Gott gibt uns Freiheit im Denken und Handeln. Damit aber schränkt er sich – freiwillig – ein: Uns Freiheit zu geben heißt, mit unseren Entscheidungen zu leben. Das Böse in der Welt ist der Preis der Freiheit. Aber Gott steht nicht untätig daneben.
- Eine Weisheit sagt: Wenn du jemanden liebst, lass ihn frei. Kommt er zu dir zurück, weißt du, dass dir sein Herz gehört. Kommt er nicht zurück, weißt du, dass es dir nie gehört hat.
- Indem Gott uns die Fähigkeit zur freien Entscheidung gibt, schränkt er sich freiwillig ein. Gott hat entschieden, unsere Entscheidungen zu respektieren. Das bedeutet: Nicht verhindern, dass wir Falsches tun. Oder gar Böses. Damit aber begrenzt er seinen Handlungsspielraum.
- Denn wenn Gott regelmäßig eingreifen würde in die Entscheidungen von Menschen, wenn wir also nichts Falsches tun könnten – dann gäbe es weniger Schmerz und Leid. Aber auch keine Freiheit. Unser Handeln wäre letztlich von Gott vorgegeben. Keine Fehler. Kein Versagen. Keine Verantwortung. Keine Güte. Keine Leidenschaft. Keine Liebe. Letztendlich auch keine Würde. Der Theologe Helmut Thielecke nennt es das „Risiko Gottes“. Dem Menschen einen freien Willen zu geben – mit all seinen Konsequenzen – das war die bewusste Entscheidung eines liebenden Schöpfers. Er beschenkt seine Geschöpfe mit einem der höchsten Werte: Der Freiheit. Das Böse in der Welt ist der Preis dafür. Wer möchte tauschen?
- Das aber ist nur die halbe Wahrheit. Wenn Gott uns unsere Freiheit lässt, heißt das nicht, dass er daneben steht und nichts tut. Gott geht uns nach, umwirbt uns, bewahrt uns, korrigiert uns, legt uns Steine in den Weg oder ebnet Pfade, flüstert uns zu, schreit uns ins Ohr, macht uns manchmal regelrecht Angst. Aber Gott lässt uns mit unserer Freiheit nie im Stich. Besser als der Poet Richard Beck kann man es nicht sagen: Gott ist der Troubadour unter unserem Fenster, der uns Liebeslieder singt. Er ist der Vater, der den davongelaufenen Sohn weiter über alles liebt. Er ist der Gefängsnisseelsorger, der den Mörder in der Zelle besucht. Gott kümmert sich – immer. Gott respektiert unser Freiheit. Aber er steht nie tatenlos an der Seitenlinie.
Kommentare
4 Kommentare auf "Geheimnisse des Glaubens (2): Der Preis der Freiheit"
Ich zitiere: Gott geht uns nach, umwirbt uns, bewahrt uns, korrigiert uns, legt uns Steine in den Weg oder ebnet Pfade, flüstert uns zu, schreit uns ins Ohr, macht uns manchmal regelrecht Angst.
Hi Rolf.
Wie willst Du einem Athesisten erklaeren, dass Gott im gleichen Moment mit Dir und ebenso mit mir hier in Suedafrika ist. Ich habe eine Antwort gefunden, waere aber interessiert wie Du das erklaerst.
Danke fuer jede Reaktion
Grüße nach Südafrika! 🙂
Ich denke, Gottes Möglichkeiten sind nicht mit den unserigen vergleichbar. Wenn Gott tatsächlich diese Erde erschaffen hat, dann hat er ja ganz offensichtlich mehr Spielraum als wir ihn haben. Solch eine Frage ist m.M. nicht geeignet, um der Frage Gott näher zu kommen. Wenn er nicht an einen Gott glauben kann, der sich unserem Raum-, vielleicht sogar unserem Zeitgefüge entzieht, dann wird er auch nicht an einen Gott glauben, der diesem unterworfen ist.
Aber deine Antwort, die du gefunden hast, würde mich sehr interessieren…
LG,
Rolf
Ich kann das voll akzeptieren, da gibt es kaum etwas hinhzu zu fügen.
Das ist zwar keine Antwort aber eine Reaktion, die jedoch einem Fragenden nicht weiterhilft. Mir ists genug wenn ich glaube hilft keinem Menschen weiter, dr auf der Suche nach der Wahrheit ist.
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