Weisheit des Tages: Töten ist süß, getötet zu haben ist schrecklich

Gestern ist mir – ich weiß gar nicht mehr in welchen Zusammenhang – ein Satz untergekommen, den ich mir eingeprägt habe:

„Töten ist süß, getötet zu haben ist schrecklich“

Ich glaube und hoffe natürlich nicht, dass ich Töten je als süß empfinden werde. Aber bezieht man diesen Satz generell auf Schuld, so enthält er eine große Wahrheit.

Wer kennt das nicht? Man ist dabei, etwas zu tun, was man eigentlicht nicht will und von dem man weiß, dass es nicht gut ist, dass es nicht Gottes Vorstellungen von gutem Leben entspricht. Schon Paulus hatte damit zu kämpfen und seufzte: “ Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ (Römer 7, 24)

Altmodisch gesagt: man sündigt. Aber in diesem Moment fühlt es sich gut an oder zumindest nicht so wahnsinnig verkehrt. Es schwirren tausend Ausreden im Kopf und die meisten sind wirklich stichhaltig. Und irgendetwas in einem sehnt sich danach, es endlichzu tun, vielleicht, es hinter sich zu haben. Etwas sehnt sich  nach dem süßen Geschmack der Sünde und beschwichtigt alle Gedanken an das, was daraus folgt.

Und dann tut man es – und danach kommt die Leere. Diese Mischung aus Reue und Enttäuschung. Und das Bewusstwerden der Konsequenzen. Und dann die hektische Betriebsamkeit, um die eigene Schuld wieder gut zu machen. Oder zu verdecken, damit ja niemand herausfindet, was man da getan hat.

Wenn ich jetzt als konkretes Beispiel das berühmte Stück Kuchen anführe, dann wird mir der Wind des Spotts ins Gesicht schlagen – ich spür ihn schon. 🙂

Und das mit Recht, kämpfen wir doch unablässig und inbrünstig darum, dass der lebens- und ewigkeitsrelevante Begriff „Sünde“ nicht damit verharmlost wird.

Trotzdem ist, so glaube ich, der Mechanismus der gleiche wie bei richtigen Sünden; bei Schuld, die nicht nur mich, sondern auch andere schädigt – und dazu meine Beziehung zu Gott.

So waren wir heute in der Stadt um einzukaufen und kurvten bereits minutenlang auf dem völlig überfüllten Parkplatz herum, als wir zwei Frauen in ihr Auto steigen sahen. Freudig stellte ich mich in Position und setzte den Blinker. Die beiden Damen brauchten etwas länger und ungefähr als sie den Rückwärtsgang einlegten fuhr ein Audi an mir vorbei und bezog etwas weiter vorne Position.

Inzwischen waren die beiden Damen umständlich aus der Parklücke gekurvt und ich setzte an…. in diesem Moment fährt besagter Audi rückwärts in meine Parklücke!

Klassischer Fall von unterirdischer Frechheit, wallt es in mir. Ich hupe, aber der andere zuckt nur mit den Schultern und fährt weiter in meine Parklücke. Mein Adrenalinpegel steigt – und just an dieser Stelle beginnt der süße Geschmack von Rechthaberei meinen Gaumen zu betören. Es ist doch korrekt, was du hier machst, du kämpfst für die gute Sache, stehe auf gegen die Ungerechtigkeit!

Also steige ich aus, um den Kerl zu Rede zu stellen und schimpfe, welch eine Frechheit das sei, ich würde doch schon fünf Minuten warten und blinken.

Der beharrt auf seinem Recht und stellt den Motor ab. Und ich schmipfe nur im Weggehen, das ich das unmöglich fände und ich hier mit meinen zwei Kindern jetzt umsonst gewartet hätte.

Offensichtlich hat ihn das oder seine auf dem Beifahrersitz wartende Freundin erweicht, denn als ich wieder in unseren Wagen stieg, fuhr der Audi doch noch aus der Parklücke und zog ab.

Sieg nach Punkten! Aber in dem Moment kroch auch besagtes fahles Gefühl in mir hoch, diese Mischung aus Reue und Enttäuschung: So richtig viel hast du von deinem Sieg nun auch nicht. Einen Parkplatz, toll! Aber für den Preis, dass du jetzt einem Typen „kennst“, den du nicht unbedingt gleich wieder auf dem Weihnachtsmarkt oder am Ende im nächsten Gottesdienst begegnen willst (auch wenn ich ihn ja nicht beleidigt habe, trotzdem wars irgendwie unerfreulich…).

Es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben als ihm Frechheit vorzuwerfen. Aber das hätte wohl in diesem Moment nicht so süß geschmeckt. Aber es hätte mir auch den bitteren Nachgeschmack erspart.

Das ist ja nur ein harmloses Beispiel. Sündigen ist süß, aber gesündigt zu haben, schmeckt fad und ist oft genug auch wirklich schrecklich. Deshalb will Gott uns vor den Konsequenzen der Sünde bewahren. Eigentlich nett von ihm, oder? Würden wir nur nicht immer gleich Repressalien hinter seinen Geboten vermuten… 😉

P.S.: Ich fange gerade das neue Buch des Benedektiner Abtprimas Notker Wolf über die Zehn Gebote an. Klingt vielversprechend und passt zu diesem Thema. Denn auch die Zehn Gebote sind nichts andres als Regeln, die Leben emöglichen. Ich bin gespannt…

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Kommentare

2 Kommentare auf "Weisheit des Tages: Töten ist süß, getötet zu haben ist schrecklich"

  1. MISSIONLIVE says:

    mir stellt sich die frage warum wir uns immer wieder so schnell zur sünde hin ziehen lassen und sogar wenn in uns eine stimme sagt tue es nicht, lass es sein,und wir genau wissen das es falsch ist so zu handeln, es trozdem tuen

    Gruß

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  2. Wolfram says:

    Da frag ich mich allerdings, ob das wirklich „Sünde“ ist, den Autofahrer – nein, nicht mal! sondern sein Verhalten! – als frech zu bezeichnen. Ist es Sünde, die Dinge beim Namen zu nennen?

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