewige Verlorenheit geben wird.

        Meiner Meinung nach muss man die „Hölle“ (der Begriff passt jetzt eigentlich nicht mehr richtig) als die auf ewig zementierte Gottesferne verstehen (dieselbe Gottesferne, die wir auch hier schon erleben – insofern kann man auch von der „Hölle auf Erden“ sprechen). Wenn aber ein Mensch Gott niemals bei Gott ankommt, nie in seine Gegenwart eintritt, dann verfehlt er damit den Sinn seines Lebens. Er lebt an seinem eigentlichen Ziel vorbei. Er ist dann ein Verlorener.

        Es ist nicht Gott, der diese Verlorenheit herbei führen würde! Das wäre ein absurder Gedanke! Denn Gott hat alles getan, um uns Verlorene wieder zu finden. Nicht Gott schickt uns in die Verlorenheit, sondern ALLE ANDEREN WEGE FÜHREN in die Verlorenheit. Gott ist der einzige, der genau daraus erretten kann!

        Deshalb ist auch die ewige Gottesferne nicht sein Werk – es ist schlicht die Konsequenz aus einem gottlosen irdischen Leben.

        Die Vorstellung von einem Gott, der in sadistischer Freude Strafen verhängt und Qualen zufügt, ist eine unerträgliche Verzerrung von Gottes Wesen. Wenn Du solch eine Vorstellung ablehnst, dann bin ich ganz bei Dir.

        Dennoch finde ich die Angst vor der ewigen Verlorenheit durchaus angemessen. Aus dieser Angst rettet eben nur der allmächtige Gott, der selbst die Liebe ist.

        Das klingt für mich nicht absurd, sondern sehr plausibel.

        Antworten
        • Rolf Krüger says:

          Hallo John,

          es klingt mir, als wären wir nicht weit voneinander entfernt.

          Es stimmt, dass ich das obige Zitat eher gelesen habe als eine Angst vor einem Gott, der aktiv Menschen mit ewigen Qualen bestraft, weil sie kein Übergabegebet bei Billy Graham oder wenigstens Ulrich Parzany gesprochen haben (ich überspitze). Und da Gott alles geschaffen hat und er alles in allem ist (oder zumindest sein wird / 1. Kor. 15) und da Jesus als Licht der Welt durch alles hindurch scheint, sogar durch die Finsternis (Joh 1), muss ein solcher Glaube zwangsläufig davon ausgehen, dass Gott gleichzeitig Richter, Retter und Vernichter ist. Der Retter rettet die Delinquenten also vor sich selbst. Dass ist gerade in der evangelikalen Welt weit verbreitete Doktrin. Obwohl sich viele Menschen gar nicht bewusst sind, von was sie da in letzter Konsequenz ausgehen.

          Lese ich das Zitat im Licht deiner Darstellung, so könnte man es tatsächlich anders verstehen, allerdings dann weniger im Sinne von „Angst“ als eher im Sinne von „Sorge um das Seelenheil“. Ob es so gemeint war, wird nicht so schnell rauszufinden sein, es sei denn, ich würde denjenigen mal fragen. Mal sehen, vielleicht wäre das ganz interessant.

          LG,
          Rolf

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          • Johannes says:

            Lieber Rolf,

            danke für deine Erläuterungen. Eines habe ich aber noch nicht heraushören können: Gibt es nun aus deiner Sicht eine Verdammnis bzw. Gottesferne oder nicht?

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            • Rolf Krüger says:

              Jesus redet klar davon. Das sind nicht alles Methaphern.

              Und es wäre auch kaum angemessen, wenn Gott das Vergewaltigungsopfer mit seinem Vergewaltiger undifferenziert zusammen im Himmel feiern lassen würde. Zwischen den beiden ist etwas fundamental zerstört worden, auf allen Ebenen. Wenn da nicht Frieden geschaffen wird, dann wäre der Himmel für das Opfer ganz sicher nicht himmlisch.

              Es muss also eine Art von Versöhnung geben oder eben, wenn das nicht passiert, eine Trennung. Das gilt für das Verhältnis zwischen den Menschen und das Verhältnis zwischen Mensch und Gott. Es ist aber aus meiner Sicht eine selbstgewählte Gottesferne – die Trennung findet vor allem in meinem Kopf und in meinem Herzen statt. Da das allerdings voraussichtlich die einzige nach dem Tod verbleibende Komponente meiner eigenen Person ist, wird diese Trennung nach dem Tod schon sehr gewichtig. Oder sagen wir: ausschlaggebend?

