…ein was? Man wünscht sich ein „frohes neues Jahr“ oder in frommen Kreisen ein „gesegnetes“. Aber ein Krautgericht?
Die Jahreslosung, die uns im frisch angebrochenen Jahr 2011 begleiten soll, ist eine ganz wunderbare – aber gleichzeitig eine utopische: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem (Römer 12,21)! Ein Ratschlag, ja ein Gebot, dass sich nicht nur die Politik zu Herzen nehmen sollte (wann ist ein Krieg wirklich angebracht?), sondern auch wir alle in unserem täglichen Streben.
Stellt euch vor, wir würden alle so handeln: Wenn ein Nachbar Streit mit uns anfängt, dann würden wir uns nicht in der ganzen Nachbarschaft über ihn beschweren, sondern mit ihm besprechen, wie wir seinem Anliegen gerecht werden können. Wenn es Auseinandersetzungen in der Familie gibt, dann würden wir nicht auf stur schalten, sondern alles versuchen, um Versöhnung zu erreichen – vielleicht selbst, wenn wir dabei den Kürzeren ziehen.
Wenn uns jemand Böses getan hat, und sei es Jahre her, dann würden wir den ersten Schritt gehen, um unseren gegenseitigen Ärger (oder sogar unseren regelrechten Hass aufeinander) zum Guten hin zu verändern?
Doch wie macht man das? Wie bleibt die Jahreslosung nicht nur eine schöne Utopie? Wie nehmen wir dieser Aufforderung das resignierende Gefühl, dass wir zu groß abbeissen müssten, um sie zu erfüllen? Und dass wir uns daran zwangsläufig verschlucken werden?
Da kommt die alte, jüdische Volksweisheit aus dem Buch der Sprüche, die heutige Tageslosung, vielleicht gerade richtig: „Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass.“ Lasst euch diesen Satz auf der Zunge zergehen. Mundet er? Und nun vermengt ihn mit dem Anspruch der Jahreslosung. Merkt ihr, wie dieser schmilzt zu einer duftenden, schmackhaften – und essbaren – Portion?
Wer das Böse mit Gutem überwinden will, der muss kleine Schritte gehen. Den Anfang macht nicht ein staatstragendes Gespräch oder eine riesige Aktion. Sondern eine kleine Geste. Da bekommt das Famienmitglied, mit dem wir Jahre nicht mehr gesprochen haben, eine kleine Schokotafel zum neuen Jahr geschickt. Da bekommt der streitsüchtige Nachbar einen kleinen Kuchen zum Geburtstag. Ein solcher Türöffner kann der erste Schritt sein zum Wahrmachen dieser wunderbaren Jahreslosung.
Wenn wir also der große Portion Hass, die uns entgegen schlägt (oder die in uns selbst schlummert) mit kleinen Portionen Liebe begegnen, dann könnte das Jahr 2011 wahrlich ein Jahr der Versöhnung werden. Das wäre dann – ein gutes Jahr!
Kommentare
Ein Kommentar auf "2011: Ein herzliches Krautgericht zum neuen Jahr!"
Ein schöner Spruch – ein schöner Artikel!
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