So, die Klimakonferenz ist gescheitert. Nicht mal das völlig nichtssagende Kompromisspapier von Obama wurde beschlossen, sondern nur „zur Kenntnis genommen“. Prima. Jetzt kann jeder weitersündigen. Verstehe einer, wieso es den meisten Regierungschefs offenbar schnuppe ist, was mit unserem Planeten passiert. Das Hemd ist mir eben Näher als die Jacke.
Wenn ich mir den Bericht bei welt.de durchlese, dann scheint mir allerdings eins eine wichtige Lehre aus der Sache zu sein: Politische Gipfeltreffen sind denkbar ungeeignet, ein solch wichtiges Thema zu lösen. Da geht nach zähen Verhandlungen ein entnervter Barack Obama auf die Suche nach dem chinesischen Premier, findet ihn in einem Konferenzzimmer mit Indien und Südafrika, stürmt hinein und liefert eine peinliche Show ab. Da halten diese vier ohne andere Deligationen zu informieren eine Pressekonferenz und erklären ihr Papier für das Ergebnis des Gipfels. Da schlafen Deligierte reihenweise an ihren Tischen ein und lassen sich so von Fotografen ablichten. Vorher haben dieselben Leute teilweise 10 Stunden in einer Schlange vor dem Tagungsgebäude ausgehalten, um überhaupt Eintritt zu erlangen. Und dann sollen diese Menschen über die Zukunft der Menschheit abstimmen, obwohl sie in diesem Moment im besten Fall gegen den starken Wunsch ankämpfen, die Rettung der Welt gegen ein weiches Bett auszutauschen. Im schlechtesten Fall ist ihnen alles nur noch egal.
Dass in so einer Stimmung und unter so einem Druck nur faule Kompromisse herauskommen können – und in Kopenhagen ist nicht mal das gelungen – wirft ein fatales Licht auf das Konzept der Politikgipfel. Warum sollten in nächtlichen Sitzungen übermüdete Staatschefs bessere Lösungen ausarbeiten als unter normalen Bedingungen von ihrem eigenen Schreibtisch aus und in bilateralen Gesprächen?
Ist es das Problem, dass wir Themen oft in unserer Medienflut nur noch ernst nehmen, wenn sie ein Gesicht haben und auf einen konkreten Termin fokussiert sind? Schwer zu sagen. Gipfeltreffen allerdings, bei denen die ganze Welt gespannt ein konkretes Ergebnis erwartet, machen ganz offensichtlich keinen Sinn. Wir können nur hoffen, dass Kopenhagen dem Kampf gegen den Klimawandel nicht nachhaltig geschadet hat. Viel Lust auf eine Fortsetzung des Themas unter diesen Bedingungen hat vermutlich niemand.
Kommentare
Ein Kommentar auf "Klimakonferenz: Das falsche Tool?"
Vielleicht ist NICHTS aber besser als ein nichtssagender Kompromiß. Denn mit NICHTS in der Hand kann niemand sagen, „wir haben aber so viel erreicht“.
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