              Dass sie allerdings ewig anhält und in einer von Gott mit allem Sadismus entworfenen Folter-Hölle stattfindet – das halte ich für eine sehr gewagte Vorstellung. Das jüdische Denken kennt eh keine Ewigkeit in unserem Sinne – übrigens auch keine Perfektion. Beides ist griechische Philosophie. Die Schöpfung war sehr gut – nicht perfekt. Perfektion ist statisch und lässt keinen Raum zum Wachstum und zur Entwicklung. Gerade diesen Auftrag haben die Menschen aber von Gott mitbekommen, siehe die Schöpfungsgeschichte.

              Die christliche Lehre ist über die Jahrhunderte, angefangen von Augustinus (der vor seinem Wechsel zum Christentum griechischer Philisoph war) und unter anderem fortgesetzt durch Thomas von Aquin stark mit griechischem Denken überzogen und durchdrungen worden. Durch diese Brille lesen wir heute alles, was wir in der Bibel lesen. Und die Brille ist ziemlich stark. Da ist es manchmal gar nicht so einfach, das herauszuarbeiten, was wirklich gemeint ist und das nicht hineinzulesen, was wir mit der Muttermilch aufgesogen haben.

              LG,
              Rolf

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              • Christian says:

                Der souveräne Gott – oder der souveräne Mensch? Das ist hier die Frage.

                Der möchtegern-autonome Mensch findet es unerträglich, von Gott bestraft zu werden: Er sucht sich die Hölle lieber selbst aus („selbst-erwählte Gottesferne“).

                Klar kennt das jüdische Denken Ewigkeit; ansonsten müsstest du folgern, dass unser Heil ebenfalls nicht ewig im Sinne von endlos ist.

                Antworten
  10. Christian says:

    „Aus Angst Christ werden – welch ein fürchterlicher Grund.“?

    Interessanterweise ist es ein Merkmal von geistlicher Erweckung, dass die Leute Angst haben:

    „Es kam auch alle Seelen Furcht an, und geschahen viel Wunder und Zeichen durch die Apostel.“

    „Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die solches hörten.“

    „Das aber ward kund allen, die zu Ephesus wohnten, sowohl Juden als Griechen; und es fiel eine Furcht über sie alle, und der Name des HERRN Jesus ward hochgelobt.“

    Es sieht so aus, als müssten wir uns eher Sorgen machen, wenn sich keiner mehr fürchtet;-)

    Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.

    Antworten
    • Rolf Krüger says:

      Welch eine fürchterliche Theologie…

      Antworten
      • Christian says:

        Nicht, wenn man weiterliest:

        „In der Angst rief ich den Herrn an, und der Herr erhörte mich und tröstete mich.“

        Antworten
        • Rolf Krüger says:

          Solches Denken ist eher zynisch, finde ich…

          Antworten
          • Christian says:

            Wenn der Geist Gottes Menschen ihrer Sünde überführt und sie Angst bekommen, so ist das ein Akt und ein Bestandteil der Gnade.
            Sie fühlen sich verloren und hilflos und unwürdig.

            „Da sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und fragten Petrus und die andern Apostel: Ihr Männer, was sollen wir tun?“

            Die Angst, verloren zu sein, hat ihr Herz vorbereitet.

            Erst dann konnte Petrus den Schlüssel in das jüdische Schlüsselloch stecken und umdrehen:

            „Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, welche Gott, unser Herr, herzurufen wird.“

            Und dreitausend Leute bekehrten sich auf einen Schlag!

            Was daran soll zynisch sein?

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            • Rolf Krüger says:

              Dass derjenige, vor dem bzw. vor dessen Strafe du Angst hast, dich dann trösten soll?

              Ich finde es generell etwas schwierig, wenn man ähnlich klingende Dinge in einen Topf wirft, um irgend etwas zu beweisen. Hier auch wieder: Nirgends steht etwas von Angst – und Betroffenheit ist keine Angst.

              Antworten
  11. Christian says:

    p.s

    Und falls jetzt jemand meint, Furcht sei keine Angst, sondern Ehrfurcht:
    In Apg. steht: „φόβος μέγας“!

    Mit Scheu und Ehrfurcht Gott gefällig zu sein, heißt in Heb. 12,28: „μετὰ εὐλαβείας καὶ δέους“. Das ist also was ganz anderes.

    Nein, die Leute überfiel der blanke Horror!

    Antworten
    • Rolf Krüger says:

      φόβος kann mit Furcht und mit Ehrfurcht übersetzt werden. εὐλαβείας ist ganz speziell noch mal die Gottesfurcht.

      Allerdings machst du aus meiner Sicht einen schweren Auslegungsfehler: Man darf nie aus Begebenheiten einen theologischen Satz ableiten. Es sind ganz spezielle Situationen, die du da zitierst. Im einen Fall sterben zwei Menschen (Hannanias und Saphira) vor den Augen der Zuschauer, kein Wunder, dass die da Angst bekommen. In der anderen Stelle stürzte sich ein Mensch, in dem ein böse Geist war, auf Christen „und überwältigte sie alle und richtete sie so zu, dass sie nackt und verwundet aus dem Haus flohen.“ Auch hier wundere ich mich nicht über eine gehörige Portion Angst unter denen, die davon hören.
      Das sind alles ungewöhnliche Situationen, aus denen man nicht Grundsätzliches ableiten darf, schon gar nicht, wenn es entgegen dem sonstigen biblischen Zeugnis steht.

      Der Vollständigkeit halber: In der dritten Stelle, die du nennst, wird die erste Gemeinde in Jerusalem beschrieben. Aus dem Zusammenhang ist nicht zu erkennen, dass irgendjemand Angst hat – hier muss φόβος klar mit Ehrfurcht übersetzt werden, auch wenn Bauer Aland das anders einordnet. Für mich ist kein inhaltlicher Grund dafür erkennbar.

      Du siehst, deine Behauptung, Angst sei ein Merkmal geistlicher Erweckung steht auf sehr dürren Beinen.

      Antworten
      • Christian says:

        Lieber Rolf,

        „Schwerer Auslegungsfehler“? Aufgrund einer festgelegten Überzeugung verwirfst du im Beispiel 3, wo von keiner äußerlich-beängstigenden Kraftwirkung des Geistes berichtet wird, die Primärbedeutung zugunsten einer seltenen Nebenbedeutung.

        Dabei wird geist-gewirkte Angst im Vorfeld der Bekehrung von Christen aller Jahrhunderte bezeugt.

        John Newton drückt es so aus:

        “T’was Grace that taught my heart to fear.
        And Grace, my fears relieved.
        How precious did that Grace appear
        The hour I first believed.”

        Christus selbst weist seine Jünger ausdrücklich an, nicht die Menschen zu fürchten, sondern Gott:
        „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.“ (Mt. 10,28) Dies wird flankiert von Heb. 10,31: „Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“

        „Wollt ihr mich nicht fürchten? spricht der Herr, und vor mir nicht erschrecken?“ (Jer. 5,22). Keine Gewissheit ohne Zweifel, keine Buße und Liebe ohne Furcht.

        Du siehst: Du argumentierst gegen das Offensichtliche.

        Viele Grüße, Christian

        Antworten
  12. Christian says:

    Ich gelange mehr und mehr zu der Überzeugung, dass in den gegenwärtigen Debatten (besonders mit den Emergent-Missionalen) das „jüdische Denken“, unabhängig vom Befund, für alle tagesaktuellen Ansichten herhalten muss, während die gegnerische Ansicht grundsätzlich „griechisches Denken“ und daher abzulehnen ist.

    Etwas mehr Recherchen bitte, etwas mehr Genauigkeit!

    Antworten
    • Rolf Krüger says:

      Zum Thema Recherche und Genauigkeit siehe mein Post von gerade eben.

      Antworten
      • Christian says:

        Ich meinte die allgemeinen unqualifizierten, unbelegten Halb- bis Unwahrheiten, die über die sogenannte „jüdische Denke“ verbreitet werden, um eigene Thesen zu flankieren und den traditionellen christlichen („griechisch unterwanderten“) Glauben zu diskreditieren und neu zu erfinden.
        Ständig lese ich, was die „jüdische Denke“ alles überhaupt nicht kennt: Kein Konzeptdenken, keine Ewigkeit, keine Perfektion, keine Dogmen, keine Hölle, keinen Gott an sich (nur in Beziehung zum Menschen), kein dies und kein das, welches, wenn man es zusammenfasst, zufällig in der Summe dem (post)modernen Denken der emergenten Theologen entspricht.

        Antworten
        • Rolf Krüger says:

          Und? Kennt das jüdische (alttestamentliche) Denken Ewigkeit, Perfektion, Hölle? Was du mit „kein Konzeptdenken“ und „Keinen Gott an sich“ meinst, verstehe ich nicht – das habe ich auch noch nie im Zusammenhang mit emergenter Theologie gehört.

          Antworten
          • Christian says:

            Ja, Ewigkeit (ebenso wie Vollkommenheit) ist eine Eigenschaft Gottes, und weil Gott lebt (der ewige Gott ist der lebendige Gott), sind sein Handeln und sein Heil ewig (Jes. 45,17), sein Bund währt ewig (Jes. 55,3), sein Wille ist unanfechtbar (2Mose 12,14 ff, 27,21). Deshalb ist alle Zeit korrelativ zum geschichtlichen Handeln des ewigen, lebendigen Gottes.

            Im AT ist Zeit relational, die Zeitlichkeit ist in Gottes Zeitlosigkeit eingebunden. Durch unsere Beziehung zu Gott und als ein Volk, das nach seinem Ebenbild erschaffen ist, ist Ewigkeit in unser Herz gelegt (Pred. 3:11, Elberf.), auch wenn wir in unserer Gefallenheit und Geschöpflichkeit nur eine begrenzte Perspektive haben.

            „Israel aber wird erlöst durch den HERRN, durch eine ewige Erlösung, und wird nicht zu Schanden noch zu Spott immer und ewiglich.“

            Antworten
            • Rolf Krüger says:

              Nur, dass die Hebräer in Zeitaltern denken und Ewigkeit entsprechend „von Zeitalter zu Zeitalter“ heißt. Natürlich kennt der Hebräer also Ewigkeit, aber er denkt sie anders.

              Selbes Spiel können wir jetzt sicher für die anderen Begriffe durchgehen – das nützt nur nichts, weil es nicht um die Existenz der Begriffe geht, sondern um ihre Interpretation. 🙂

              Antworten
          • Christian says:

            „Was du mit “kein Konzeptdenken” und “Keinen Gott an sich” meinst, verstehe ich nicht…“

            Ich schrieb ja, dass verschiedene Leute alles Mögliche damit begründen, dass die Juden so nicht dachten.

            Z. B. Herr Christof Lenzen hat in der Zeit, als er noch bloggte, ständig seine Abneigung gegen Dogmen, Konzepte, Bekenntnisse, Theologie im allgemeinen, Aussagen über „Gott an sich“ etc. damit begründet, dass das „hebräische Denken“ so etwas gar nicht kennt. Gott ist immer Beziehung, immer dialektisch etc. dasselbe, was witzigerweise auch Karl Barth schon schrieb.

            Herr Peter Aschoff hat seine Abscheu vor dem Gedanken der Erbsünde, der Hölle und vor allem des stellvertretenden Sühnopfers eben ganau damit begründet, dass solches Denken dem Hebräer fern ist.

            Und so könnte ich fortfahren: Dallas Willard, Rob Bell, N. T. Wright: sie alle wissen genau, was dem jüdischen Denken absolut fremd ist, nämlich genau das, was sie selbst befremdlich finden.

            Antworten
            • Rolf Krüger says:

              Ich will dir nicht zu nahe treten, aber mich würde interessieren: Was macht dich so sicher, dass du so genau weißt, was das Denken und Fühlen der Autoren des Alten Testaments (und generell der Bibel) ausmachte?

              Antworten
  13. Christian says:

    Nun, ich nehme die Bibel (AT und NT) in erster Linie als Offenbarung des Dreieinen Gottes. Zwar von Menchen mit einem bestimmten Hintergrund und in unterschiedlichen Stilen geschrieben, ist diese Offenbarung aber dennoch für alle Völker und alle Zeiten klar und verständlich.
    Genau gegen diese kulturrelativistischen Spitzfindigkeiten von (damals) römischer wie humanistischer, heute existenztheologischer, wie emergenter Seite („alles ist kontextlich“, „wer meint, es gäbe eine unverfälschte Heilige Schrift, ist im Irrtum begriffen“) hat Luther sein „claritas scripturae“ gesetzt.
    Fehlt noch, dass sich eine neue Priesterkaste herausbildet, die firm im Deuten jüdischer Denke ist, damit nicht jeder Laie meint, die Schrift nach ihrem Wortlaut und offensichtlichen Sinn deuten zu können;-)

    Viele Grüße, Christian

    Antworten
  14. Christian says:

    Es nicht unsere Aufgabe, „hebräisch“ oder „jüdisch“ zu denken, sondern geistlich.
    Paulus stellt beide auf eine Seite: Juden und Griechen, und stellt ihnen beiden den christlichen Prediger gegenüber:

    „Während nämlich die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, predigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit.“

    Und als Petrus Jesus „Christus, des lebendigen Gottes Sohn“ nennt, stellt dieser fest:

    „Selig bist du, Simon, Jona’s Sohn; denn Fleisch und Blut [dein jüdisches Denken, deine kulturelle Tradition] hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“

    Antworten
  15. Harry says:

    Lieber Rolf,

    habe diesen Artikel (Perle) jetzt erst entdeckt.

    Hier hast du mMn selbst die besten Beiträge verfasst.

    😉 🙂

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